Schattendämonen 3 - Nybbas Blut - Benkau, J: Schattendämonen 3 - Nybbas Blut
erkundigen. Aber vor Tomtes Anruf hatte sie es als einzige Chan ce gesehen. Nun hatte sie sich bloß unnötig verdäch tig gemacht, denn natürlich kannte niemand den Auf enthaltsort eines Fürsten, wenn auch jeder irgend wann einmal das Gerücht vernommen hatte, dass mindestens einer aus dieser illustren Runde in New York Hof hielt. Gerüchte halfen ihr leider überhaupt nicht weiter. Und nun hatte sie den Salat: Patricia wur de misstrauisch.
„Abby fürchtet, dass du dir bloß einen Namen ma chen willst“, sagte Patricia mit entwaffnender Ehrlich keit. „Du weißt schon, in den Annalen auftauchen, als die, die Dämonenfürst Sakrableu zur Strecke brachte. Tusch und Tadaa! Andererseits mag er dich viel zu gern, um ernsthaft zu denken, es würde dir nur darum gehen.“
„Tut es auch nicht“, erwiderte Joana schlapp. Und ihr beiden, du und Abraham, seid so nett, dass ich euch am liebsten die Wahrheit sagen würde. Wenn ich doch nur könnte! Aber das würdet ihr nie verstehen. Wie auch. Es ist unverständlich.
Patricia ließ nicht locker. „Ist es etwas Persönli ches?“
Es war sogar so persönlich, dass Joana das Blut ins Gesicht schoss. „Nein …, ich meine, nicht direkt …“
„Ich hab das von deinem Vater gehört.“ Die junge Frau lächelte mitfühlend. „War es der Luzifer? Suchst du darum nach ihm, um deinen Papa zu rächen?“
Joana zuckte mit den Schultern und ließ sie in die sem Glauben, weil ihre Version zumindest eine Erklä rung bot und keine weitere Katastrophe beschwor.
„Ich würde gern was Schlaues sagen“, fuhr Patricia fort, „aber ich fürchte, für so was gibt es keine guten Antworten. Nur so viel: Es bringt nichts, sich aus Wut auf einen Dämon zu stürzen, der noch zu groß für dich ist. Dein Papa würde das auch nicht wollen, oder?“ Patricia wartete keine Antwort ab; klug von ihr, es wäre auch keine gekommen. „Siehst du. Von daher: Lass dich davon nicht auffressen. Ich glaube daran, dass am Ende alles gerecht sein wird.“
Gruselige Vorstellung, wenn man nur so tat, als spiel t e man in der Mannschaft der Helden. Trotzdem musste Joana lächeln, was Patricia erwiderte.
„Wenn du reden willst, Joana … ich hab hier ziem lich viel Zeit.“ Sie zupfte ein Stück Papier aus ihrer Hosentasche, vermutlich ein Parkschein, beförderte einen Kajalstift aus d er Handtasche und notierte ihre Telefonnummer. „Jederzeit, Joana. Ich mein es ernst.“
„Ich danke dir.“ Auch, wenn es bei Joana mit Ehr lichkeit gerade nicht besonders weit her war – diesen Dank meinte sie aus ganzem Herzen ehrlich und vermutlich wäre sie in irgendeiner Weise auf Patricias Angebot eingegangen.
Wenn nicht im nächsten Moment die Erde gebebt hätte.
12
I
m ersten Moment dachte Joana nur, dass ihr Handy vibrierte. Dann nahm sie den irritierten Ausdruck ins Patricias Augen wahr und dann brüllte schon irgendjemand: „Erdbe ben, Leute! Erdbeben!“
In den ersten Sekunden schien die Stadt die Luft an gehalten zu haben. Die Stille war bedrückend. Dann kamen die ersten Menschen aus der Kirche gestürmt und starrten zwischen Himmel und Erde hin und her. Man sah ängstlich von einem zum anderen.
„Es ist sicher nur ein leichtes Beben.“
„Das kommt vor.“
„Gleich hört es auf, habt keine Angst.“
„Lieber Gott, mach, dass es aufhört!“
Doch es hörte nicht auf, stattdessen nahm es konti nuierlich an Stärke zu. Einige Gläubige zerstreuten sich eilends, um zu ihren Familien zu gelangen. Hatte zunächst nur der Boden vibriert, so kämpfte Joana nach kurzer Zeit bereits um ihr Gleichgewicht. Patri cia klammerte sich an eine bedenklich schwankende Laterne. „Ist das normal hier, Abby?“, brüllte sie, doch Abraham gab keine Antwort, sondern starrte einen Wagen an, der von der Straße abkam, langsamer wurde und fast rollend gegen einen Hydranten stieß. Gemeinsam mit dem Clerica rannte Joana zur Unfall stelle, um zu helfen, doch das größte Problem der Fahrerin war der Schock. Sie wimmerte etwas von Krieg, Krieg, jetzt kommt der Krieg! , und da Joana wusste, wie recht die Frau hatte, blieb sie auf Abstand und überließ sie Abrahams stoischer Ruhe.
Das Beben nahm zu, in weiter Ferne grollte etwas ohrenbetäubend, als würde ein Gebäude in sich zu sammen brechen . Die leicht gebauten Einfamilien häuschen bekamen erste Risse. Jemand schrie: „Gas leitungen zudrehen! Dreht das Gas ab!“ Blumenkübel fielen im Sekundentakt und aus den Bäumen brachen Äste. Menschen rannten
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