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Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Titel: Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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erläutern viel zu kompliziert wäre – ein gewaltiger, hart geführter Kampf. Aber getötet habe ich ihn nicht – der Ruhm gebührt einem anderen. Und jetzt red schon, wer ist deine Mutter?«
    »Lady Dasslerond aus Caer’alfar«, antwortete Aydrian hastig, ohne lange zu überlegen. »Sie ist die einzige Mutter, die ich jemals gekannt habe; dabei ist sie es gar nicht wert, dass man sie kennt.«
    Bei diesen Worten stand ihm der Schmerz so deutlich ins Gesicht geschrieben, dass De’Unnero sofort verstand, obwohl seine aufgewühlten Gedanken in eine ganz andere Richtung gingen. Er schätzte den Jungen auf ungefähr fünfzehn und wusste, dass Jilseponie vor ebenso vielen Jahren tatsächlich schwanger gewesen war. Soweit sich dies zurückverfolgen ließ, war das Kind damals, auf dem Feld vor den Toren von Palmaris, von Vater Markwart getötet worden, denn als Jilseponie kurze Zeit später wieder auftauchte, war sie nicht mehr schwanger gewesen.
    Aber war Jilseponie an diesem Tag nicht von Lady Dasslerond vor Vater Markwart gerettet worden?
    De’Unnero drehte sich der Kopf. Wenn dieser Junge, Nachtfalke, tatsächlich der Sohn von Nachtvogel war, und seinem Gefühl nach deutete alles darauf hin, dann war Jilseponie zweifellos die Mutter des Jungen – was dieser ganz offensichtlich nicht wusste. Und erst diese Augen! Richtig, diese Augen! De’Unnero hatte sie schon irgendwo gesehen – im Nahkampf. Es waren die Augen Jilseponies.
    Für Marcalo De’Unnero war dieser Sieg viel zu schön, um wahr zu sein.

19. Im Gedenken an Bruder Francis
    Jilseponie stand auf dem braun-verdorrten Feld unter einem wintergrauen Himmel und betrachtete die hoch aufragenden Mauern, deren bröckelndes, verwittertes Gestein von der Ewigkeit zeugte, die dieses Bollwerk bereits stand, eine Tradition, so tief verwurzelt und ehrwürdig wie die des Königreiches selbst. Kein Mann und keine Frau, weder im Bärenreich noch in den angrenzenden Königtümern, konnte diesen bedeutenden Ort, die Abtei St. Mere-Abelle, vor sich sehen, ohne davon zutiefst berührt zu sein. Nahezu eine Meile erstreckte sich ihr Mauerwerk entlang der steinigen Felsenklippen, die sich über den dunklen und kalten Fluten der Allerheiligen-Bucht erhoben. Reich verziert und da und dort mit Heiligenstatuen und Bildnissen sämtlicher ehrwürdiger Väter sowie einer Vielzahl anderer kunstvoller Schnitzereien versehen, waren diese Mauern das Vermächtnis des Abellikaner-Ordens, ein Symbol von Beständigkeit und Stärke, das für so manchen etwas Ermutigendes hatte, für andere dagegen …
    Jilseponie konnte sich der Gefühle von Angst und Wut nicht erwehren, die in ihr hochkamen, sobald sie die Abtei vor sich sah. Für Graevis und Pettibwa Chilichunk, Jilseponies Adoptiveltern, waren diese Mauern zum Verlies geworden. Und auch Bradwarden hatte man hier gefangen gehalten, wo er zweifellos ermordet worden oder, der Vergessenheit anheim gefallen, in den Kerkern elendig krepiert wäre, wären Jilseponie und Elbryan nicht zu seiner Rettung gekommen. Hier hatte jener makabre Umzug seinen Anfang genommen, der mit der Verbrennung des großartigen Meisters Jojonah auf einem Scheiterhaufen im nur zwei Meilen westlich gelegenen Dorf geendet hatte. Aus diesem Ort, aus diesen Mauern, war jene mächtige Instanz mit Namen Markwart hervorgegangen, jener Mann, der Jilseponie das Kind aus dem Mutterleib gerissen hatte.
    Wie hatte sie sich damals gewünscht, diese Abtei niederzureißen!
    Jetzt aber konnte sie diese Gefühle unterdrücken und die Vergangenheit aus ihrer Erinnerung löschen. Denn St. Mere-Abelle bedeutete weit mehr als jene Ereignisse, die sie damals so in Rage versetzt hatten. Die Ideale, die diese Mauern hatten entstehen lassen, das Gefühl, dass es mehr gab als die eigene Existenz, mehr als dieses kümmerliche Leben, hatten auch die Güte hervorgebracht, die man mit den Namen Avelyn und Braumin Herde verband, und spendeten all den Menschen in der Grauzone zwischen Markwart und Avelyn Hoffnung.
    Diesen Umstand bekam Jilseponie noch einmal in aller Deutlichkeit vor Augen geführt, als sie auf das Tor zuging und dabei auf eine altbekannte Stelle stieß, wo sie einen im Boden eingelassenen Gedenkstein entdeckte, auf dem zu lesen war:
     
    An dieser Stelle fand im Jahr des Herrn 830
    Bruder Francis sein Seelenheil.
    Hier starb im Jahr des Herrn 831
    Bruder Francis Dellacourt,
    Der uns alle beschämte und uns
    Als wir uns weigerten die Möglichkeit
    Eines Irrtums zuzugeben
    Das Übel mit

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