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Schattenbrut (German Edition)

Schattenbrut (German Edition)

Titel: Schattenbrut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Seider
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hörte sie, wie Tamy mit den Polizistinnen sprach. Tamy weinte schon wieder.
    »Ja. Die Polizei ist gerade gekommen«, antwortete Billy.
    »Gut. Ich wurde über ihren Notruf informiert.« Wenberg stockte kurz. »Hauptkommissar Eggert tobt vor Wut«, sagte sie dann.
    Der Atem vor Billys Mund bildete feinen Dampf. »Was hat er gesagt?«
    »Dieses Handy, das er anrief, ist das Ihres?«
    »Nein, es gehört Katja Himmel.«
    »Katja Himmel? Der Schwester von diesem Frank?« Wenberg klang aufgeregt.
    »Genau der.«
    »Wie kamen Sie dazu, an ihr Handy zu gehen?«
    Billy ärgerte sich über den lauernden Tonfall der Kommissarin. »Sie sagten doch, dass Sie über meinen Notruf informiert sind. Ich war im Haus von Katja Himmel, und dort klingelte dieses Telefon.«
    »Beruhigen Sie sich bitte. Ich frage nur, weil wir nicht wussten, wem diese Nummer gehört.« Sie stockte, als wisse sie nicht, was sie sagen dürfe.
    »Warum haben Sie dann angerufen?«
    »Wir fanden die Nummer sowohl im Handy von Oren Albrecht als auch im Notizbuch von Clarissa Puhlmann. Es ist im Moment das einzige Bindeglied zwischen den beiden Opfern.«
    Billy fühlte ihren Herzschlag in den Fingern, die das Telefon umklammerten. »Sind Sie sicher?«, stieß sie hervor.
    »Wo ist Katja Himmel jetzt?«, fragte Wenberg, ohne auf Billys Frage einzugehen.
    »Ich weiß es nicht. Sie ist weggefahren.«
    »Geben Sie mir bitte einen der Polizisten«, sagte Wenberg und Billy ging zu den Frauen, die noch im lichtdurchfluteten Hof standen und Tamy zuhörten. Die drei Gestalten warfen lange Schatten.
    Sie reichte der blonden Beamtin das Telefon, die es an sich nahm und wie Billy zuvor in den Stall ging. Die Brünette sah sie fragend an.
    Billy wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Ihre Kollegin spricht mit der zuständigen Kommissarin. Darf ich kurz ins Haus?«
    »Natürlich.« Der jungen Frau war anzusehen, dass sie von der Situation komplett überfordert war, und Billy ging davon aus, dass sie keine Ahnung von den Mordfällen hatte, die sie hierher geführt hatten. Mit weichen Knien lief sie zurück zum Haus, dessen Tür noch offen stand, und fand das Bad hinter einer Tür.
    Ihr Spiegelbild war erbärmlich. Ihr rechtes Lid war rot und so stark geschwollen, dass es die Hälfte ihres Auges bedeckte. Sie stellte kaltes Wasser an und warf es sich ins Gesicht. Dann ließ sie es über ihre Unterarme fließen und drehte den Hahn zu. Sie stützte sich mit den Händen auf das Waschbecken und betrachtete wieder ihr Spiegelbild.
    In dem Moment fiel es ihr ein.
    Der Traum.
    Dieser Traum von der Blume. Sie war sicher gewesen, dass er ihr etwas mitteilen wollte.
    Und plötzlich verstand sie.
    Sie nahm ein Stück vom Toilettenpapier und trocknete sich ab. Dann lief sie hinaus in den Hof. Die Brünette stand wieder bei Tamy und die Blonde reichte Billy das Telefon. Billy steckte es in die Manteltasche. »Was werden Sie jetzt tun?«, fragte sie die Polizistinnen.
    »Wir geben eine Fahndung nach dieser Katja Himmel heraus«, antwortete die Brünette. »Und Sie sollten nach Hause fahren.« Sie sah auf ihre Armbanduhr. »Wahrscheinlich wird man sich erst morgen mit Ihnen in Verbindung setzten.«
    »Sie lassen uns alleine?«, fragte Tamy schrill.
    Die Polizistinnen tauschten einen ratlosen Blick.
    »Ist schon gut«, beruhigte Billy und wandte sich an Tamy.
    »Lass dein Auto stehen, du fährst mit mir.«

35.
     
    Der Gestank nach Kotze und Desinfektionsmittel raubt mir den Verstand.
    » Ich habe nicht geglaubt, dass du kommst«, sagt sie. Ihre Wangen sind eingefallen und ihre Augen liegen in tiefen Höhlen.
    » Du hast mich gebeten, zu kommen.«
    » Ich bitte dich seit Jahren, zu kommen.«
    » Nun bin ich da. Sag, was du zu sagen hast, ich kann nicht lange bleiben.«
    Ihre Augen mustern mich flehend. »Es tut mir leid.«
    » Was tut dir leid.«
    » Du weißt, was ich meine.«
    » Ich habe nicht lange Zeit«, erinnere ich sie.
    Sie schließt ihre Augen. Mir fällt auf, wie alt sie geworden ist. Alt und hässlich. »Ich habe gedacht, dass du Frank umgebracht hast«, flüstert sie. »Und das weißt du, oder?«
    Ich schweige. Verschränke meine Arme. Warte, bis meine Mutter die Augen öffnet.
    » Es war eindeutig. Du hast vor der Leiche gesessen. Du hast den Revolver in der Hand gehalten. Du sahst so glücklich aus.«
    » Und du hast mich weggezogen und allen diese Lüge erzählt. Warum?«
    Endlich öffnen sich ihre Augen. »Weil ich dich liebe.«
    Ich stoße ein hartes Lachen aus. »Du

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