Schattendämonen 3 - Nybbas Blut - Benkau, J: Schattendämonen 3 - Nybbas Blut
geschwitzt , wie ihre Haut war, würde das ihre Lügen verraten, eine nach der anderen.
Doch er schien ihr nichts anzumerken. Mit kritisch zusammengezogenen Brauen lauschte er Patricia. „Harmlos, ja?“ Er hielt sich das Handy gegen die Brust und sah Joana scharf über den Rand seiner Brille an. „Ist das der Kerl, der dich geschwängert hat?“
„Nun ja, ich war nicht ganz unbeteiligt.“
„Warum ist der Vogel nicht hier, wenn du auf dem Weg zum Frauenarzt bist?“
Joana verschränkte die Arme und legte den Kopf schief. „Meinst du, ein gynäkologischer Stuhl sei besonders sexy? Ich mache mir noch Hoffnungen bei dem Kerl, verdammt soll er sein!“
Abraham stöhnte entnervt auf und nahm das Mobiltelefon wieder ans Ohr. „Pat? Lass den Vogel gehen. Und du, Mädchen“, er reichte Joana ihr Handy zurück, „machst, dass du zu deinem Termin kommst. Soll ich dich hinfahren?“
„Die Praxis ist nicht weit. Und im Leben steige ich nicht auf deine uralte Harley.“ Diesen Satz zu sagen, bereitete ihr allerdings beinah körperlichen Schmerz.
Sie war gemächlich die Straße entlanggeschlendert , als hätte sie alle Zeit der Welt, solange Abraham in Sichtweite gewesen war. Kaum dass er mit seiner Harley um die Ecke gebogen war, begann sie zu rennen. Die Zeit drängte nun, es war fast sechs und sie konnte schlecht abschätzen, wie lange sie zu Fuß noch bis zum Anwesen des Luzifers benötigen würde. Wenn sie sich jetzt noch verlief, stand Nicholas allein vor der Hohen Runde . Mist, warum sahen sich die Straßen in Harlem so ähnlich?
Schließlich fand sie das Haus , während von einer nahen Kirche die Glockenschläge zur sechsten Stunde herangetragen wurden. Es lag ruhig da und nur ein paar teure Autos in der Nähe deuteten darauf hin, dass jemand zu Hause war. Joana ging die Treppe zur Tür hoch. Bereits zwischen den Säulen stehend, sagte sie sich, dass sie kaum einfach auf die Klingel drücken konnte. Sie konnte hier nicht mutterseelenallein und unangekündigt reinplatzen. Nicht, wenn sie bedachte, wie sie hier beim letzten Mal rausgekommen war – mit Mühe und Not nämlich. Ihr Plan, die Clerica zu Hilfe zu rufen, war nun auch nicht mehr praktikabel. Es wäre dumm, dort reinzugehen. Dumm.
Sie konnte ein Fenster erreichen, wenn sie sich auf ein seitliches Mäuerchen stellte, doch dahinter tat sich nur ein leeres Fernsehzimmer auf. Vielleicht sollte sie um das Haus herumgehen und dort durch die Fenster …
„Auch zu spät, wa?“
Joana wäre fast hintenübergefallen . Ein Mann kam die Treppen hoch, immer drei Stufen auf einmal neh mend. Eine der Steinplatten, auf die er trat, zersprang unter seinen Füßen, dabei war er weder auffällig groß noch dick. Er kickte die steinernen Scherben mit einem unwirschen Laut beiseite, als passierte ihm dieses Missgeschick häufiger. Joana presste sich mit dem Rücken gegen die Hauswand. Der Mann sah umwerfend aus – auf die unangenehme Art. Nicht, dass er hässlich war. Er mochte um die vierzig sein, mittelblondes Haar, blitzend blaue Augen, sonnen gebräunte Haut. Sein Mund war breit, ebenso sein Akzent. Ein Südstaatler wie aus dem Lexikon. Ein zweiter Mann, ein dürrer Schwarzer folgte ihm. Sie schienen den gleichen cremefarbenen Anzug zu tragen, bloß in unterschiedlichen Größen.
„Wir sin ’ nich ’ allein zu spät“, sagte der Weiße zu seinem farbigen Begleiter und schlug ihm auf die Schulter. „Die freu‘n sich, wenn’mer ne Lady mit bring’n.“ Er strahlte Joana an – sein Lächeln wirkte wahrhaftig offen und herzlich und sie redete sich ein, dass sie sich doch im Haus geirrt haben musste. Das hier war ein erzamerikanischer Familienvater, ein Daddy. Vielleicht auch ein Industrieller, dem ein paar Firmen gehörten und der im schlimmsten Fall die Republikaner wählte und sich selbst einen Patrioten nannte. Aber doch bitte kein Dämonenfürst!
Mr Niceguy drückte mit seinem riesengroßen Dau men die Klingel, während der kleine Schwarze in sei nem Schatten stand, als hätte man ihn dort vergessen. Das Läuten war von außen nicht zu hören. Möglich, dass sie die Klingel abgeschaltet hatten. Mr. Niceguy hob die Hand zum Klopfen, als derselbe Diener wie bei Joanas letzte m ‚Besuch‘ die Tür öffnete. Er nickte das Erscheinen der drei Nachzügler hochmütig ab, als hätte er sie bereits erwartet.
„Sie sind ein wenig spät. Oh, und S ie bringen die Jägerin mit. Damit hat gerade der Satan eine Wette verloren, das wird ihm aber sehr
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