Schattendämonen 3 - Nybbas Blut - Benkau, J: Schattendämonen 3 - Nybbas Blut
Einkaufswagen vor sich her schob , warf mit Bibelversen um sich. Joana lief der Schweiß den Rücken runter und ihre Lungen brann ten, während es schien, als würden Abraham und Patricia nicht mal schneller atmen als bei lockerem Lauftraining. Einen Augenblick fragte sie sich, ob das Baby damit einverstanden war, wie sie ihre Freizeit gestaltete, aber dann wischte sie die Bedenken bei seite. Dieses Baby war nicht nur Nichola s’ Baby und damit stur wie ein Maultier, es hatte seine Zähigkeit auch bereits unter Beweis gestellt, indem es sich trotz konsequenter Pilleneinnahme in ihrer Gebärmutter eingenistet hatte. Wer so was tat, für den war ein biss chen Laufen sicher nicht schädlich. Und war nicht neulich erst ein Bericht über eine Frau im Fernsehen gelaufen, die wenige Stunden vor der Geburt einen Marathon gelaufen war? Joana biss die Zähne zusam men und rannte weiter, doch im nächsten Augenblick klingelte ihr Telefon mit dem ganz bestimmten Klin gelton, der für Tomte reserviert war.
„Shit“, keuchte sie, stoppte aber und winkte Abra ham und Patricia zu, damit die beiden weiterliefen und sich nicht um sie kümmerten. So ein Mist, die würden denken, sie hätte schlappgemacht. Schwer atmend nahm sie den Anruf an. „Hallo Tomte, ich hoffe für dich … dass es verdammt wichtig ist. Ich jage gerade … einen Dämon!“ Und merke, dass mir das mehr Spaß macht, als es sollte. Noch mal Shit!
„Keine Angst, es ist wichtig.“ Tomte war das Grinsen anzuhören.
Joana entdeckte eine niedrige Mauer, die das Gebäude einer kleinen, freien Kirche von der Straße trennte , und setzte sich im Schatten eines Gum mibaums darauf. Sie musste sich auf die Oberschen kel stützen, so kurzatmig war sie durch den Sprint geworden, und fühlte noch immer, dass ein kleiner Teil von ihr Tomte zum Teufel wünschte und lieber dem Dämon nachgerannt wäre. Was war das, eine skurrile Art von Jagdtrieb? Na klar, dachte sie voller Sarkasmus, damit ich nachher wieder ein schlechtes Gewissen habe, weil er möglicherweise doch nicht so schlecht ist, wie es im ersten Moment aussah. Ambi valenz, ich bin deine ergebene Sklavin.
„Schieß los, Tomte, was hast du herausgefunden?“
„Ich war im Wohnzimmer des Leviathans“, antwor tete der mit gehörig viel Stolz. Joana wurde ein wenig konfus im Kopf, als stünde ihr Kreislauf kurz davor, schlappzumachen.
„Was soll das heißen? Willst du mir sagen, du bist einfach so zur Tür reinmarschiert und …“
„Natürlich nicht.“ Tomte kicherte. Es beruhigte sie nicht wirklich. „Aber selbst wenn ich zur Tür rein marschiert wäre, hättest du dir keine Sorgen machen können. Der Leviathan ist nicht mehr da. Er ist tot.“
„Tot?“ Joana entwich das Wort viel zu laut. Ein Radfahrer musterte sie kritisch, ehe er weiterfuhr . Im Inneren des Kirchengebäudes schob jemand ein Fens ter auf. Sie wagte nur noch zu flüstern: „Der Levia than soll tot sein?“
„Nein, nur die Hülle“, erwiderte Tomte, als wäre das vollkommen offensichtlich. „Die alte Russin. Der Leviathan ist weg.“
Joana nahm sich ein paar Atemzüge Zeit, beides zu bedauern. Es war verrückt, um einen Körper zu trau ern, aber es blieb nicht aus, dass der Tod der alten Dame ihr nahe ging. Auf irgendeine Weise hatte sie vor diesem Körper weniger Angst gehabt; sie hatte ein Gefühl entwickelt, das entfernt an eine lockere Bekanntschaft erinnerte. In einem neuen Körper wäre der Fürst ihr wieder fremd. Dass der Leviathan ‚weg‘ war, konnte sie bloß als besorgniserregend bezeich nen. Es ließ vermuten, dass ihre Zeit knapp wurde.
„Danke Tomte. Ich hatte das befürchtet.“
„Willst du denn nicht hören, was ich noch gefunden habe?“
„Du hast etwas herausgefunden?“
„Gefunden“, korrigierte Tomte mit Betonung auf der ersten Silbe. „Ich habe eine Adresse gefunden.“
Joana wechselte das Telefon auf die andere Kopfseite , weil ihr Ohr zu glühen anfing. „Die Adres se des Luzifers?“, wisperte sie und sah sich verstohlen nach Zuhörern um. Niemand zu sehen. Aber hinter der nächsten Häuserecke waren Schritte zu verneh men, die nach Abrahams Kampfstiefeln klangen. „Tomte, sprich schnell, ich muss gleich auflegen!“
„Ich nehme es an“, meinte Tomte. „Es ist eine Adresse in New York. Sie stand nicht mehr auf dem Block, den ich gefunden habe, aber ich habe mich an einen Trick erinnert. Erinnerst du dich noch, was Hella für einen Beruf hatte?“
„Natürlich.“ Tomtes Freundin, der er
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