Schattendämonen 3 - Nybbas Blut - Benkau, J: Schattendämonen 3 - Nybbas Blut
missfallen.“
Joana klappte fast der Mund auf. Man hatte sie offenbar wirklich erwartet. Diese Dämonen trauten ihr weit mehr Mut zu als sie sich selbst. Oder mehr Starrsinn, was weniger schmeichelhaft klang aber glaubwürdiger war.
Der Butler wechselte ein paar geflüsterte Worte mit Mr. Niceguy . Joana verstand nur dessen breite Laute der Zustimmung: „Njaa“, „Yeah“ und „Okaayy“. Dann trat der Butler an sie heran. „Nach Ihrem letzten Erscheinen werden Sie Verständnis dafür zeigen, dass wir Ihnen eine besondere Überwachung angedeihen lassen. Sie sind Ihrer aktuellen, sehr menschlichen Beziehung zu unserem Antragsteller wegen nicht grundsätzlich berechtigt, hier zu sein.“ In Joanas Kopf rotieren seine Worte. Menschliche Bezie hung klang nicht so, als wüssten sie von der Beschwörung. „Aber mein Fürst hat sich nicht dagegen ausgesprochen“, fuhr der Butler fort und murmelte: „Obschon ich mich nach dem Beweggrund frage. Wir koppeln allerdings gewisse Bedingungen an die Einladung. Der Leibdiener des Asmodeus, der Cyrian, hat sich dazu bereit erklärt, für ihre persön liche Bewachung zu sorgen. Sie sind sich bewusst, was dies bedeutet?“
Was sollte das Gesülze – woher sollte sie das wis sen ? Sie senkte das Kinn und hob die Brauen.
Der Butler atmete durch, als strapazierte sie seine Nerven über die Maße. „Der Cyrian nimmt Ihren Muskeln die Kraft. Allen Muskeln, damit Sie mich recht verstehen.“ Kurz bestand Joanas schlimmste Befürchtung darin, dass sie sich vor der Hohen Runde in die Hose machte, doch dann deutete sie den Blick des Butlers auf ihre Brust richtig. Sie legte sich erschrocken die Hand aufs Herz.
„Korrekt“, insistierte der Butler. „Vergessen Sie Ihre gute n Manieren und Sie sind im nächsten Augenblick tot. Herzversagen. Das kommt häufiger vor , als man denkt.“
Obwohl ihr ganzer Körper zitterte, folgte Joana den Dämonen durch die langen Gänge. Sie glaubte nicht, dass sie noch eine Wahl hatte, man würde sie nun kaum wieder gehen lassen. Und, zum Teufel noch mal , das wollte sie auch nicht. Sie wollte so nah wie möglich bei Nicholas sein für den Fall, dass er sie brauchte.
Man führte sie in eine gigantische Rüstkammer, in der eine Unzahl an Waffen aller Epochen ausgestellt war. Die Stücke lagen auf Tischen, in Vitrinen und waren an den Wänden befestigt. Joana hatte keinen Blick für die Antiquitäten, sie konnte die Augen nicht von dem ovalen Tisch abwenden, der in der Mitte der Halle aufgebaut worden war, mit einer großen, freien Fläche daneben, wie zum Tanzen. Die vielen Leuch ter, die von der hohen Decke hingen, deuteten darauf hin, dass die Präsentiertische und Vitrinen normaler weise anders im Raum angeordnet waren und die Tafel hier für gewöhnlich nicht hingehörte. Joana riskierte einen zweiten Blick auf die Leuchter, zuerst dachte sie, nur aus dem Augenwinkel etwas Skurriles wahrgenommen zu haben. Sie wünschte, sie hätte nicht hingesehen. Jeder Leuchter bestand aus einem Gerüst aus blanken, weißen Knochen, auf dem zehn bis fünfzehn Schädel befestigt waren, in deren Inne - ren die Kerzen brannten, sodass das Licht aus ihren Augen schien. Es waren kleine Schädel. Die von Kindern.
Sie schüttelte den Kopf. Nicht mehr hinsehen. Statt dessen konzentrierte sie sich auf die Personen an der Tafel. Den Luzifer im Körper der schönen, blonden Marina erkannte sie sofort. Eine Dame erinnerte sie erschreckend an Nina Hagen, wenn auch sicher zwan zig Jahre älter. Die beiden Männer hatte sie nie zuvor gesehen. Ihr klappte der Kiefer herab, als der kleine Schwarze an die Hohe Tafel trat und die anderen mit einem reduzierten Nicken begrüßte. Das war der Asmodeus? Und Mr. Niceguy damit der Cyrian, der sie bewachte und so schnell und effektiv tötete wie eine Guillotine? Sie starrte erschreckt zu ihm h in über , er grinste bloß schief. Offenbar spielten er und sein Fürst dieses Spiel, um Feinde zu verwirren. Joana war natürlich voll drauf reingefallen.
Am Tisch saßen nun fünf Personen, Joana ging im Kopf durch, wer fehlen könnte. Der Belphegor sollte nicht mehr am Leben sein, so hieß es, und dass der Mammon, der Herr über den Geiz, erscheinen würde, hatte Nicholas am Vormittag bezweifelt. Der Mam mon lebte in Paris und Langstreckenflüge waren nicht ganz billig.
Nicholas konnte Joana erst sehen, nachdem sich ihre Augen an das diffuse Licht gewöhnt hatten. Er stand stumm in einer Ecke, verbarg sich im Schatten. Er sah aus wie
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