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Schattenbrut (German Edition)

Schattenbrut (German Edition)

Titel: Schattenbrut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Seider
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Frank.«
    »Frank? Der ist lange tot.«
    »Das wissen wir. Dürfen wir bitte mit Frau Himmel sprechen?«
    Die Frau schloss die Haustür und man hörte das metallische Klicken einer Sicherheitskette. Dann öffnete sich die Tür vollständig. Die Frau hob ihre Hand an die Stirn, um ihre ungewöhnlich hellblauen Augen vor dem Sonnenlicht zu schützen. Sie trug teuer aussehende Samthosen und weiße Turnschuhe. Sie ließ die beiden Frauen in den Flur hinein. »Almut ist krank. Ich wohne im Haus nebenan und kümmere mich um sie.«
    »Was hat sie?«, fragte Tamy leise.
    »Es sind die Depressionen. Almut litt schon immer darunter, aber seit zwei Jahren arbeitet sie nicht mehr. Seither schafft sie es kaum noch, aus ihrem Bett aufzustehen. Vielleicht tut es ihr gut, Freunde von Frank zu empfangen.«
    Billy sah sich unbehaglich um. Der geräumige Flur und das angrenzende Wohnzimmer waren ebenso düster, wie es das Äußere des Hauses vermuten ließ. Gleich neben der Tür stand ein Katzenklo, das einen beißenden Geruch verströmte, und unpassend fröhliches Gelächter und helle Blitze aus dem Nebenraum zeugten davon, dass ein Fernseher lief.
    »Gehen Sie rein«, sagte die Frau und zeigte auf das Wohnzimmer. Billy ging als Erste. Der Boden war voller Krümel und Katzenhaare, die sich mit Staub zu watteähnlichen Gebilden verbunden hatten. Frau Himmel saß auf einem Sessel und hatte ihre Beine, die in weiten Jogginghosen steckten, auf den Tisch gelegt. Billy schüttelte sich innerlich, als sie die nackten Füße der Frau betrachtete, deren Fersen überzogen waren mit gelber Hornhaut. Zwei elegant aussehende Rassekatzen lagen auf dem braunen Teppich, und hier roch es noch schärfer als im Flur. Billy versuchte, flach durch die Nase zu atmen.
    »Du hast Besuch, Almut«, sagte die Frau und drückte sich an Billy vorbei, um den Fernseher auszuschalten. Erst als die Geräusche erloschen, drehte Frau Himmel ihren Kopf und sah Billy und Tamy gleichgültig an. Ihre von grauen Strähnen durchzogenen Haare hingen matt auf ihre Schulter.
    »Die beiden sind Freunde von Frank.«
    Beim Namen ihres Sohnes huschte ein Lächeln über ihr fahles Gesicht.
    Billy trat zum Sessel und reichte der Frau die Hand. »Sibylle Thalheimer, und das ist Tamara Winkler.«
    »Sind wir uns schon begegnet?«, fragte sie und musterte Tamy.
    »Wir haben uns ab und zu in der Stadt gesehen«, erklärte diese.
    »Und Sie waren mit Frank befreundet?«
    Tamy trat einen Schritt zurück.
    »Nicht eng«, sagte Billy vorsichtig. »Wir waren Klassenkameraden.«
    Die Augen der Frau wurden dunkel. »Es war ein schreckliches Unglück für unsere Familie.«
    »Almut war damals mit ihrer Tochter beim Einkaufen, als es passierte«, wandte sich die Nachbarin an Billy. »Als sie heimkam, lag Frank tot im Wohnzimmer. Ich hatte gerade meine Tochter zu einer Freundin gebracht und kam nach Hause, als ich ihr Schreien hörte.«
    »Und was geschah dann?«, fragte Tamy.
    »Ich ging hinüber. Almut stand im Wohnzimmer und schrie, Katja kauerte im Flur und hielt sich die Ohren zu. Ich rief einen Krankenwagen, ich habe gehofft, dass Frank noch lebt. Doch der Arzt sagte, dass der Schuss ihn sofort getötet haben muss.«
    »Katja ist Franks Schwester?«, hakte Billy nach und die Frau nickte.
    »Wissen Sie, warum er das getan hat?«, fragte Tamy mit zitternder Stimme und ignorierte Billys beschwörenden Blick.
    Almut Himmels Augen klebten leer an der Decke.
    »Frank war mitten in der Pubertät«, erklärte die Nachbarin schnell, während sie Franks Mutter besorgt musterte. »In diesem Alter müssen die Jugendlichen mit allerlei verwirrenden Emotionen umgehen.«
    Frau Himmel sah Billy an und ihre Augen glänzten. »Ich hatte wenig Zeit für ihn.« Meine Tochter war klein und forderte meine Aufmerksamkeit. Und Frank lief nebenher.« Eine Träne rann ihre an ihrer Wange herunter. »Ich dachte immer, er sei glücklich.«
    Billys Brustraum war eng, das Atmen fiel ihr schwer und sie wusste nicht, ob es an der schlechten Luft im Raum lag, oder an ihrer Schuld.
    »Das dachte ich auch«, sagte sie und zwang sich, daran zu denken, warum sie hier war. »War er nicht sogar frisch verliebt?«
    Almut Himmel drehte ihren Kopf zu ihr, die Bewegung schien sie Kraft zu kosten. »War er das?«
    »Ich dachte, er hätte sich zu der Zeit mit Paula getroffen.«
    Frau Himmel wandte den Blick wieder zu dem ausgeschalteten Fernseher. »Möglich.«
    »Kannten Sie Paula?«, hakte Billy nach.
    Franks Mutter hob die

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