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Schattenbruch

Schattenbruch

Titel: Schattenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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zerreißen - doch er konnte entkommen.« Sie strich zärtlich über das silberne Kästchen. »Uliman wird für diesen Mordversuch bezahlen.«
    »Dann laßt uns angreifen«, rief Ejo. »Die Überraschung wäre auf unserer Seite. Wir werden Euch aus dem Palast bringen und Uliman mitsamt seiner Priesterrotte ausräuchern …«
    Die Königin schüttelte den Kopf. »Habt Ihr vergessen, was in Sai'Kanees Brief stand? Ich darf den Palast nicht verlassen, nicht in der Nacht! Ich muß ausharren, bis die Gefahr vorüber ist.«
    »Aber Ihr könnt nicht hierbleiben! Wenn ein Kampf um den Palast entbrennt, muß die Tochter des Sonnengottes in Sicherheit sein.«
    »Ich bin hier in Sicherheit.« Sie umschloß Glams Geschenk mit beiden Händen. »Wenn der alte Plan in Kraft tritt und die Schatten empordringen, schützt mich Eure Klinge nicht, Schechim, sondern nur der Zauber dieses Kästchens. Ihr habt es selbst gehört, habt mir Glams Worte selbst übermittelt … bald ist es soweit.« Ejo wollte widersprechen, doch dann spitzte er die Ohren und eilte zum Fenster, spähte durch die geschlossenen Klappen nach draußen. »Fackeln vor der inneren Mauer … Ulimans Gardisten sammeln sich im Vorhof des Palastes!« Er tastete nach dem Säbel. »Laßt uns eine Laterne am Fenster entzünden, um dem Heer den Angriffsbefehl zu erteilen. Es wartet nur darauf, Königin, und wird mit Freuden in den Tod gehen, um Euch zu verteidigen.«
    »Nein!« Ihre Stimme klang bestimmt. »Wir werden warten. Etwas Gefährliches braut sich dort draußen zusammen, eine dunkle Macht … wir dürfen sie nicht reizen.
    Verriegelt die Türen und Fenster, und bleibt bei mir - dicht bei mir!«
    Sie schloß die Augen. Die Anub-Ejan traten näher an sie heran, sichtlich verwirrt durch die Worte der Königin. Nur der Schechim blieb am Fenster stehen. Er wirkte ratlos.
    »Wie unwürdig!« murmelte er. »Nur Schafe kauern sich im Koben des Schlachthauses zusammen und warten auf ihren Tod.« Er prüfte mit dem Finger die Säbelklinge. »All dies ist die Schuld von Baniter Geneder. Der Luchs hat uns hergelockt, die Tochter des Sonnengottes geschändet und ihre Hand an den Krämerkaiser verschachert. Warte nur … der Tag kommt, an dem ich dir die Krallen ziehe und dich für deinen Frevel bestrafe.« Gelber Fackelschein erhellte den Kaisersaal. Uliman Thayrin hatte die Priester der Bathaquar zu sich gerufen, nebst einigen Vertretern der troublinischen Großgilde, die dem Heer nach Vara gefolgt waren. Die hohen Herren konnten ihre Genugtuung kaum verhehlen; in kürzester Zeit war Troublinien vom ungeliebten Handelsrivalen zur Schutzmacht des Kaiserreiches aufgestiegen. Vergessen war aller Vorbehalt, den die Großgilde gegenüber Sithar gehegt hatte, vergessen die wechselhafte Geschichte der beiden Länder, die gemeinsam gegen die Königreiche des Nordens gekämpft hatten, im Südbund vereinigt gewesen waren und erst nach langem Streit diese Verbindung gekappt hatten. Nun war Troubliniens Heer vom Kaiser zur Hilfe gerufen worden, und manches Ratsmitglied wähnte sich bereits als künftiger Besitzer der Ländereien, die durch das Dahinscheiden der Fürsten frei geworden waren.
    Doch Uliman dachte in dieser Stunde nicht daran, die Beute zu verteilen. Der Knabe war außer sich; sein Gesicht gerötet, die Augen von fiebrigem Glanz erfüllt. »Sie sind entkommen? Was soll das heißen?« Er hieb mit der Faust auf die Lehne des Throns. »Ich habe den Befehl gegeben, die Großbürger zu verhaften; alle, die sich seit Jahren im Badhaus der Sinustre Cascodi treffen und an der Verschwörung beteiligt sind. Zwanzig Namen standen auf der Liste, die ich in den letzten Tagen zusammengestellt habe; Kaufleute, Zunftherren, Schiffseigner - und ihr wollt behaupten, sie wären entkommen?«
    Ein Mitglied der Kaisergarde meldete sich zu Wort. »Irgend jemand hat die Verräter gewarnt. Sechs Häuser fanden wir verlassen vor, die anderen wurden von der aufmüpfigen Stadtgarde beschützt. Sie weigerte sich, die Verschwörer auszuliefern, berief sich gar auf ihren Eid, die Bürger der Stadt in jeder Lage zu beschützen. Wir konnten nichts tun.
    »Und Sinustre Cascodi ist euch ebenfalls entwischt!« Uliman hatte die letzten Worte beinahe geschrieen; in seinem Zorn glich er gleichaltrigen Kindern, die sich über ein Spiel entzweit hatten. Doch dies war kein Spiel. »Erst wagen es die Arphater, den Goldei aus meinem Kerker zu rauben; dann wird mein wichtigster Gefangener von einer Bande Staker entführt,

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