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Schattenbrut (German Edition)

Schattenbrut (German Edition)

Titel: Schattenbrut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Seider
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zurück. »Natürlich nicht.«
    »Hör zu, Tamy, es wäre nicht schlimm. Ich könnte es sogar verstehen. Aber ich muss wissen, ob Paula Bescheid weiß.«
    Tamy hob ihre Hand zum Schwur. »Ich habe mit niemandem darüber geredet. Niemandem!«
    »Aber irgendjemand muss davon wissen.«
    »Vielleicht hat Julia darüber gesprochen. Oder Clarissa. Du sagtest, sie hätte sich vor ihrem Tod mit jemandem aus der Schulzeit unterhalten.«
    Billy stöhnte. »Ja. Eine Frau, von der sie glaubte, ihr etwas zu schulden. Auch was das betrifft, fällt mir nur Paula ein.«
    »Oder Katja«, schoss Tamy hervor.
    »Katja rettet Pferde und das mit viel Hingabe. So jemand bringt niemanden um.«
    Tamy zog eine Grimasse. »Und wer bringt deiner Ansicht nach jemanden um? Jemand, der nichts Besseres zu tun hat?«
    »Vergiss Katja. Ich mag sie. Und sie kann unmöglich diese ganzen Details von Paula und mir gewusst haben«
    »Und wenn Clarissa ihr alles erzählt hat?«
    »Nein. Auch Clarissa hat das nicht wissen können. Ich habe nie so detailliert darüber gesprochen.«
    Tamy legte die Hände auf ihre Knie. »Paula hat gerne über diese Geschichte gesprochen. Sie hat mir viel erzählt, als wir noch befreundet waren, und ich gehe davon aus, dass sie es anderen auch erzählt hat. Theoretisch könnte also jeder Bescheid wissen. Für mich sieht das aus wie ein Racheakt. Und wer sollte mehr Interesse an Rache haben, als Franks Familie?«
    Billy rollte die Augäpfel. Jahre waren vergangen und Schicksale waren besiegelt worden. Aber Tamy ging ihr noch genauso auf die Nerven wie als Schülerin. »Kann ich den Text sehen, den du bekommen hast?«
    Tamy stand auf, ging in den Flur und kam kurz darauf mit einem braunen Umschlag zurück. Billy nahm ihn in die Hand, zog die Blätter heraus und überflog die Zeilen. »Wirklich derselbe Text«, stellte sie schließlich fest und drehte den Umschlag in ihrer Hand. Die Adresse war mit der Hand geschrieben. »Emmendingen«, presste sie hervor.
    »Wie bitte?«, fragte Tamy.
    »Der Poststempel. Der Brief wurde in Emmendingen aufgegeben. So wie der von Clarissa.«
    »Warum Emmendingen?«
    Billy verdrehte die Augen und knallte die Blätter auf den Tisch. »Was weiß ich. Aber sollte der Absender wirklich Clarissas Mörder sein, wäre er wohl kaum so bescheuert, den Brief in seinem Wohnort aufzugeben.« Sie ballte die Hände zu Fäusten und klopfte damit auf ihre Beine. »Ich glaube eher, dass es eine Botschaft an mich ist.«
    »Quatsch«, erwiderte Tamy energisch.
    Billy griff nach dem Kaffee und nippte daran. Sie musste in Ruhe über die Sache nachdenken. Mit Tamy würde sie nicht weiterkommen. Entschlossen stellte sie die Tasse zurück. »Lass uns das für diesen Moment vergessen und erzähle mir etwas von dir. Was machst du beruflich?«
    Tamys Knie, die bis eben zusammengeklebt waren, lösten sich endlich voneinander und Tamy schlug ein Bein über das andere. »Ich arbeite halbtags als Vertriebsassistentin. Und in meiner Freizeit schreibe ich Krimis.«
    »Du schreibst Bücher? Das ist Klasse!«
    »Es sind keine richtigen Bücher. Nur Heftromane.« Sie sah zu Billy hoch, als würde sie mit Spott rechnen.
    »Meinst du so etwas wie John Sinclair?«
    »Genau.«
    »Und deine Krimis kann man im Laden kaufen?«
    Tamy lachte unsicher. »Nicht im Buchladen, aber in Supermärkten und Kiosken. Such mal nach den Inspector Lexington Romanen. Das bin ich.«
      In diesem Moment klingelte Billys Telefon. Sie sprang auf, holte das Handy aus der Manteltasche und nahm das Gespräch an. Es war Kommissar Eggert.
    »Wir müssen mit Ihnen sprechen«, schnaufte er ins Telefon.

17.
     
    Das Erste, was ein Neugeborenes empfindet, ist Angst, eine grenzenlose, alles verzehrende Angst. Man wird den Winzling an die Brust seiner Mutter legen und er wird sich beruhigen. Doch die Ruhe wird nur von kurzer Dauer sein, so wie sie das immer ist, denn die Angst lässt sich niemals durch trügerische Sicherheit besiegen. Mann muss ihr begegnen und man muss sie bekämpfen.
    Billy war es, die den Mut ihn mir geweckt hat, mich der Angst zu stellen und sie in Macht zu verwandeln. Billy, die eintrat für die Person, die sie liebte. Die die Angst um ihre Mutter nutzte, um Widerstand zu leisten, ohne sich vom Gesetz des Vergebens blenden zu lassen.
    Lange habe ich gedacht, dass Billy das Ziel erreicht hat, doch ich habe begriffen, dass der Kampf aus Liebe nur eine weitere Sprosse auf der Leiter zur Macht ist. Die letzte und entscheidende Schlacht ist die um

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