Schattendämonen 3 - Nybbas Blut - Benkau, J: Schattendämonen 3 - Nybbas Blut
Gerüchten hinsichtlich ihres Dämonenkontakts konfrontieren würde. Mary war fest davon überzeugt, Tante Agnes hätte dafür gesorgt, dass Joanas wahre Vergehen gegen die Clerica sich nicht herumsprachen. Ihre Recherchen und der vorsichtig aufgenommene E Mail -Kontakt zu Abraham, den sie noch aus der Zeit kannte, in der sie Frederik kennengelernt hatte, hatten das bestätigt, doch Joanas Zweifel waren hart näckig. Agne s’ Eitelkeit hatte sicher Grenzen.
Offenbar hatte sie aber Glück, denn Patricia nickte wissend und Abraham schüttelte abschätzig den Kopf. „Ein Jammer, wie dort alles in Bürokratie und Theorie verstaubt. Aber jetzt bist du ja hier. Jetzt“, da war es wieder, das Hollywood-Grinsen, „erlebst du mal, wie wir hier Dämonenärsche versohlen.“
„Ich freu mich schon“, erwiderte Joana und nahm schnell einen Schluck Kaffee, um den bitteren Ge schmack im Mund wegzuspülen. Fast ging es zu ein fach. War das die Clerica-Variante des amerikanischen Traums? Hingehen – nach einem Job fragen – anfan gen – Karriere machen. Wenn es so leicht war, in den Kreis dieser Clerica zu gelangen, warum hatte sie es nicht schon im letzten Winter versucht? Stattdessen war sie zu der abtrünnigen Rut gegangen, und die war nun tot. Sie hätte ihr Ende, Nichola s’ verräterischen doppelten Schwur und selbst Elia s’ Tod verhindern können, wenn sie gleich mit den Jägern in Kontakt getreten wäre, die ihre Mutter von früher kannte. Vielleicht, dachte sie ein wenig bitter, hätte ich hier sogar etwas gelernt.
Doch die Tatsache, dass Abraham trotz seiner Film optik wesentlich souveräner und erfolgreicher wirkte als Theodor und dessen Grüppchen in Deutschland, war eine gute Erklärung, dass Joana niemals mit Nicholas hierher hätte kommen können und allein hätte er sie nicht gehen lassen. Das Risiko war immer noch groß. Das Letzte , was Joana wollte, war Ärger mit Abraham Anthony, aber die Umstände erforder ten derzeit drastische Maßnahmen und Einsatz ohne Rücksicht auf Verluste.
Letztlich hatte es keinen Sinn, zu spekulieren, was gewesen wäre, wenn … Sie hatte immer versucht, das Richtige zu tun, was manchmal zu Erfolgen und manchmal in Katastrophen hineingeführt hatte. Es hinterher besser zu wissen, lag in der Natur der Sache.
„Wie sieht es aus, Joana Ânjâm?“, fragte Abraham. „Hast du Lust auf ein wenig Troubletraining?“
Was immer das war, es klang nützlich, wenn man vorhatte, einen Dämon zu retten. „Ich kann es kaum erwarten.“
~*~
Natasha hatte sich in den Ostflügel des Hauses zurückgezogen, in dem sie eine kleine Wohnung besaß. Der Platz reichte nicht, um sich ein Blutopfer zu halten, dazu hätte sie einen zusätzlichen Raum benötigt. Sie hasste es, in engem Kontakt zu einem Opfer leben zu müssen. Doch sie verfügte über zwei eigene Räume und einen separaten Zugang zum Gar ten, sodass ihre Katzen jederzeit streunen konnten, und das war ihr wichtiger. Das Schnurren ihrer Lieb lingskatze Madame Lai, einer blinden alten Dame, der sie im Gegensatz zu allen anderen Katzen einen Namen gegeben hatte, beruhigte sie nur langsam. Noch immer war ihr Geist unstet. Ihre Hände blieben angespannt und ergaben sich dem weichen Fell nur widerwillig.
Der Gefangene machte ihr Angst. Zu Anfang war ihr der Kontakt zu ihm allenfalls etwas unangenehm gewesen. Mit jedem neuen Körper begann sie ein neues Leben, tilgte das alte aus ihrer Erinnerung und gedachte allenfalls noch der uralten Zeiten, nie aber der kürzlich vergangenen. Der Gefangene jedoch kannte zu viele Details ihrer alten Leben, die sie vor sich selbst, vor allem aber vor der Herrin nicht offen legen wollte. Er kannte ihre Schwäche, anders war es nicht zu erklären, dass er sie beharrlich mit ihrem ab gelegten Namen ansprach. Ach, am liebsten wäre es ihr, man würde ihm die Zunge herausschneiden !
Mit jedem Tag wuchs mehr dieses Unwohlseins zu Furcht heran. Sie hasste es, andere, starke Dämonen nicht einschätzen zu können, und der Nybbas wurde von Stunde zu Stunde unberechenbarer. All die Er wartungen, die die Herrin und sie in ihn gesetzt hat ten, waren nicht erfüllt worden und das irritierte selbst die Herrin, auch wenn sie es nicht zugab. Er tat nie das, was sie vermuteten. Mit jedem Tag wurde sein Körper schwächer, es glich einem Wunder, dass sein Leib nicht längst vollends kollabiert war. Natasha wünschte sich jedes Mal, wenn sie ihm Nahrung brin gen musste, er möge endlich gestorben sein, obgleich
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