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Schattenbruch

Schattenbruch

Titel: Schattenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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sind bis nach Praa vorgedrungen; bisher konnte das vereinigte Heer der Arphater und Sitharer die Stadt halten - aber wie lange noch? Wenn die Verteidigungslinie von Praa fällt, sind wir verloren. Dann ist Sithar den Echsen ausgeliefert - zumal sich das Heer nach dem Tod der Fürsten kaum zusammenhalten läßt.«
    »Hat Uliman nichts unternommen, um es zu stärken?«
    Sinustre schüttelte den Kopf. »Er war damit beschäftigt, seine Macht in den Fürstentümern zu sichern. Das Schicksal des Heeres kümmerte ihn nicht. Varas Bürgerschaft ließ er ausrichten, daß er keine Truppen benötige, um die Goldei zurückzuschlagen.«
    Was
mag im Kopf dieses Kindes vorgehen?
Baniter blickte Sinustre fest in die Augen. »Jemand muß ihn aufhalten. Seine magischen Kräfte machen Uliman unberechenbar, und er begreift nicht, in welcher Gefahr wir schweben. Es gibt nur einen Weg, um Sithar zu retten - der Kaiser muß beseitig werden, je eher, desto besser.«
    Sinustre Cascodi wirkte erleichtert. »Ich hatte auf diese Antwort gehofft. Auch wir Bürger von Vara wollen nicht zusehen, wie ein Kind unser Reich zugrunde richtet. Doch einen solchen Aufstand kann nur einer anführen - Ihr, Baniter! Deshalb bin ich gekommen … um Euch zu befreien.«
    Baniter glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. »Ihr wollt mich auf den Arm nehmen! So sehr Euch der Hauptmann meiner Wachgarde auch zu verehren scheint - er wird gewiß nicht seinen Kopf riskieren und mich entkommen lassen.«
    »Natürlich nicht. Ihm wäre der Galgen sicher, und mir ebenso. Doch es gibt andere Möglichkeiten, Euch herauszuholen. Unterschätzt niemals meine Beziehungen.«
    »Dann seid so liebenswürdig und weiht mich in Eure Pläne ein.«
    Spielerisch zupfte Sinustre an dem gelben Schal, der ihre Hüften umgab. »Es ist besser, wenn Ihr nichts davon wißt. Vertraut mir einfach - so wie ich Euch vertraue.«
    Nur mühsam hielt Baniter seinen Zorn zurück. »Eure Geheimniskrämerei in Ehren, aber in diesem Fall verzichte ich auf eine Befreiung. Ich werde mein Leben nicht sinnlos aufs Spiel setzen.«
    »Euch wird nichts anderes übrigbleiben«, erwiderte Sinustre. »Wir brauchen Euch, das wißt Ihr nur zu gut. Ihr seid neben Uliman der letzte Fürst des Silbernen Kreises, der einzige Nachfahre der Gründer. Wenn der Kaiser stürzt, wird das Volk alle Hoffnung auf Euch richten.«
    Baniter verwarf endgültig den Gedanken, Sinustre sein Wissen um Binhipars Flucht anzuvertrauen.
Soll sie ruhig in mir den einzigen Überlebenden des Fürstenmordes sehen. Denn falls sie von Binhipar erfährt, könnte sie ihm diesen Pakt anbieten und mich in Gendor versauern lassen.
    »Nun, Baniter - können wir auf Eure Hilfe zählen?«
    »Mir bleibt wohl nichts anderes übrig«, knurrte Baniter. »Verratet mir wenigstens, wie Ihr Euch den Aufstand gegen Uliman vorstellt. Immerhin kann der Kaiser auf die Unterstützung der Kirche und der Ritterorden zählen.« »Das ist richtig, doch hier in Vara ist seine Position schwach. Zwar lagern rund um die Stadt einige hundert kaisertreue Ritter, doch der Hafen und die wichtigsten Viertel werden von der Stadtgarde kontrolliert - und die setzt sich aus Bürgern von Vara zusammen. Selbst im Palast hat Uliman nicht das Sagen. Fast tausend Arphater beschützen das Leben ihrer Königin, die sich im Südflügel verschanzt hat; es heißt, Inthara habe seit dem Fürstenmord kein Wort mehr mit ihrem reizenden Gatten Uliman gewechselt.«
    Ob Inthara weiß, daß ich noch lebe ?
Baniter entsann sich des Abends, an dem ihm die arphatische Königin ihre Leidenschaft gestanden hatte.
Für dich nahm ich diese ganze Bürde auf mich - den Krieg gegen die Goldei, das Bündnis mit Sithar, die lächerliche Eheschließung mit einem zwölfjährigen Knaben.
Dies waren ihre Worte gewesen; Inthara liebte ihn, liebte Baniter seit seinem Aufenthalt in Praa, und der Verdacht, daß er in jener rauschhaften Nacht im Norfes-Tempel ein Kind mit ihr gezeugt hatte, ließ ihn nicht los.
    »Es heißt, die Königin sei Euch sehr zugetan«, fuhr Sinustre mit süffisanter Stimme fort. »Wenn wir sie auf unsere Seite ziehen könnten, wäre Uliman erledigt. Ein Mann wie Ihr weiß bestimmt, wie sich Intharas Gunst gewinnen läßt …« Sie ließ ihren Schal ein winziges Stück nach unten rutschen.
    »Eure Methoden sind nicht die meinen«, sagte Baniter knapp. »Zunächst muß ich meinem Gefängnis entrinnen. Ich frage Euch noch einmal, Sinustre - wie wollt Ihr mich befreien? Und wann?«
    »Wir werden eine

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