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Schattenelf - 2 - Das Turnier

Schattenelf - 2 - Das Turnier

Titel: Schattenelf - 2 - Das Turnier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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würde. Sein zweites Geheimnis aber, das die Pergamentrollen betraf, die er all die Jahre hindurch aufbewahrt hatte und die jetzt eingerollt unter seiner Jacke steckten, enthüllte er dem Abt nicht.
    Als sie fertig waren, saß Abt Olin lange Zeit zurückgelehnt auf seinem Stuhl, den Blick ins Leere gerichtet, und dachte nach. »Ich werde sehen, was ich in Erfahrung bringen kann«, willigte er schließlich ein. »Auch wenn mir völlig schleierhaft ist, wie das auch nur den geringsten Unterschied machen soll. Wir gehen darin überein, dass die Dinge nicht ganz unseren Wünschen entsprechen –«
    »Nicht ganz den Wünschen Gottes entsprechen«, fiel De’Unnero ihm ins Wort; eine Bemerkung, die bei Abt Olin einen Lachanfall hervorrief.
    »Zweifelt Ihr etwa daran?«
    »Zweifle ich daran, dass es einen fürsorglichen Gott gibt?«, erwiderte Olin, und jetzt war es an De’Unnero, sich zurückzulehnen und den Mann genau zu betrachten, der ihm hier am Schreibtisch gegenübersaß. Er hatte diesen Raum in der Absicht betreten, an die Frömmigkeit zu appellieren, die er immer bei Abt Olin vermutet hatte, und das Gespräch, den Plan, in den Rang eines heiligen Kreuzzugs zu erheben. Sollte er sich etwa verrechnet haben? Er blickte Olin fest in die Augen und fragte ihn schließlich geradeheraus: »Spielt das wirklich eine Rolle?«
    »Kommt morgen wieder zu mir, nach dem Abendgebet«, lautete Olins Antwort, woraufhin sich De’Unnero verabschiedete.
     
    »So höret alle und meißelt in Stein«, las Abt Olin aus einem vor ihm auf dem Schreibtisch entrollten Pergament vor, gleich nachdem De’Unnero am folgenden Abend sein privates Audienzzimmer betreten und das Gefolge sich entfernt hatte. »Sollte Jilseponie ein Kind gebären, so wird dieses Kind, sei es männlich oder weiblich, unmittelbar nach mir und noch vor Prinz Midalis von Vanguard in die Thronfolge eintreten.« Olin hob lächelnd den Kopf. »So lautete König Danubes Erklärung am Tag seiner Eheschließung mit Jilseponie.«
    Marcalo De’Unnero vernahm diese Worte mit einem Funkeln in den Augen – diese Verkündigung übertraf seine kühnsten Erwartungen. »Was hat König Danube sonst noch bezüglich etwaiger Nachkommen Jilseponies gesagt?«, fragte er fast so, als fürchte er sich vor der Antwort.
    »Nichts«, erwiderte Olin. »Da er, wie wir alle, überzeugt war, dass Jilseponie noch nie ein Kind geboren hatte, sah er keinerlei Veranlassung, auf dieses mögliche Problem näher einzugehen. Zumal er damals – wie übrigens auch heute noch – in dem Glauben war, dass sie ihn niemals hintergehen würde. Und selbst wenn, so scheinen sich die Gerüchte zu bewahrheiten, dass sie unfruchtbar ist.«
    »Er hat keine weiteren Erklärungen dazu abgegeben, weil es nichts weiter zu erklären gab«, führte De’Unnero den Gedanken zu Ende. »Aber was bedeutet das nun wirklich? Angesichts der außergewöhnlichen Situation würde diese Erklärung niemals einfach so akzeptiert werden.«
    »Euer Begleiter wird den Thron nicht ohne einen Krieg besteigen«, versicherte Olin De’Unnero. »Im Falle von König Danubes Ableben aber hätte Euer Begleiter jedenfalls Anspruch auf den Thron, über den dann entweder die Adligen bei Hofe oder kriegerische Auseinandersetzungen entscheiden würden.«
    De’Unnero lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und ermahnte sich, dass Geduld der Schlüssel zu allem war. Er hatte eine Idee, einen langfristigen Plan, Aydrian ganz nach oben zu bringen, und Olins Information schien diesem Plan nicht entgegenzustehen.
    »Wie viele Personen wissen, von wem dieser Junge abstammt?«, erkundigte sich Olin ernst. Erst jetzt begriff De’Unnero, dass das Zögern des Mannes ein reiner Schutzmechanismus war und dass Olin De’Unneros Verheißung von ganzem Herzen befürwortete.
    »Vier«, antwortete De’Unnero. »Den Jungen und Euch selbst eingeschlossen.«
    »Dann habt Ihr jetzt also ein Geheimnis«, sagte Abt Olin. »Ein mächtiges Geheimnis, das Euch aber vermutlich nichts weiter einbringen wird als …«
    De’Unneros selbstgefälliges Grinsen, als der ehemalige Mönch in seine Jacke griff, ließ Olin stutzen.
    De’Unnero holte die Pergamentrollen hervor und warf sie auf Olins Schreibtisch.
    »Was ist das?«, fragte der alte Abt, als er sie auseinander rollte und sah, dass es Navigationskarten des Mirianischen Ozeans waren.
    »Der Weg zu einem Schatz, der selbst König Danubes Vermögen in den Schatten stellt«, antwortete De’Unnero. »Der Seeweg nach

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