Schattenbrut (German Edition)
Sie, Frau Thalheimer. Ihre Position ist wackelig.«
Billy lehnte sich ebenfalls nach vorne. »Sie halten mich also für verdächtig?« Sie wusste, dass ihn der spöttische Tonfall ärgerte, und freute sich darüber.
Seine Augen wurden schmal. »Wir halten Sie nicht für verdächtig, Sie sind verdächtigt.«
»Hat Ihnen Paula auch erzählt, wo sie war, während unsere Schulkameradin Julia beerdigt wurde?«
»Das hat sie.« Seine Mimik zeigte keinerlei Regungen.
»Sie war nicht in der Sauna, so wie sie es ihrer Familie erzählt hatte.«
»Das wissen wir.«
Billy stemmte die Hände auf ihre Knie. »Und wo war sie?« Sie fühlte sich plötzlich unsicher.
»Darüber darf ich nicht sprechen. Aber sie war definitiv nicht auf der Beerdigung, um den Kranz auf das Grab zu legen.«
»Das glaube ich nicht«, sagte sie nur.
»Es interessiert mich nicht, was sie glauben. Ich möchte nur, dass Sie mir erklären, warum Sie Frau Moog bedroht haben, obwohl sie mit ihr jahrelang keinen Kontakt hatten. Ich will wissen, warum Clarissa Puhlmann mit Ihnen reden wollte, warum sie eine Geschichte dabei hatte, die von Ihrer Feindschaft mit Frau Moog erzählt. Ich will wissen, warum Frau Puhlmann sterben musste.«
»Finden Sie es heraus«, antwortete Billy knapp. Ihre Gedanken kreisten um Paula. Was hatte sie erzählt, dass der Kommissar so vorbehaltlos zu glauben schien? Ihr Kopf fühlte sich an wie breiige Masse.
»Hören Sie, ich stelle mir dieselben Fragen«, begann sie schließlich. »Ich verstehe es nicht, und ich würde alles tun, um es herauszufinden. Ich habe Frau Moog besucht, weil ich sicher war, dass sie den Kranz auf Julias Grab gelegt hatte. Es passt einfach zu ihrer Art, und mir fällt niemand anderer ein, der Interesse daran haben könnte, uns zu provozieren.«
Er nickte verständig und Billy hatte den Eindruck, als hätten sie auf einer anderen Ebene soeben einen Waffenstillstand vereinbart.
»Wir ermitteln in dem Mord an Frau Puhlmann. Wer den Kranz auf das Grab gelegt hat, interessiert uns nur, soweit es mit dem Mord in Verbindung steht. Aber ich kann Ihnen versichern, dass Paula Moog keine der beiden Taten verübt hat.« Er nahm einen tiefen Atemzug, bevor er weitersprach. »Ich bitte Sie, mir alle Namen und gegebenenfalls die Kontaktdaten der Personen zu geben, die mit Ihnen auf der Beerdigung waren.«
»Außer mir und Clarissa war nur noch eine Bekannte dort. Ich habe Ihrer Kollegin bereits Namen und Wohnort gegeben.«
Er blätterte in dem dünnen Papierstapel, der vor ihm auf dem Tisch lag. Er zog ein Blatt hervor und warf einen kurzen Blick darauf. »Wer ist diese Frau Winkler?«
»Sie gehörte zu unserer Clique. Clarissa Puhlmann, Julia Haberstroh, Tamara und ich.«
»Die Schlampen«, bemerkte er scharfsinnig und grinste. »Woher kommt dieser Gruppenname?«
»Wir nannten uns Bitches. Dieses Wort kann man noch besser mit >Biester< übersetzten. Wir wollten damals Biester sein, Frauen, mit denen man sich besser nicht anlegt.« Sie verzog beschämt die Mundwinkel.
»Im Moment deutet alles darauf hin, dass das Verhältnis zwischen Ihnen und Paula Moog eine Schlüsselrolle in der Geschichte spielt. Gab es weitere Personen, die damals eine Rolle gespielt haben? Schulkameraden, Lehrer? Jemand, der in diesen Machtkampf hineingezogen wurde? Jemand wie dieser Frank Himmel? Jemand, der vielleicht auf Frau Moogs Seite war?«
Billy wollte gerade antworten, als das Handy in ihrer Jackentasche läutete. Adrenalin schoss durch ihren Körper und sie sah, wie Eggert verärgert die Augen zusammenkniff.
»Moment«, sagte sie und zog das Handy hervor. Keine Nummer, die sie kannte. Mit einem entschuldigenden Blick nahm sie das Gespräch an.
»Sei nicht sauer, dass ich mich erst jetzt melde«, begann Oren.
Erleichterung machte sich in ihr breit. »Ich rufe in zehn Minuten zurück«, sagte sie schnell. »Bist du erreichbar?«
»Wo bist du?«, fragte Oren und sie hörte das Misstrauen in seiner Stimme.
»Bis gleich. Geh ran, wenn ich anrufe!« Billy drückte die Verbindung weg und schob das Telefon in ihre Tasche.
»Was fragten sie gerade?«, wandte sie sich an Eggert.
Eggert lehnte sich schwerfällig zurück. »Wer hatte damals engeren Kontakt zu Frau Moog?«
»Soweit ich weiß, gab es niemanden.« Billy warf einen Blick auf ihre Armbanduhr.
»Haben Sie es eilig?«, spottete Eggert, doch Billy war mit ihren Gedanken bei Oren und hatte kein Interesse daran, sich provozieren zu lassen.
»Haben Sie noch Fragen?«,
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