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Schattenbruch

Schattenbruch

Titel: Schattenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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das Wort ab. »Zunächst muß ich erfahren, was mit meiner Frau geschehen ist. Lebt Jundala? Wißt Ihr, wo sie sich aufhält?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Jundala Geneder verschwand an dem besagten Tag. Niemand weiß etwas über ihr Verbleiben. Es tut mir unendlich leid, Baniter.« Tatsächlich ließ Sinustres Stimme jegliche Anteilnahme vermissen. »Doch was Eure Kinder angeht - sie sind wohlauf. Eure älteste Tochter war weise genug, sich dem Kaiser nicht in den Weg zu stellen und zugunsten der Tathril-Priester abzudanken. Uliman hat sie in Gehani unter Bewachung stellen lassen - doch sie und ihre Schwestern leben, und dies läßt sich nicht von allen Angehörigen der Fürstenfamilien sagen.«
    Baniter atmete auf.
Mein kluges, kleines Kätzchen … während der Luchs in der Falle sitzt, beschützt du den Rest unserer Familie.
Doch so sehr ihn diese Nachricht freute, desto mehr beunruhigte ihn Jundalas Verschwinden.
    Es
sieht ihr nicht ähnlich, Sinsala in dieser Lage allein zu lassen. Sie hätte nach meiner Gefangennahme sofort nach Gehani zurückkehren müssen. Es muß ihr etwas zugestoßen sein.
»Uliman Thayrin hat also im Kaiserreich gründlich aufgeräumt …«
    »Wer sich nicht unterwarf, wurde beiseite gefegt. Mehrere Familien probten den Aufstand; die Suant auf Swaaing und die Fhonsa in Thoka - doch in beiden Fürstentümern gab es genug Verräter, die sich bei dem neuen Kaiser beliebt machen wollten. Die Flotte verweigerte den Suant die Gefolgschaft und lief zu Uliman über, ebenso die meisten Ritterorden. Schließlich übernahm die Tathril-Kirche in ganz Sithar die Macht, und die letzten Angehörigen der Fürsten wurden eingekerkert. Andere Familien waren weiser und ergaben sich, so wie Eure Tochter. Die Thim und Imer heuchelten gar Zustimmung für den Fürstenmord. Inzwischen haben in nahezu allen Fürstentümern die Priester aus Troublinien das Sagen.« »Das war zu befürchten«, knurrte Baniter. »Doch warum haben die Gegner der Kirche dies zugelassen? Setzten sich die Weißstirne nicht zur Wehr?«
    »Nhordukael und seine Anhänger verhielten sich still. Die einzige Nachricht, die uns aus dem Hochland erreichte, war jene von Nandars Zerstörung.«
    »Nandar wurde zerstört?«
    »Ein Erdbeben … das Auge der Glut richtete seine Magie gegen die Stadt und legte alles in Trümmer. Die Nihirdi - auch sie hatten sich gegen den Kaiser gewandt - mußten fliehen. Sie haben sich in der Seenlandschaft von Jocasta versteckt; seitdem gibt es kein Lebenszeichen von ihnen. Dem Kaiser freilich kam Nhordukaels Eingreifen gelegen, denn die Nihirdi waren die einzigen, die ihm hätten gefährlich werden können. Denn der Klippenorden hat bittere Rache für Binhipars Ermordung geschworen. Er zog seine Einheiten von den Küsten ab und kehrte nach Palidon zurück. Hätte Nhordukael nicht kurz darauf Nandar vernichtet, wäre die Stadt ein lästiges Widerstandsnest für den Kaiser geworden.«
    Nachdenklich strich sich Baniter über die kurzgeschorenen Haare. Er bezweifelte, daß Nhordukael die palidonische Hauptstadt aus taktischen Erwägungen in Trümmer gelegt hatte. Wollte der junge Priester erneut seine Macht unter Beweis stellen? Oder war ihm die Herrschaft über das Auge der Glut entglitten? Ebenso erstaunlich war der Aufstand des Klippenordens. Denn dies konnte nur eines bedeuten: Binhipar Nihirdi war tatsächlich aus dem Palast entkommen; nur er besaß genügend Einfluß, um die Ritter gegen Uliman aufzuhetzen.
Zwei Mitglieder des Thronrats leben also - verfeindet bis aufs Blut und doch die einzigen, die sich dem Kaiser in den Weg stellen können.
    »Ihr seht, Fürst Baniter - Sithar befindet sich in einer außergewöhnlichen Lage. Der Kaiser hat das Undenkbare gewagt und die Nachfahren der Gründer ermordet. Er hat dies keineswegs vertuscht, sondern offen als Akt der Rache vertreten; er hat den Fürstenfamilien die Macht entzogen und sie der Kirche übertragen. Das Volk sah dem Umsturz schweigend zu; kaum jemand wagte es, Uliman anzuprangern.«
    »Das wundert mich nicht. Der Ansturm der Goldei lähmt die Menschen. Was kümmert es sie, ob Kaiser oder Thronrat das Reich regieren, solange ein Echsenheer unsere Länder bedroht? Wer nicht aus Verzweiflung zu den Weißstirnen übergelaufen ist, wartet in Ohnmacht auf das Ende der Schreckenszeit.«
    »Ein solches Ende ist nicht in Sicht. Zwar haben die Goldei ihre Schiffe aus dem Silbermeer zurückgezogen, doch in Arphat hat sich das Blatt zu ihren Gunsten gewendet. Sie

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