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Schattenbruch

Schattenbruch

Titel: Schattenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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… Ihr wagt es nicht, uns etwas anzutun!« Seine Stimme zitterte. »Wir gehören der Kaisergarde an! Wir sind die Verteidiger Sithars!« Entsetzt blickte er auf die Männer im Becken, die zu husten begannen, ihre Hände vor die Münder preßten.
    »Sithar existiert nicht länger«, sagte Sinustre traurig, während sie sich von der Balustrade zurückzog. »Wir müssen in die Zukunft blicken, in die Zeit, die nun kommt. Vara wird darin eine wichtige Rolle spielen. Ihr hingegen …«
    Sie seufzte. Dann wandte sie sich um und entschwand durch eine Tür in der holzgetäfelten Wand, während unten in der Halle der Bittersüßen Stunden Panik ausbrach: ein Husten und Keuchen, verzweifelte Hilfeschreie, die bald vom aufsteigenden Dampf erstickt wurden.
    Der Kampf um Vara hatte begonnen.
    Stille herrschte im Südflügel des Palastes; kein Laut war auf den Säulengängen zu hören, kein Wachposten stand vor den Gemächern der Kaiserin. Doch hinter den verschlossenen Türen hielten sich die Arphater bereit, denn die Zeichen standen auf Sturm.
    »Wir müssen losschlagen, göttliche Herrin!« Der Große Ejo faltete nervös die Hände, löste sie wieder, glättete die Falten seines gelben Gewandes. »Wenn wir länger zögern, kommen die sitharischen Hunde uns zuvor.« Er beobachtete Inthara, die auf einem erhöhten Kissen in der Mitte des Raumes saß, umringt von Anub-EjanMönchen. »Der Knabe Uliman hat sich im Thronsaal verkrochen, zusammen mit seinen elenden Priestern, und vor dem Palast wehen die Fahnen der Troublinier. Sie haben am Kaiser-Hamir-Kanal Stellung bezogen, in unmittelbarer Nähe unseres Heeres. Das ist eine klare Kampfansage! Ich schwöre Euch: Uliman sucht die Entscheidung, hier und heute.«
    Intharas Hände ruhten auf ihrem schwangeren Bauch; sie lächelte, spürte mit den Fingerspitzen den Bewegungen des Kindes nach. Die Worte des Schechims schienen sie nicht zu bekümmern.
    »Wir hätten bereits vor zwei Tagen dieses schändliche Treiben beenden sollen«, fuhr Ejo fort. »Der Palast wäre uns wie eine reife Frucht in die Hände gefallen. Nun hat der Krämerkaiser seine Verbündeten zu den Waffen gerufen - fünfhundert troublinische Streiter. Wer weiß, ob in den nächsten Tagen nicht noch mehr Gildenkrieger nach Vara gelangen.«
    »Habt Ihr etwa Angst, Schechim?« Die Königin blickte auf. »Troublinier sind ein feiges Pack; im Südkrieg erhoben sie erst die Waffen, als die Niederlage der Königreiche abzusehen war.« Sie richtete sich von ihrem Kissen auf. »Fünfhundert Streiter also … damit dürfte mein kaiserlicher Gemahl insgesamt neunhundert Kämpfer in Vara versammelt haben. Doch diesen stehen tausend kampferprobte Arphater gegenüber, und zusätzlich die zweihundertköpfige Stadtgarde, dank unserer neuen Verbündeten. Ihr seht, Ejo - es wäre für Uliman äußerst gefährlich, sich gegen uns zu wenden.«
    »Die Stadtgarde besteht aus verwöhnten Bürgersöhnchen. Ihr könnt nicht auf sie zählen. Außerdem traue ich der Dame Sinustre nicht: eine einstige Hure, die auf undurchsichtigem Weg zu Einfluß gelangt ist …« »Ihr traut Sinustre nicht, weil sie im Gegensatz zu Euch Fürst Baniter aufspüren konnte.« Inthara zog unter ihrem weiten Gewand das silberne Kästchen hervor - Glams Geschenk. »Schon vor Wochen teilte sie mir ihren Verdacht mit, daß Baniter den Anschlag des Kaisers überlebt habe. Ich schenkte ihren Worten zunächst wenig Glauben, doch mein letztes Gespräch mit Uliman verschaffte mir Gewißheit. Nun hat Sinustre den Fürsten befreit! Damit hat Uliman zwei wichtige Gefangene eingebüßt - den Goldei und Baniter Geneder …« »Wenn Uliman nur einen Funken Stolz in sich trägt, wird er diese Schmach sühnen. Die Verschleppung des Goldei nahm er hin, um Zeit zu gewinnen und auf das anrückende Heer der Troublinier zu warten. Außerdem weiß er, wie wertlos die Echse ist. Sie ist uns nur eine Last; wir mußten sie mühevoll aus dem Palast schmuggeln und im Heereslager verstecken.« Unruhig schritt der Schechim im Raum auf und ab. »Und was den Luchs von Ganata betrifft: Sinustre Cascodi hat keinen Beweis für seine Befreiung erbracht.
    Warum hat sie ihn nicht zu Euch gebracht? Wo hält die Dirne ihn versteckt?«
    Dies schien Inthara nicht zu kümmern. »Wichtig ist allein, daß Baniter lebt. Die Götter hielten die schützende Hand über ihn; selbst dieser Schwan, diese schwarze Bestie, konnte ihm nichts anhaben. Er verfolgte Baniter, so berichtete mir Sinustre, und wollte ihn

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