Schattenbrut (German Edition)
wurden.«
Viola könnte die Telefonnummer nachträglich in das Adressbuch von Clarissa Puhlmann geschrieben haben. Und sie hatte den Kontakt mit Oren. Es wird nicht schwer gewesen sein, die Nummer in sein Handy zu programmieren. Auch die Beweisstücke könnte sie bei Katja platziert haben.«
»Frau Himmel hat gesagt, dass sie das Tagebuch bei Katja auf dem Schreibtisch gesehen hat.«
»Frau Heilmann hat mir auch erzählt, dass sie die Wand zwischen den Zimmern der Mädchen eingebrochen und eine Tür eingebaut haben, sodass Katja jederzeit zu ihr und zu Viola kommen konnte. Kann es nicht sein, dass Viola das Buch auf Katjas Schreibtisch liegenließ?«
»Kennen Sie diese Viola?«
»Nein. Aber ich weiß, wo sie ist.«
»Ich kann mich darum kümmern, Frau Thalheimer, aber ich glaube, dass Sie sich verrennen.« Sie beugte sich nach vorne und ein Hauch eines fruchtigen Shampooduftes drang Billy in die Nase. »Sie haben übrigens keinen Grund, sich schuldig zu fühlen. Wir hatten bereits zuvor herausgefunden, dass diese eine Telefonnummer sowohl bei Frau Puhlmann als auch bei Herrn Albrecht zu finden war, nur gehörte diese Nummer zu einer Prepaidkarte, sodass wir den Besitzer nicht finden konnten. Sie haben uns geholfen, aber Sie haben Katja Himmel nicht ins Gefängnis gebracht.«
Billy lächelte schwach. Wenberg glaubte also, sie hätte nur ein schlechtes Gewissen. »Wissen Sie eigentlich, dass ich Sie bewundere?«, fragte Billy plötzlich.
»Ich mache nur meine Arbeit.«
»Das meine ich nicht. Sie sind der einzige Mensch, der mir jemals begegnet ist, der mutiger ist als ich selbst.«
Wenberg legte den Kopf schief und lächelte. »Danke.«
»Und dazu sind Sie verdammt klug.« Billy grinste süffisant. »Aber mich führen Sie nicht hinters Licht.« Sie machte eine kurze Pause. »Viola.«
Wenberg verzog die Augenbrauen, als würde sie sich wundern.
Ein feiner Strom rannte durch Billys Glieder. »Sie wollten Ihre Mutter büßen lassen für das, was sie Ihnen angetan hat. Und sie wollten Katja dafür büßen lassen, dass diese Ihnen die Mutter weggenommen hat. Katja sollte für Morde schuldig gesprochen werden, die sie nicht begangen hat. So wie die kleine Viola vor zwanzig Jahren zu Unrecht beschuldigt wurde.« Billy grinste erneut. »Das war wirklich raffiniert. Sie bringen Tamy dazu, endlich die Wahrheit zu sagen, wohl wissend, wie sehr Ihre Mutter an der Erkenntnis ihrer eigenen Schuld leiden wird. Doch damit ist es nicht genug. Das Verbrechen, das sie jahrelang ihrer eigenen Tochter angelastet hat, soll nun Katja begehen. Zumindest offiziell. Marianne Heilmann wird erkennen, dass Sie sich nicht nur in Ihnen, sondern auch in Katja getäuscht hat. Katja ist in Wahrheit die Mörderin und Sie sind es, die die Liebe ihrer Mutter verdient.«
Wenberg zog noch immer ein Gesicht, als würde sie Billy für verrückt halten, aber auf ihrer Stirn glänzte es verräterisch.
In Billys Bauch schien ein Vulkan eine lodernde Masse an Wut auszuspucken, sie wäre fraglos in der Lage, diese Frau mit ihren bloßen Händen zu erwürgen, aber sie wollte in erster Linie verstehen, und dies war ihre einzige Chance.
»Viola.« Billy lächelte. »Darf ich dich so nennen?«
Steif wie ein Stock saß Wenberg da.
»Ich bewundere dich für deinen Mut.« Die Worte fühlten sich an wie Galle.
Wenberg neigte den Kopf.
»Weißt du, ich habe Clarissa gerne gehabt. Aber das ist lange her. Ihren Tod kann ich verschmerzen. Oren ist mir sowieso egal. Aber du, du bist wie ich.«
Wenberg richtete sich auf.
»Du bist jemand, der sich nimmt, was ihm zusteht.«
»Woher weißt du es?«, fragte Wenberg. Sie klang mehr neugierig als ängstlich.
»Zwei Dinge haben mich darauf gebracht. Erstens war ich gestern bei deiner Mutter. Sie fragte nach Katja, also suchte ich nach deren Nummer. Ich fand sie auf einem Stück Papier, zusammen mit anderen Telefonnummern. Die Obere fiel mir auf, denn die letzten Ziffern waren mein Geburtsdatum. 0512. Ich habe nicht weiter darauf geachtet. Doch dann riefst du mich an, die nette Kommissarin Wenberg, offenbar von deinem privaten Handy, denn ich hatte die Nummer zuvor nie gesehen. Und ich sah die Zahlen 0512. Ein blöder Zufall. Also bin ich zurückgegangen und euer netter Nachbar war sofort bereit, mir die Tür zu öffnen. Ich wollte nur wissen, zu wem diese Nummer gehört. Und als ich den Namen Viola las, da begann ich, zu verstehen. Und ich sah die Bilder im Haus. Du hast dir die Haare abgeschnitten und
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