Schattendämonen 3 - Nybbas Blut - Benkau, J: Schattendämonen 3 - Nybbas Blut
Supermärkte, und in dem einzigen geöffneten Diner musste ich eine Stunde anstehen, um etwas zu bekommen.“
„Schon gut, Mama. Danke.“ Joana umarmte ihre Mutter, um ihr nicht auch noch vor den Kopf zu stoßen. Das Bad hatte sie noch nicht gesehen. „Ich bin so eine dumme Kuh. Tut mir leid.“
„Schätzchen, dann find e den Ort, an dem die dum men Kühe heilig sind“, antwortete Mary und versetzte Joana einen aufmunternden Klaps. „Na los, hol dir deinen Mann wieder.“
Ich würde ihn lieber freilassen, dachte Joana, nahm jedoch seufzend die Papiertüte und ging zu Nicholas ins Nebenzimmer.
Er stand im Dunkeln vor dem Fenster, dicht am von Motten zerfressenen Vorhang , und sah hinaus. Die Lichter vom Hof zeigten sein Halbprofil und seine Augen, der Mund verschwamm im Schatten. Joana setzte sich aufs Bett.
„Es tut mir leid“, flüsterte sie. Und nach einer Pause, die sich immer länger ausdehnte und ihre Ner ven vergiftete, brach alles aus ihr heraus. „Dass ich dir den Mund verboten habe, das tut mir ehrlich leid. Das wollte ich als Erstes sagen. Und dass ich nicht wissen konnte, wie sich das alles entwickeln würde. Vielleicht war ich naiv, vielleicht auch arrogant, weil ich meinen Plan für genial hielt und dachte, er würde schon auf gehen. Irgendwie. Erinnerst du dich, was du in Island sagtest? Wenn man nur einen Plan hat, dann ist das der beste Plan, den es gibt. Mag sein, dass ich mich falsch verhalten habe. Im Moment sieht alles danach aus, oder? Aber soll ich dir etwas sagen? Ich bereue das nicht. Ich würde es wieder tun. Es war das Einzige , was ich tun konnte und damit war es das Richtige. Wenn dir das nicht passt, ist es deine eigene Schuld. Du hättest wissen müssen, dass ich nicht auf geben kann. Was hätte ich denn machen sollen, ver dammt? Ich liebe dich.“
Nicholas blinzelte. Er drehte sich nicht zu ihr, aber seine Lippen bewegten sich und mit etwas gutem Wil len konnte sie sich einreden, dass er zart lächelte.
„Und jetzt kannst du wieder sprechen“, fuhr sie fort. „Nur, damit ich nicht wieder etwas Falsches sage: wenn du denn willst. Du musst nicht, aber falls du möchtest …“
„Ist schon gut.“ Nun lächelte er wirklich. Joana rückte demonstrativ ein Stück zur Seite, um ihm Platz zu machen, und setzte sich in den Schneidersitz.
„Ich hab Essen mitgebracht. Es riecht grauenvoll, aber vielleicht gewöhnst du dich schon mal an Marys Auffassung von guter Küche.“
Er kam zu ihr, setzte sich auf die Bettkante und nahm einen Burger aus der Tüte. Seine Hände waren ganz vernarbt, fiel ihr auf. Sie wollte sie küssen, jede Narbe einzeln und sich von ihm erzählen lassen, was alles passiert war. Aber er sah sie kaum an und so ließ sie den Blick gesenkt.
Die Burgersoße war ins Papier eingezogen und Joana wurde vom Anblick ganz flau. Dieses kleine Wesen machte seltsame Dinge mit ihr. Wenn es ange bracht war , zu heulen, bekam sie Tobsuchtsanfälle, im Flugzeug ging es ihr blendend und von etwas Ket chup wurde ihr schlecht. Oder schlug ihr nur seine Kälte so auf den Magen?
Joana untersuchte das Innere der Tüte mit den Fingerspitzen, fand eine Mini-Tüte Chips und zog sie hervor. Den Rest schob sie Nicholas hin.
„Darf ich dich etwas fragen?“ Dieses Schweigen musste aufhören, sofort. Sie hielt das nicht aus.
„Hmm“, machte er mit vollem Mund.
Joana schob sich einen Kartoffelchip in den Mund und ließ ihn auf der Zunge weich und matschig wer den. Köstlich. „Gehen wir mal von meinem Weltbild von Recht und Unrecht aus. Hat es dich je gestört, unrecht zu begehen?“
Er überlegte, während er zu Ende kaute. „Nein“, sagte er dann. „Es war mir immer egal, was die Welt von mir denkt. Aber in deinen Augen – nur in dei nen – wollte ich gut sein. Und plötzlich kamen Ge fühle hoch, die ich nicht kannte, von denen ich glaubte, sie nicht kennen zu können. Schuld und Be dauern und eine Art von … schlechtem Gewissen.“
„Du hast einmal behauptet, keine Schuld fühlen zu können.“
Er legte den halb aufgegessenen Burger zurück in die Tüte. „Das dachte ich. Weil ich Lorenna für eine Frau ohne Schuldgefühle hielt.“
Sie wies mit dem Finger auf ihn. „Ich darf dich daran erinnern, dass ich dir das nie abgekauft habe.“
„Ich muss zugeben, dass ich mich geirrt habe. Ich kannte Lorenna überhaupt nicht, kannte nur das, was sie vorgab , zu sein. Als ich in Island die Füchse getö tet habe, da fiel es mir bewusst auf. Ich habe es be
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