Schattendämonen 3 - Nybbas Blut - Benkau, J: Schattendämonen 3 - Nybbas Blut
ihrem Streit leiden zu lassen, solange das Objekt der Begierde unauffindbar war.
Wenn doch alles nicht so lange dauern würde …
Sie hatten abgemacht, Demjan gemeinsam anzu rufen, aber Nicholas war unter der Dusche offenbar mal wieder festgeklebt. Schön, dass zumindest diese kleine Macke noch genau so vorhanden war wie vor her. Jede Kleinigkeit, die noch war wie früher, erschien wie ein weiterer Hinweis, dass sich Nicholas in seinem Inneren überhaupt nicht verändert hatte und nach dem Ende der Beschwörung wieder ganz der Alte sein würde. In jedem Fall strapazierte er ihre Geduld, daher holte sie ihr Handy aus der Tasche, schloss es an das Akkuladegerät an und tippte, da sie es nun schon einmal in der Hand hatte, Demjans Nummer an.
Der Russe hatte gute Neuigkeiten. „Hör zu, Joana, ich habe Folgendes erreicht: Ich habe Kontakt zum Asmodeus und zum Baal-Zebul aufgenommen, den Fürsten über Wollust und Völlerei, und wurde von beiden angehört. Sie scheinen nicht uninteressiert an einer Hohen Runde , wie sie die Zusammenkünfte der Fürsten nennen, und haben den Gedanken, dass ein Dämon sich für einen Platz in dieser Runde anbieten möchte, mit Neugier aufgenommen.“
„Was heißt das?“, fragte Joana aufgeregt. „Kommen sie? Aber wohin?“ Und welche Probleme würde das mit sich bringen.
„Ganz langsam, liebste Joana. Sie werden kommen, sobald ein Fürst offiziell die Einladung ausspricht. Der Baal-Zebul hat daraufhin auch gleich seinen Ver bündeten informiert, den Satan. Der hat , soweit ich es verstanden habe, einen Wutanfall bekommen, aber das muss nicht unbedingt heißen, dass er nicht kommt.“
„Satan …“ Joana musste überlegen. „Der Herr über den Zorn, richtig?“
„Da s s du darauf kommst. Erstaunlich.“
„Hör auf , mich zu necken, ich bin halt nur ein unwissender, kleiner Mensch.“
„Das wärst du gern, Joana. Aber ich habe noch bessere Nachrichten. Der Leviathan, mein Fürst, ist auf mein Angebot, ihm in dieser Sache beratend zur Seite zu stehen, sehr zu meinem Erstaunen eingegan gen. Er erinnerte sich daran, dass der Nybbas und ich im letzten Winter diesen Disput hatten. Es ist nicht ganz ausgeschlossen, dass er mir Motive unterstellt, die nicht ganz zutreffend sind, aber da er nicht beson ders konkret in seinen Aussagen war, konnte ich das weder dementieren noch richtigstellen.“
„Warte, Demjan.“ Joana konnte kaum glauben, was sie da hörte. „Du spielst deinem verehrten Fürsten Theater vor? Für uns?“
„Aber Joana – nie würde ich. Du weißt, dass meine Beziehung zu deinem Partner bisher ein wenig … unglücklich war. Ich schildere dir nur meine Ein drücke. Weil ich dich mag. Und meinen Fürsten, den mag ich auch.“
So war das, das hatte sie sich gedacht. Aber es war höchst anständig von Demjan, sie daran zu erinnern, dass er nicht ihr Freund war und empfindliche Infor mationen von ihr vermutlich ebenso an den Leviathan verraten würde wie andersrum.
„Ich weiß, du wirst es abtun, Demjan, und wenn wir ehrlich sind, dann stimmt es auch überhaupt nicht, aber du bist ein Schatz.“
„Nicht doch.“
Joana zog die Beine an und legte das Kinn auf die Knie. „Doch doch! Was du für mich tust , ist nicht selbstverständlich. Dass ich dir im Gegenzug nie ver trauen kann, ist zu verschmerzen.“
„Für dich leichter als für mich, Joana.“
„Schmeichler. Was hast du nun mit deinem neuen Dienstgrad als fürstlicher Berater vor?“
„Ich reise morgen an den Aufenthaltsort meines Fürsten, den ich dir selbstredend nicht offenbaren kann. Dann muss ich weitersehen. Bestenfalls gelingt es mir, meinen Fürsten von der Richtigkeit dieser Hohen Runde zu überzeugen, nur in dem Fall würde er die Einladungen aussprechen.“
Joana biss sich vor Anspannung auf die Innenseite der Wange bis Blut kam. Das musste einfach klappen. „Demjan? Sag deinem Fürsten, dass es den Luzifer schwer in seinem Stolz verletzen würde, den Nybbas nicht zu bekommen. Dein Fürst dagegen hätte sich nichts vergeben. Ganz im Gegenteil. Wenn er sich für Nicholas aussprechen würde, wäre sein Wunsch am Ende ja erfüllt. Der Neid des Luzifers wäre ihm gewiss.“
„Joana, Joana. Ich bitte für diese Phrase um Ver zeihung, aber du bist ja ein Fuchs!“
Mit dem Gefühl, der Lösung etwas näher gekom men zu sein, verabschiedete sich Joana.
Lächelnd legte sie das Telefon beiseite. Nicholas lehnte schweigend am Türrahmen. Als legte er es darauf an, sie schwach zu machen
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