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Schattenbruch

Schattenbruch

Titel: Schattenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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mit ihm seine Anklagen gegen die Tathril-Kirche, schmähte im Zeichen der Rose das Andenken Durta Slargins. Was hast du mit dieser Sekte zu schaffen?«
    Sie schmiegte sich gegen seine warme Hand. Dann begann sie zu reden; erzählte ihm von Bars Balicor, von der Spaltung der Kirche, von dem Auftauchen des unheimlichen Priesters Rumos, der sie in seine Dienste genommen hatte. Sie erzählte von der Befreiung des Leuchtturms, von den Erben Varyns, von Rumos' Tod, als Gyrs Flotte ihr Schiff aufgebracht hatte. Und sie erzählte von der Flamme, der Ewigen Flamme, die sie zu ihrem königlichen Bruder geführt hatte.
    Tarnac lauschte geduldig. Unterdessen stürmten Wachen in die Halle; fast vierzig Gyraner mit gezückten Waffen, die voller Schrecken die gefallenen Wächter auf den Stegen bemerkt hatten und nun ihren König verteidigen wollten. Doch statt einer Attentäterin fanden sie nur jenes seltsame Paar in der Halle vor: der König, ruhig und gelassen neben dem Pult, und vor ihm die rothaarige Frau, mit gesenkter Waffe und gesenktem Blick. Als die Gyraner näher kamen, um sie von dem König zu trennen oder ihr zumindest das Schwert abzunehmen, gebot Tarnac ihnen Einhalt; er wollte hören, was Ashnada ihm zu sagen hatte.
    Als sie geendet hatte, wiegte Tarnac noch immer das Knochenstück in seiner Hand. »Die Ewige Flamme … nun ahne ich langsam, was es damit auf sich hat. Dieser Bathaquari, Rumos Rokariac, hat etwas sehr Wertvolles entdeckt; einen Gegenstand von großer Macht, und er hat sich ihrer bedient, auch wenn es ihn den Verstand kostete.« Er hob das Knochenstück in die Höhe. »Als Bathos der Scharfzüngige vor vielen Jahrhunderten seine Schriften verfaßte, behauptete er, Durta Slargin habe die Menschheit belogen, und um dies zu beweisen, schickte er seine Jünger aus, nach dem Körper des Weltenwanderers zu suchen, der nach der Bändigung der Quellen in der Wüste von Arphat verschwunden war.« Der König hielt kurz inne. »Es scheint, als wären die Bathaquari tatsächlich fündig geworden. Dieser Knochen muß zu Durta Slargins Leichnam gehören; seine Gebeine waren durchdrungen von der Kraft der Sphäre, die er so viele Jahrzehnte durchschritten hatte. Die Kraft der Ewigen Flamme … dein Priester Rumos wagte es, sie zu nutzen. Es muß ihn innerlich zerrissen haben. Wer sich der Macht der Sphäre aussetzt, kann dem Wahnsinn nicht entgehen.«
    »So wie Eidrom von Crusco, der den Feuern des Leuchtturms erlag«, murmelte Ashnada.
    Tarnac wischte das Knochenstück an seiner Robe ab. »Die Gebeine des Weltenwanderers sind gefährlicher als der Leuchtturm; Slargins Fluch klebt an ihnen. Er, der die Quellen bändigte und die Sphäre unterwarf, gab seinen Körper nicht freiwillig auf; denn ohne den Körper ist der Geist rastlos, und wenn der Leichnam eines so mächtigen Zauberers nicht begraben wird, kann er niemals Frieden finden.«
    Der König tat einen Schritt auf Ashnada zu, griff nach ihrer Taille, zog sie sich zu sich heran. Sie spürte seinen Atem an ihrem Ohr. »Meine Schwester, dein Priester Rumos ist gewiß nicht tot. Du sagst, sein Körper wäre verbrannt, doch ich glaube, daß die Ewige Flamme ihn verschont hat. Soweit ich weiß, warfen meine Männer den verkohlten Leichnam vor Firth ins Wasser, so wie man es hier mit allen Toten zu tun pflegt. Doch da Rumos so sehr danach gierte, Tyran zu erreichen, könnte sein Wunsch ihn wieder zum Leben erwecken.« Ashnada erschauerte. »Nein, Rumos war tot! Er rührte sich nicht mehr, und sein Körper war im Feuer zusammengeschrumpft …«
    »Widersprich mir nicht«, sagte der König freundlich, aber bestimmt. »Es ist kein Zufall, daß er in Flammen aufging, als wir euer Schiff eroberten. Er will nach Tyran gelangen, auf welchem Weg auch immer; und dort hat er Übles vor. Die Bathaquar will das Zeitalter der Wandlung aufhalten und die Macht der Sphäre für sich gewinnen.« Er umarmte sie, bis ihre Wange auf seiner Wange lag, ihre Brüste an seiner Brust; nie zuvor war sie dem König so nahe gewesen, so eng verbunden. »Ich habe lange gegen die Goldei gekämpft, um mein Land zu verteidigen - damals wußte ich nicht, daß der Krieg vergebens ist. Gyr war von Anfang an verloren, und die restliche Welt ebenso. Erst als ich mich in die Schriften der Zauberer vertiefte und mit den Mönchen der Solcata über die Veränderungen der Sphäre sprach, konnte ich den Schleier der alten Legenden fortreißen und erkennen, daß uns nur eine Rettung bleibt: der Aufbruch! Der

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