Schattendämonen 3 - Nybbas Blut - Benkau, J: Schattendämonen 3 - Nybbas Blut
sie nicht abschätzen konnte, ob sie der Herrin genehm oder ein Ungemach war.
„Der Gefangene“, brachte sie schließlich unter Zuhilfenahme allen Mutes hervor, „wünscht, dich zu sprechen, Herr… Marina.“
„Der Gefangene, soso .“ Die Herrin drehte sich nicht um. Ihre Stimme stieß gegen das Fensterglas und klang hallend, als käme sie aus allen Richtungen. Das Beben ließ nach und hörte schließlich auf. Die Herrin ließ nicht erkennen, ob sie dies registrierte.
„Er hat nachgedacht, sagt er, und will nicht länger undankbar erscheinen.“
Die Herrin nickte. „Bring ihn zu mir. Ach, und Natasha? Lass dir Zeit. Sorge dafür, dass sein Anblick meine Laune nicht übermäßig tangiert. Und stell sicher, dass er es ernst meint. Ich bin gerade nicht in der Stimmung für Scherze. Es ist deine Aufgabe, da für zu sorgen, dass ich nicht ernsthaft wütend werde. Du verstehst mich.“
Natasha nickte. Natürlich verstand sie. Wenn der Gefangene seine üblichen Spielchen spielte, würde nicht er dafür einen Kopf kürzer gemacht werden, sondern zunächst einmal sie. Sie ließ die Idee zu, den Gefangenen zu töten und es wie Selbstmord aussehen zu lassen. Doch das war keine Option. Die Herrin war nun neugierig, was der Gefangene zu sagen hatte, und diese Neugier zu enttäuschen, würde ihr ernsthaft Probleme bereiten.
Sie konzentrierte sich auf das Klackern ihrer Stiefel absätze, während sie zu ihm ging. Klackernde Absätze bewirkten, dass man den Rücken durchstreckte und den Kopf hob, und dass man aussah, als wäre man selbstbewusst und stark, und das führte laut ihrer Kenntnis über die hormonellen Auswirkungen sol cher Details im Körper dazu, dass man sich auch selbstbewusst und stark fühlte. Darum mochte sie Frauenkörper so sehr. Man konnte mittels einfacher Tricks auf die eigene Stimmung einwirken. Davon abgesehen war es leichter, an frische, schmackhafte Männer zu gelangen.
Natasha beschloss, am Abend jagen zu gehen. Nach dem Erdbeben sollte nichts so einfach sein, wie einen starken Mann in ihre Arme zu locken, und nach der Arbeit mit dem Gefangenen würde sie es bitter nötig haben.
Sie warf einen Blick auf den Monitor, der ihr via Nachtsichtaufnahmen zeigte, was der Gefangene tat. Ganz harmlos hockte er in der hinteren Ecke, lehnte den Rücken an die Wand und rieb sich in kleinen, kreisenden Bewegungen die Stirn. Natasha nahm eine tragbare Lampe, öffnete die Tür mittels eines Codes und schloss sie hinter sich.
„Wird sie mich empfangen?“ Der Gefangene sprach mit rauer Stimme. Sie wollte nicht wissen, wie er in zwischen aussah und noch weniger, wie sie es schaf fen sollte, ihn in annehmbarer Zeit vorzeigbar zu be kommen.
Ich hasse dich, Nicholas, brach es ungewollt in ihren Gedanken hervor, aber sie riss sich zusammen. „Es ist mir unverständlich, aber ja, sie wird.“ Sie betätigte den Schalter ihrer Lampe. Der Gefangene zuckte vor dem Licht zusammen, als spritze Säure, und auch Natasha musste sich mit aller Kraft dagegen wehren, zurück zuweichen. Er sah abscheulich aus, was ihr viel weni ger ausgemacht hätte, wenn sie nicht dafür verant wortlich wäre, dass er eben nicht so aussah.
„Wenn ich einen Mann über Monate immer wieder bis an seine Grenzen aussauge“, sagte sie, eher zu sich selbst als zum Gefangenen, „dann sieht der am Ende aus wie du. Nur bringe ich diese Kerle ins Grab, nicht vor meine Herrin.“
Er murmelte etwas, wovon sie nur „kaum ein Unter schied“ verstand und sie seufzte. Es hatte keinen Zweck, ihre Aufgabe stand fest. „Komm mit“, sagte sie resignierend. „Und spare dir jeden Fluchtversuch. Ich kommuniziere mit der Herrin. Auf einen Hilferuf von mir sackst du bewusstlos in dich zusammen. Ein mal haben wir dich bereits aus dem Hudson River gezogen. Versuch noch einmal zu fliehen und wir bringen dich dorthin zurück – bis zum Kinn einbeto niert in einen Klotz, der nie wieder auftauchen wird.“
„Lillian? Alles okay.“
Er lernte es einfach nicht.
~*~
Der Kaffee war eine Scheißidee gewesen. Nicholas hatte nicht erwartet, dass die Lillian-Natasha ihm überhaupt einen bringen würde, doch sie tat es und ließ ihn selbst erkennen, dass Koffein nach wochen langem, systematischem Aushungern nicht das erste war, was man zu sich nehmen sollte.
Nachdem er sich übergeben hatte, ließ er wort- und wehrlos mit sich geschehen, was immer die Nabe shima vorhatte. Zuerst steckte sie ihn in die Bade wanne, dann in saubere Kleidung. Als er einen
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