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Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Titel: Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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unmissverständliches Ja, denn wie viele dieser Bestien konnte es geben? Wollte man Mickael Glauben schenken, dann war Bertram Dale – oder wer immer sich hinter diesem Decknamen verbarg – das Ungeheuer.
    Aber wenn Bertram Dale und Callo Crump, wie Aydrian glaubte, ein und derselbe waren, woher war dann die um ihn trauernde Sadye gekommen? Er musste ihr irgendwo unterwegs begegnet sein, doch wie wahrscheinlich war ein solcher Zufall in diesem dünn besiedelten Landstrich?
    Diese Frage hinderte Aydrian nicht daran, Bertram und Callo für ein und dieselbe Person zu halten. Er hatte die zerfetzten Kleidungsstücke von Callo Crump gesehen; Kleidungsstücke, die über und über mit Blut getränkt waren. Aber wenn diese Bestie Callos Kleidung so wüst zerrissen hatte, müssten darin nicht auch ein paar Spuren von Callo selbst an ihnen oder wenigstens ganz in der Nähe zu finden sein? Nichtsdestotrotz waren die Dorfbewohner von Sadyes Aufrichtigkeit überzeugt und besorgt, ja geradezu erbost, dass sie sich ganz alleine auf den Weg über die gefährliche Straße gemacht hatte.
    Jeden Abend beendete Aydrian seine Sitzung beim Orakel, indem er sich mit den Händen über das Gesicht fuhr. Ein bestimmtes Gefühl ließ ihn nicht mehr los, nämlich die feste Überzeugung, dass die wilde Bestie, die über Micklins Dorf hergefallen war – zweifellos ein Wertiger und keine normale Wildkatze –, und jenes Tier, das die Jäger aus Masur Tuber abgeschlachtet hatte, ein und dieselbe waren. Außerdem war er fest davon überzeugt, dass sich der Weg dieser Bestie weiter zurückverfolgen ließe – bis nach Palmaris und zu jenem eigenartigen Mönch mit Namen Marcalo De’Unnero.
    Vielleicht war es auch mehr eine Hoffnung als sichere Gewissheit. Denn sollte sich sein Verdacht bestätigen, wie schnell würde sein Ruhm wachsen, wenn er den Kopf des Wertigers als Trophäe präsentieren konnte! Und wenn darüber hinaus noch seine Vermutungen über die Herkunft der Bestie stimmten, wenn es sich tatsächlich um den Mönch aus Palmaris handelte, dann konnte man davon ausgehen, dass der Wertiger entweder durch magische Steine hervorgelockt wurde oder gar mit ihrer Hilfe erschaffen worden war.
    Wann immer ihm diese Gedanken durch den Kopf gingen, schob er die Hand in seinen Beutel mit Edelsteinen und befühlte deren glatte Oberfläche. Aydrian war zuversichtlich, dass er mit Hilfe von Dassleronds Training, seiner ureigenen Kräfte sowie der Ausbildung, die er vom Geist im Spiegel beim Orakel erhielt, jeden Kampf mit Hilfe der Magie der Steine gewinnen konnte.
    Ausnahmslos jeden.
     
    »So leben die Pyrani-Zigeuner nun einmal!«, versuchte Sadye eines kalten Wintermorgens gute Laune zu verbreiten, um Marcalos üblicherweise mürrische Stimmung ein wenig aufzuhellen. »Wir ziehen durch die Welt und schauen, was sie für uns bereit hält.«
    »Bis der Tiger auf den Plan tritt«, erinnerte Marcalo sie.
    »Mit den Zigeunern verhält es sich genauso«, erwiderte Sadye lachend. »Wenn ihre Klauereien ans Licht kommen, beladen sie ihre Wagen und fliehen.« Bei ihren letzten Worten deutete sie mit dem Arm auf den Wagen, der neben ihrem kleinen Lagerplatz stand – ein kastenförmiges, mit einer Plane abgedecktes Gefährt, ihr fahrbares Zuhause. Er war den beiden vor einem Monat in die Hände gefallen, als sie ihn verlassen in einer der zahlreichen Ortschaften hatten stehen sehen, die sie seit dem Zwischenfall in Masur Tuber passiert hatten. Er war jetzt ebenso ihr Zuhause wie diese Dörfer, denn sie wagten es nicht, irgendwo längere Zeit Halt zu machen. Wieder einmal hatten sie ihr Äußeres verändert – Sadye hatte ihr braunes Haar kurz geschnitten, und Marcalo hatte sich den Kopf rasiert und trug jetzt einen dünnen, langen Schnauzer –, aber sie waren sich darüber im Klaren, dass alle Überlebenden aus Micklins Dorf, die Gerüchten zufolge jetzt durch das Land zogen, Marcalo nach wie vor wiedererkennen würden und dass auch die Leute aus Masur Tuber sie längst noch nicht vergessen hatten. Sollte es zu einer Begegnung mit letzteren kommen, hätten sie ihre liebe Not, die Geschichte zu erklären, mit der Sadye sich aus dem Dorf losgeeist hatte.
    Und so zogen sie durch die Lande, sobald die Straßen für den Wagen passierbar waren. Hinderten die Schneefälle sie am Weiterfahren, machten sie einfach Halt; dann zog nachts der Wertiger los und hatte keine Mühe, etwas zu essen zu beschaffen. Mittlerweile kam die Bestie regelmäßig zum Vorschein,

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