Schattendämonen 3 - Nybbas Blut - Benkau, J: Schattendämonen 3 - Nybbas Blut
schaffst, Fürst zu werden?“
W ieder ein Schulterzucken, aber diesmal machte es ihr kaum etwas aus. „Ich glaube , außer der Verpflich tung, Angst und Schrecken zu verbreiten, bleibt mir überlassen, was ich mit dem Titel anfange.
„Nun denn, das kannst du bestimmt. Ich glaube, dass wir uns unser Grab schaufeln, aber wir müssen es versuchen. Wie packen wir es an?“
Eine halbe Stunde später rauchte Joana der Kopf, doch das lag weniger an der detaillierten Ausarbeitung ihres Plans , sondern eher daran, dass dieser Plan so viel Sicherheit erweckte wie ein Propellerflugzeug aus dem Ersten Weltkrieg. Überall klafften Löcher, die mit vielen ‚Bestimmt s’ und jeder Menge ‚müsste‘ ge schlossen wurden. Dabei war das Grundgerüst sehr einfach: Möglichst viele Dämonenfürsten ausfindig machen, zusammenrufen und überzeugen, dass Nicho las in ihre Reihen gehörte. Wenn’s weiter nichts war.
Joana massierte mit Zeige- und Mittelfingern beider Hände ihre Nasenwurzel. „Ich rufe Demjan an, viel leicht kann er helfen. Seine Füchse sind über die gan ze Welt verteilt, wenn jemand in überschaubarer Zeit herausbekommt, wo die Fürsten zu finden sind, dann er.“
Nicholas war einverstanden und zeigte nicht das kleinste Quäntchen Eifersucht. Sofort fühlte sich Joana daran erinnert, dass nichts mehr war wie vorher. Früher hätte er keine Chance vorbeiziehen lassen, Demjan zu denunzieren.
Sie versuchte, sich auf das schwierige Gespräch zu konzentrieren, aber aus dem Augenwinkel beobach tete sie Nicholas die ganze Zeit. Er aß die Chips auf, die sie übrig gelassen hatte; steckte sie sich in den Mund, kaute und schluckte, ohne sich anmerken zu lassen, ob er irgendetwas schmeckte. Während sie sich überwinden musste, Demjan viel zu viel von der Geschichte zu erzählen, waren ihre Gedanken bei Nicholas, der seine vernarbten Hände betrachtete , als hätte er sie noch nie gesehen; der über seine Schultern tastete, über Schläfen und Kinn sowie durch sein Haar, als müss t e er sich einen Überblick über den entstandenen Schaden verschaffen, um ihn danach reparieren zu können.
„Joana? Joana, bist du noch da? Hast du gehört, was ich sagte?“
„Die Verbindung ist schlecht“, log sie, weil sie nur halbherzig zugehört hatte. „Aber ich habe dich ver standen. Noch mal tausend Dank für deine Hilfe.“ Wenn ihr doch jemand helfen würde, Nicholas zu verstehen. Aber sein Problem muss te ihr Geheimnis bleiben. Niemand durfte davon auch nur ahnen.
Sie war so tief in Gedanken versunken, dass sie das Mobiltelefon noch ans Ohr hielt, obwohl die Verbin dung längst unterbrochen war.
„Alles okay?“ Nicholas saß einen halben Meter neben ihr und sah sie an, doch es hatte den Anschein, als lebte er in einer anderen Welt, so entfernt wirkte er.
„Ich bezweifle, dass wir das schaffen.“ Joana spürte sich regelrecht in sich zusammensinken, als hätte man irgendwo die Luft aus ihr hinausgelassen . Wo war nur all die Wut, wenn sie sie brauchte, um sie in Kraft zu wandeln?
„Gibt es Probleme mit Demjan?“
„Nein. Er meint, er schafft das und ist froh, dass ich nicht wieder ein Erdbeben haben will.“ Joana lächelte müde, aber Nicholas erwiderte es nicht. „Ich meine uns beide. Schaffen wir es, der Welt vorzuspielen, wir wären okay? Im Moment sieht das nicht so aus, wenn ich ehrlich bin.“
„Ich kann nichts anderes tun als zweifeln, solange du zweifelst.“
„Schön“, zischte Joana. Hoppla, da war sie wieder, die Wut. Joana sprang vom Bett auf und lief im Raum auf un d ab, um sich abzuregen. „Dein Frust ist also auch meine Schuld, wunderbar. Bin ich an irgend etwas auch mal nicht schuld?“ Sie lehnte die Stirn an eine feuchte Wand und kühlte ihre Lider, die sich wund und geschwollen anfühlten mit den kalten Fin gern. „Sieh uns doch an“, flüsterte sie. „Alles liegt in Scherben und ich verstehe nicht, warum. Wie sollen wir irgendjemandem vormachen, stark, mutig und unabhängig zu sein.“
Plötzlich erschau d erte sie vor unerwarteter Kälte. Im nächsten Augenblick senkte sich ein Schatten über sie und glühend heißer Atem blies ihr in den Nacken. Joana erstarrte. Eine Sekunde glaubte sie, es wäre vor bei und der Luzifer hätte sie gefunden. Der Nybbas stand hinter ihr und er war von einer so bedrohlichen Aura umgeben, dass Joana nur in Bruchstücken durch den Kopf schoss, er möge wenigstens ihre Mutter verschonen. Sie sah, wie er die Klauen zu beiden Seiten ihrer Schultern
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