Schattendämonen 3 - Nybbas Blut - Benkau, J: Schattendämonen 3 - Nybbas Blut
fertig.“
„Nicholas!“, rief Marina, um Fassung ringend. Es klang fast beschwörend. Hatte sie ihn je beim Namen genannt? Bei seinem menschlichen Namen? Dies konnte nur auf eine neue Taktik hinauslaufen, an der sie sich versuchte. Was kam jetzt, die verständnisvolle Nummer?
„Ich weiß, dass es dir schwerfällt , aber du musst mir jetzt vertrauen.“ Na also, als wäre er hellsichtig. „Du musst doch begreifen, dass wir, die Fürsten, dich nach all dem, was du getan hast, nicht einfach ziehen lassen können.“
„Hattest du nicht neulich erst behauptet, alles sei vergeben und vergessen?“, spottete er.
„Ja, sobald du in meine Bedingungen einwilligst. Nur dann. Nicholas, du verstehst das sicher. Ein Dä mon und ein Clerica, die sich verbünden … das ist …“
„Unerhört!“ Er schlug sich manieriert die Hand vor die Brust. „Wenn das alle täten, wo kämen wir dann hin?“
„Es ist gefährlich“, korrigierte sie ihn überraschend sanft und ließ auch das Psycho-Lächeln für einen Moment sein. „Eine solche Verbindung könnte weit mehr Unheil anrichten als nur den Sturz eines Fürs ten. Du bist mir untertan, Nicholas. Du bist mein Sohn, mein verlorener Sohn. Es ist meine Aufgabe, darauf zu achten, dass du dich nicht zu einem Risiko für uns alle entwickelst.“
„Danke, Mutti , aber ich kann auf mich selbst auf passen.“
Marina schüttelte traurig den Kopf. „Das dachten zu manchen Zeiten viele. Gerade die starken, jungen und mächtigen Dämonen glauben wie du, sie könnten alles beherrschen, und nicht selten zerstörten sie gan ze Kontinente mit ihrem Größenwahn. Atlantis ver sank im Meer, Teile von Ozeanien verdorrten … Die M ächtigsten und am meisten G efestigten von uns zu Fürsten zu erklären und alle anderen zu Untertanen, war die einzige Chance, die Erde und damit uns zu retten. Es ist existenziell, dass diese Regeln befolgt werden.“
Nicholas rollte mit den Augen. Als ob ihm danach wäre, eine Insel zu rösten. Konnte sie nicht endlich das Palaver einstellen? Ein Ende, eine Entscheidung, mehr verlangte er doch nicht. „Gibt es keinen Fürsten über die Ungeduld? Im nächsten Leben werfe ich mich dem an den Hals, da wartet man sich zumindest nicht staubig.“
„Nybbas, glaub nicht, ich würde dich bitten.“
„Schön. Dann musst du nicht befürchten, ent täuscht zu werden.“
„Du verdammter Narr. Du hast keine Wahl – eben so wenig wie ich. Du willst es nicht begreifen, oder?“
Oh, theoretisch schon, so war es nicht. Alles, was Marina sagte, ergab durchaus Sinn. Seine Verbindung mit Joana könnte ihn tatsächlich zu einer Bedrohung für alle Dämonen und Menschen machen, läge ihm etwas daran. In der Praxis allerdings bedeutete ihm all das einen Dreck und alles, was er wollte, war ein Le ben lang seine Ruhe mit Joana. Eine überschaubare Zeit und daher wirklich nicht zu viel verlangt. Leider sah Marina das anders. Argumente würden an ihr ab perlen wie Wasser von einer Öljacke. Und daran war er nicht unschuldig: Er war bekannt für gute Lügen.
„Nein“, sagte er leise und senkte den Blick. „Ich will es nicht.“
„Erscheint dir der Preis wirklich so hoch?“ Ihre Stimme war beinah zärtlich. Es ärgerte ihn, dass sie ihn durchschaute. Sie merkte mit jedem seiner Worte mehr, wie viel Joana ihm bedeutete und das machte ihn in ihren Augen schwächer und schwächer, so schwach, dass sie inzwischen offen Mitleid zeigte. Und das vom Fürsten, der für den Stolz stand. Gab es eine größere Demütigung? Gewiss. Der Augenblick, in dem Marina Joana finden würde, ob mit seiner Hilfe oder allein.
„All der Kummer“, seufzte sie. „Er macht dich schwach und krank, und das macht mich unglücklich. Es ist so unnötig.“
Wenn du wüsstest.
Eine Weile sah sie ihn stumm an. Eine Biene ließ sich auf ihrer Hand nieder, krabbelte über ihren Handrücken und flog weiter. „Wie nennst du sie, deine Menschenfrau?“, fragte sie schließlich. „Wenn ihr allein seid.“
Kleines. So nannte er sie seit dem Tag, als er ihr hatte zeigen wollen, dass sie winzig und schwach war und sich vor ihm fürchten musste. Und sie ihn in allen Punkten vom Gegenteil überzeugt hatte. Doch statt dessen sagte er: „Joana. Weil nichts außer ihrem wah ren Namen ihrer würdig ist.“ Er brauchte den Hauch Bitterkeit in Marinas Miene nicht sehen, um zu wis sen, dass er sie an einer empfindlichen Stelle getroffen hatte. Sie hatte Tausende von Namen getragen. Kei ner davon war ihr
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