Schattendämonen 3 - Nybbas Blut - Benkau, J: Schattendämonen 3 - Nybbas Blut
und deine Scherze machen, aber ich finde das nicht witzig. Um ein Haar hätte ich gegen deinen Willen mit dir geschlafen. Weißt du, wie man das nennt? Vergewaltigung.“
Er verdrehte die Augen. „Du stellst dich an. Du hast deine Macht über mich genutzt, mehr nicht.“
„Ach. Das ist legitim, ja?“
„Natürlich.“
„Natürlich.“ Joana lehnte die Stirn in eine Hand fläche. Sie musste den Dämon nicht verstehen. Sie sollte es besser nicht erst versuchen, das war ohnehin aussichtslos. „Vielleicht hast du dann Lust, beim nächsten Mal“ , das es nicht geben würde , „gute Miene zum bösen Spiel zu machen und wenigstens so zu tun, als läge dir etwas an mir. Das wäre echt freund lich, wenn es nicht zu viel verlangt ist. Es macht nicht besonders viel Spaß, von einem Mann gevögelt zu werden, der aus der Wäsche schaut , als hätte er dabei so viel Spaß wie beim Ausfüllen seiner Steuerunter lagen.“
„Ich hätte daran denken sollen.“
Joana schloss die Augen. „Du hättest an deine Mimik denken sollen, während ich dich fast zum Sex gezwungen hätte? Hörst du dich manchmal reden? Hast du dann auch das Bedürfnis, dir schnell einen Arzt zu rufen?“
Nicholas schnaufte, endlich schien auch er mal Emotionen zu zeigen, in Form von Ärger. „Es ist ja nicht so, dass ich Abscheu empfunden hätte.“
„Nicht?“ Na vielen Dank auch.
„Natürlich nicht. Aber ich will dich auch nicht, wie ich dich früher wollte. Weil ich überhaupt nichts will. Ich kann nichts wollen. Und das ist verwirrend. Ich meine … das ist doch nicht richtig, oder?“
Joana dagegen wollte eine ganze Menge. Ihn umar men und trösten – Himmel, er war so unglücklich. Ihn schlagen für seine bescheuerten Ansichten. Ihn fortschicken, denn bei ihr ging es ihm nicht gut, so viel war klar. Und ihn in eine Flasche sperren, um ihn nah am Körper tragen und beschützen zu können.
Stattdessen tat sie nichts davon, sie öffnete nur die Hand und drehte sie so, dass der Handrücken auf ihrem Oberschenkel lag und die Innenfläche nach oben zeigte. Eine Geste, wie sie unverbindlicher nicht sein könnte, aber er reagiere darauf und legte seine Hand in ihre.
„Schaffen wir das irgendwie?“
Er nickte. „Aber ja. Oder haben wir eine Wahl? Mein Ego macht das auf Dauer nicht mit, wir müssen das also schaffen, was meinst du?“
„Das willst du?“
„Wenn ich könnte, würde ich es wollen. Das muss reichen.“
Warum reicht mir das nicht?, dachte Joana, aber sie sagte nichts. Und warum kann ich nicht einfach für uns beide wollen?
Chicago bei Abend war erstaunlich. Die Straßen zwischen den Hochhausreihen waren wie mit dem Lineal gezogen, akkurat wie Gitterkästchen auf kariertem Papier, und in allen nur denkbaren Farben beleuchtet. Als die Straße ein Stück am Lake Michigan vorbeiführte, schien es, als läge in dessen Tiefen eine zweite Stadt verborgen. Und bedachte man, was die Welt an Unglaublichkeiten zu bieten hatte, fand Joana das nicht unwahrscheinlich.
Die beiden Hotelzimmer, die sie mieteten, lagen im 17. Stock und boten neben sauberen Betten eine erstaunliche Aussicht auf die Skyline.
Joana setzte sich ans Fenster und klappte ihr Net book auf, um nachzusehen, ob Tomte sich gemeldet hatte, während Nicholas duschen ging. Wie erwartet waren bereits zwei Mails von Tomte eingegangen, wie immer verfasst in seiner ganz eigenen Orthografie, einer Mischung der Regelungen unterschiedlicher Sprachen und der aktuellen Rechtschreibung vermut lich etliche Reformen voraus. Er freute sich – Tomte freute sich offenbar immer – und war erleichtert, Moskau hinter sich zu lassen. Man trug ihm dort zu viel Fuchs in Form von Mänteln und Mützen. Die zweite Mail schickte er schon vom Flughafen aus, wo er gleich in einen Flieger nach Paris steigen und dort in eine Maschine nach Lissabon wechseln wollte. Den Safe zu knacken, so schrieb er, könne er kaum erwarten.
Dankbar, in dem Halbdämon einen zuverlässigen Helfer gefunden zu haben, fast schon etwas wie einen Freund, klickte sie das Mailprogramm zu und rief eine Nachrichtenseite auf. Nennenswerte Neuigkeiten gab es nicht, doch das waren gute Nachrichten. Die Fürsten schienen Atem zu schöpfen. Vielleicht ver handelte man auch bereits, wie man weiter mit dem geflüchteten Nybbas vorgehen sollte. Joana war nicht sicher, was davon sie sich wünschen sollte; in jedem Fall war es eine Erleichterung, dass die Dämonen offenbar beschlossen hatten, nicht noch mehr Men schen unter
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