Schattendämonen 3 - Nybbas Blut - Benkau, J: Schattendämonen 3 - Nybbas Blut
hatte Zeit, um abzuwarten.“ Sie hielt das Gesicht in die Sonne und schloss genüss lich die Augen. „Wie du siehst, bin ich nun hier.“
„Durchaus. Und niemand wäre dir böse gewesen, wenn du uns länger hättest warten lassen.“
Ihr Lächeln bekam erstmals etwas Giftiges, kaum zu erkennen, nur schwach zu erahnen. Diese Gifte waren bekanntlich die gefährlichsten. „Spare dir deinen Charme gut auf. Er wird das E inzige sein, was deine Haut retten könnte, sobald ich das Interesse an dir verliere, Nybbas.“ In ihren Augen wurde es eisig. „Be dauerst du es denn nicht, deine Clerica gerade jetzt allein lassen zu müssen? Jetzt, da sie so hilflos ist?“
Nicholas hatte keine Ahnung, was sie meinte, nur ein zutiefst beunruhigendes Gefühl. „Sie passt auf sich auf.“
Sie schürzte die Lippen, zog einen Schmollmund. „Auch ohne ihre Kräfte?“
Verdammt. Hatte der Luzifer in Erfahrung ge bracht, dass Joana ihre Clerica-Kräfte nie richtig zu kontrollieren gelernt hatte? Das war nicht gut.
„Man könnte es fast tragisch nennen“, säuselte sein Gegenüber. Die Atmosphäre lud sich auf, als braute sich trotz des klaren Himmels ein Sturm zusammen. Die Tauben verstummten, glotzen dümmlich und be wiesen einen Rest Instinkt, indem sie davonflatterten . Aus dem Augenwinkel sah Nicholas, wie der alte Hund in die Garage hinkte. Aus dem Wohnhaus drang das Geschrei eines kleinen Kindes, schrill und durchdringend.
„Vom Mann verlassen. Ihrer Kräfte beraubt. Allein in einem fremden Land. Und dann auch noch schwanger.“
Beim letzten Wort verlor Nicholas jegliche Beherr schung. Er konnte die honigblonde Frau neben sich nur noch anstarren. Schwanger … Schwanger?
Er glaubte es nicht und tat es doch und erwischte sich dabei, es mit aller Kraft nicht glauben zu wollen.
Einen Augenblick gab er alle Konzentration dahin, und in eben diesem Moment schlug der Luzifer zu. Nicholas spürte, wie eisige Haken sich durch die Ohren in seinen Kopf gruben. Der Schmerz war so real, dass er im Reflex die Hände auf seine Ohrmu scheln schlug, doch da war nichts, was er wegreißen konnte. Er hörte sich aufstöhnen, registrierte, wie er vom Stuhl rutschte, auf die Knie fiel, sich zusammen krümmte und fast unter dem Tisch verkroch. Er schlug die Stirn auf den Boden, spürte einen Stein die Haut durchschlagen, Blut hervorsickern . Er sah Beine herbeieilen, die in schwarzen Schuhen steckten, ver mutlich die Kellnerin. Verschwinde!
Die Haken gruben sich tiefer in seinen Geist, schrammten an Erinnerungen vorbei und rissen blu tende Wunden. Fragmente von Erlebtem und kurze Bilder schossen wie Blitze durch seinen Kopf und waren verschwunden, ehe er sie erkannte. Der Schmerz war jenseits von allem, was er je erlebt hatte; jenseits von allem, was er auszuhalten geglaubt hatte. Er hörte sich schreien, ehe alles zerbrach. Der Schmerz krachte über ihm zusammen und hinterließ nichts als schwarze Stille.
~*~
Joana musste rechts ranfahren . Sie konnte nicht wei terfahren, die Panik ließ ihren Blick verschwimmen. Zwischen den dunklen Flecken, die ihre Sicht trübten, ließ sich kaum noch die Straße erkennen. Schwer atmend drückte sie die Stirn gegen das Lenkrad. Sie schluckte viel zu viel Speichel, leckte sich wieder und wieder den in den Wagen eingedrungenen Staub von den Lippen und kämpfte gegen den Drang, sich zu übergeben.
Irgendetwas war passiert. Etwas Schreckliches, weit schlimmer als Cut . In ihrem Bauch schien ein Vaku um, ein schwarzes Loch von innen an ihr zu reißen. Am Morgen hatte sie Unterleibsschmerzen gehabt wie kurz vor der Periode; sie hatte sich eingeredet, dass ihre Menstruation sich bloß ein wenig verspätet hatte. Jetzt dachte sie, ihr Inneres würde in Stücke gerissen werden. Zu allem Entsetzen, das die SMS verursacht hatte, drang eine weitere Furcht auf sie ein. Eine Fehlgeburt? Wie seltsam sich diese Angst anfühlte, hatte sie die Möglichkeit, die Schwangerschaft sei real, doch bisher weit von sich gewiesen, zumindest , bis der Arzt es ihr bestätigen würde. Der Termin war morgen … wäre morgen gewesen. Doch nun galt nur noch Code Cut . Es gab kein Morgen mehr, nicht hier und nicht mit Nicholas, nicht einmal mit seinem Namen. Und wie es aussah, nicht einmal mit seinem Kind.
Ein Auto hielt dicht neben ihrem, ein Mann stieg aus, klopfte, fragte, ob sie in Ordnung sei.
Ja, klar, alles in Ordnung. Nur, wie nannte man so etwas? Eine Panikattacke? Hysterisch geworden? Verrückt?
Sie presste ein
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