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Schattenbruch

Schattenbruch

Titel: Schattenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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langer, mit Teppichen ausgelegter Gang erwartete sie; er führte direkt auf die Empore der alten Badehalle. Der Anführer der Garde spähte über die Balustrade. Im trüben Lampenschein sah er das trockengelegte Becken. Auf dem Mosaikboden stand ein Polstersessel, in ihm kauerte eine Gestalt; sie schien zu schlafen, denn der Kopf war gesenkt.
    Der Anführer des Trupps befahl zwei Gardisten, auf der Empore zurückzubleiben. Die anderen hasteten auf der Wendeltreppe zum Beckenrand hinab und verteilten sich um das Bassin. Der Hauptmann deutete mit dem Schwert auf die reglose Person.
    »Ihr dort! Wir suchen die Dame Sinustre Cascodi, Eigentümerin dieser Halle. Erhebt Euch, und zwar langsam!« Die Person rührte sich nicht. Zweimal wiederholte der Gardist seine Forderung; dann befahl er seinen Leuten, in das Becken hinabzusteigen. Sie rissen die Gestalt vom Sessel hoch - und ließen sie erstaunt wieder fallen. »Es ist eine Puppe! Die Kleider sind mit Lumpen gefüllt!«
    Der Anführer starrte ungläubig in das Becken hinab. »Eine Falle!« Er schnellte herum. Seine Augen suchten auf der Empore nach den zurückgebliebenen Männern. Dort! Sie waren in sich zusammengesunken, ihre Waffenröcke blutdurchtränkt, die Kehlen durchschnitten. Und ein Knirschen … die Wendeltreppe löste sich aus ihrer Verankerung, krachte voller Wucht auf das Becken hinab. Die Gardisten wichen im letzten Augenblick aus, zückten die Schwerter; aufgeregt schrieen sie durcheinander, bis der Hauptmann ihnen Einhalt gebot. Oben auf der Empore trat aus einem dunklen Winkel Sinustre Cascodi hervor. Sie trug eine weitgeschnittene Hose aus dunkler Seide, eine Weste mit Silberknöpfen und Stulpenhandschuhe ; ihre Wangen waren gepudert, die Augenbrauen mit einem Kohlestift nachgezogen und die zurückgesteckten Haare mit einer enganliegenden Kappe bedeckt, die aus samtigen Blättern zu bestehen schien. Sie lächelte von der Balustrade herab, als wartete sie auf einen Applaus der Gardisten.
    »Willkommen in der Halle der Bittersüßen Stunden. Ich bin es zwar nicht gewohnt, ungeladene Gäste zu empfangen, doch für die treuen Krieger des Kaisers nehme ich mir gerne etwas Zeit.«
    »Sinustre Cascodi!« Der Hauptmann ballte die Faust. »Ihr seid verhaftet! Der Kaiser bezichtigt Euch des Hochverrats.«
    »Hochverrat … ein großes Wort.« Sie stieß ein rauchiges Lachen aus. »Was habe ich mir zuschulden kommen lassen?«
    Der Hauptmann versuchte, den Abstand zwischen Beckenrand und Empore abzuschätzen; eine Höhe von mindestens vier Schritt, unmöglich ohne Seil oder Leiter zu überwinden. »Das wißt Ihr nur zu gut. Ihr seid das Haupt einer Verschwörung, in die mehrere Großbürger und diese niederträchtigen Kahnleute verwickelt sind. Außerdem habt Ihr einen Gefangenen des Kaisers entführt, den Fürsten Baniter Geneder …«
    »Aber Baniter Geneder ist doch tot«, sagte Sinustre mit unschuldigem Blick. »Hat der Kaiser nicht alle Angehörigen des Thronrats eigenhändig hingerichtet?«
    »Haltet uns nicht zum Narren! Wir haben bereits mehrere Kahnleute verhaftet; sie haben gestanden, in Eurem Auftrag die Befreiung des Fürsten geplant zu haben. Bald werden wir auch jene Staker fassen, die selbst an der frechen Entführung beteiligt waren.« Der Gardist hob drohend die Stimme. »Es hat keinen Sinn, Eure Taten zu leugnen. Ihr werdet Ulimans Bestrafung nicht entgehen.«
    »Er hat lange gebraucht, um dahinterzukommen, wer hinter der Befreiung des Fürsten steckte.« Sinustre Cascodi zog langsam ihre Handschuhe aus. »Zwei Tage ließ der Kaiser ungenutzt verstreichen; nun, fürchte ich, kommt sein Schlag gegen mich zu spät. Dieses dumme Kind wird nicht mehr lange Varas Sicherheit gefährden.« »Wie wagt Ihr es, über den Kaiser zu sprechen? Noch in dieser Nacht werden Eure Mitverschwörer verhaftet und hingerichtet, und Ihr wandert in den Kerker, bis Uliman Euch verhört hat.«
    »Ich glaube nicht, daß ich Uliman etwas zu sagen hätte. Er hat unsere Stadt verraten, sie den Troubliniern und ihren Priestern ausgeliefert, um sich für den Kampf gegen das Verlies zu rüsten.« Sinustre wies verächtlich auf die Gildenkrieger. »Ihn kümmert es nicht, was mit Vara geschieht - doch wir, die Bürger der Stadt, wissen uns zu verteidigen.«
    Sie zog an einem Draht, der nahezu unsichtbar an der Verstrebung der Balustrade entlangführte. Vom Beckengrund erklang ein Zischen; und der Hauptmann sah aus mehreren Ritzen des Mosaikbodens grünen Dampf aufsteigen.
    »Ihr

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