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Schattenbrut (German Edition)

Schattenbrut (German Edition)

Titel: Schattenbrut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Seider
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verstehen.
    Viola beugte sich vor und schob die Waffe zu Billy. »Du weißt, dass es Notwehr sein wird. Du kannst beweisen, dass ich die Schuldige bin, und wirst behaupten, dass ich dich angegriffen habe. Du hast mir den Revolver aus der Hand genommen und hast geschossen.«
    Wieder dieses Lächeln. Billys Blut rauschte. Viola hatte etwas vor.
    »Ich oder dein Sohn, Billy.« Viola stand auf.
    Billy erhob sich ebenfalls.
    »Töte mich.«
    War das ein Test? Wollte Violas kranker Kopf wissen, ob Billy wieder so mutig wie früher war? Sie wäre fähig, zu schießen, wenn es sein müsste, das spürte Billy. Sie streckte ihre Hand nach der Waffe aus, ohne Viola aus den Augen zu lassen.
    »Ich wusste, dass du mutig bist«, sagte Viola.
    Im selben Moment sah Billy Violas Arm vorschießen, das nächste war ein Schmerz in ihrem Handgelenk. Die Waffe knallte gegen die Wand und fiel nieder. Mit einem Satz war Viola bei ihr, drehte ihren Arm herum und beugte sich von hinten über sie.
    »Du Närrin«, fauchte sie in Billys Ohr. »Auf meiner Waffe sind nun deine Fingerabdrücke. Man wird mir die Story mit der Notwehr problemlos abnehmen.« Ein Kichern.
    Billy biss ihre Zähne zusammen. Der Schmerz in ihrer Schulter raubte ihr den Verstand.
    »Ich frage mich, ob du ahnen kannst, wie magisch unsere Begegnung ist, Billy. Zuerst helfe ich dir, die Stärke in dir selbst zu finden, die sogar über die Liebe hinaus geht. Weiter als die Liebe zu deinem Sohn, den du nun bereit bist, zu opfern.«
    Billy versuchte, ihren Kopf wegzureißen und sich zu befreien, doch Violas Griff war zu stark.
    »Doch damit nicht genug«, zischte Viola. »Nun bringst du mich dazu, dass auch ich über die Liebe hinauswachse und die einzige Person opfere, die ich jemals geliebt habe.«
    Sie spürte, wie sie am Haarschopf hochgerissen und zur Seite gezerrt wurde. Die scharfe Kante der Arbeitsplatte tauchte vor ihr auf. »Nein!«, schrie sie.
    »Nämlich dich, Billy.« Viola zog noch fester und hielt dann inne.
    Sie nimmt Anlauf.
    In diesem Moment hörte man ein Poltern. »Loslassen«, schrie Eggert und Billy spürte, wie sich Violas Hand ruckartig löste und ihr dabei einige Haare ausriss. Mühsam richtete sie sich auf.
    Eggert kam schnaufend herein, in der Hand trug er eine Waffe. Viola warf einen panischen Blick zu ihm. Billy fixierte die Kommissarin und wusste, dass ihr Gesicht all die Verachtung enthielt, zu der sie fähig war.
    Sie hatte an diesem Morgen Eggert am Telefon von ihrem Verdacht erzählt. Wieder einmal hatte er sie nicht ernst genommen, doch sie hatte darauf bestanden, dass er mit seinen Kollegen kam und sich Wenbergs Geschichte selbst anhörte. Die Männer hatten sich im benachbarten Wohnzimmer aufgehalten.
    »Ich habe alles gehört.« Eggert wirkte plötzlich seltsam verloren. Fast traurig sah er seine Kollegin an. »Ich habe dich gerne gehabt.« Er zog aus seiner Jackentasche ein paar Handschellen. »Aber jetzt muss ich dich festnehmen.«
    Viola starrte Billy an, während Eggert die Handschellen an ihrem freien Arm befestigte. An der Tür zum Wohnzimmer standen zwei Beamte und warteten darauf, Viola Heilmann in Empfang zu nehmen.

38.
     
    Fast einen Monat später.
    Der Altweibersommer war vorüber. Seit Tagen regnete es fast ohne Unterbrechung, die Blätter auf den Straßen und Wegen hatten sich zu einem glitschigen Teppich verdichtet und die Temperaturen waren in den einstelligen Bereich gefallen. Tamy hatte sich bei Billy untergehakt und hielt ihren Arm so fest, als hätte sie Angst, Billy könne weglaufen.
    Orens Leiche war zur Bestattung freigegeben worden und nach Clarissas Beerdigung vorgestern war es das zweite Begräbnis hintereinander gewesen. Sie war Tamy dankbar, dass sie mitgekommen war, gemeinsam waren sie mit dem Zug nach Hannover gefahren.
    Mehr als hundert Personen hatten sich versammelt, um Oren die letzte Ehre zu geben, und standen jetzt in einer langen Schlange, um den Eltern ihr Beileid auszudrücken.
    »Sollen wir auch kondolieren?«, fragte Tamy.
    »Ich glaube nicht, dass wir sie damit trösten.« Billy war kurz nach Violas Festnahme nach Hannover gefahren. Sie wollte Orens Eltern berichten, was für ein Mensch Viola war, dass sie Oren irgendwie unter Druck gesetzt haben musste, doch dass sie, Billy, sicher war, dass Oren seine Familie liebte. Orens Mutter hatte jedoch nur abfällige Worte für ihren Sohn übrig gehabt und Billy hatte das Gespräch nach nur wenigen Minuten schockiert abgebrochen.
    »Lass uns ein wenig

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