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Schattenelf - 2 - Das Turnier

Schattenelf - 2 - Das Turnier

Titel: Schattenelf - 2 - Das Turnier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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Jilseponie und Elbryan in Chasewind Manor besiegt zu werden, viele Jahre vergangen waren. Alt, das Haar schütter und mittlerweile vollkommen weiß, saß der bucklige Abt Olin Gentille über seinen Schreibtisch gebeugt. Er wirkte viel gebrechlicher als in De’Unneros Erinnerung. Allerdings nur, bis er den Kopf hob.
    Das Feuer war noch nicht erloschen, wie De’Unnero sofort erkannte. Zornig, innerlich brodelnd. Olins körperliche Gebrechlichkeit vermochte seine innere Energie gut zu überdecken; aber Marcalo De’Unnero brauchte nur in diese glühenden Augen zu blicken, um zu wissen, dass es klug gewesen war, hierher zu kommen, dass dieser zornige alte Mann sich als wertvoller Verbündeter erweisen würde.
    »Ich kann es kaum glauben«, begrüßte ihn Abt Olin murmelnd.
    »Dass ich noch lebe? Oder dass ich es wage, mich wieder in der Öffentlichkeit zu zeigen?«, fragte De’Unnero.
    »Beides«, antwortete Olin. »Der vom Pfad der Tugend abgekommene Bischof, der gescheiterte Anführer der Bruderschaft der Büßer, der sich als Wertiger offenbarte und damit auch als Baron Bildeboroughs Mörder. Und jetzt steht Ihr hier und erfreut Euch Eures Lebens, während so viele andere, deren Lebensweg wesentlich unkomplizierter schien, längst nicht mehr unter den Lebenden weilen.«
    »Vielleicht ist es der Wille Gottes«, erwiderte De’Unnero, und obwohl es nur halb im Scherz gemeint war, brach Abt Olin in schnatterndes Gelächter aus.
    »Gott hat diese Welt bereits vor langer Zeit verlassen«, erwiderte der alte Mann, und De’Unnero konnte seine Überraschung – oder seine Freude, dass Olin solche Blasphemien von sich gab – nicht verhehlen.
    »Gott prüft uns bis an die Grenzen unserer Duldsamkeit«, erwiderte De’Unnero.
    »Weit darüber hinaus«, murmelte Olin.
    »Den Schwachen mag es so erscheinen«, konterte De’Unnero sofort. »Denn die Gebrochenen und Gescheiterten haben den höchsten Triumph am Ende nicht verdient. Seid Ihr gebrochen, Abt Olin?«
    Der alte Mann musterte ihn misstrauisch. »Warum seid Ihr hergekommen?«, fragte er. »Warum lebt Ihr überhaupt noch, Marcalo De’Unnero?«
    Jetzt war es an De’Unnero, lauthals zu lachen; aber als er wieder verstummte, trat er unvermittelt vor, stützte sich mit den Händen auf Abt Olins Schreibtisch und schob sein ernstes Gesicht ganz nah vor die stechenden Augen des alten Mannes. »Weil mein Leben noch nicht vorbei ist«, raunte er. »Weil wir weit, sehr weit, von unserem Weg abgekommen sind und ich die Absicht habe, bis zu meinem letzten Atemzug dafür zu kämpfen, dass die Kirche auf den rechten Weg zurückfindet.«
    »Alles noch einmal von vorn?«, stöhnte Olin. »Sollen wir die Torheiten Markwarts etwa noch einmal aufwärmen? Er hat den Kampf verloren, dieser von Ehrgeiz zerfressene Narr, und ist dadurch in Misskredit geraten. Es gibt keinen Weg zurück. Weder im Hinblick auf die Kirche noch im Hinblick auf die Menschen.«
    »Dann haltet ihr die Kirche in ihrer gegenwärtigen Form für korrekt?«, fragte De’Unnero skeptisch. »Und die Wahl Fio Bou-raiys zum ehrwürdigen Vater für die richtige Entscheidung? Ihr glaubt, der Mann hat dieses Amt verdient?« Olins vergeblicher Versuch, seine finstere Miene angesichts dieser schmerzlichen Erinnerung zu verbergen, entging De’Unnero keineswegs.
    »So lautete der Beschluss des Abtkollegiums«, erwiderte der alte Mann schmallippig. »Ich habe keine andere Wahl, als ihn zu akzeptieren.«
    Daraufhin setzte De’Unnero ein hämisches Grinsen auf, beugte sich noch weiter vor und sagte leise: »Angenommen, ich könnte Euch eine andere Wahl bieten?«
    Olin zuckte zurück und setzte sich so aufrecht hin, wie sein zerschundener Körper dies zuließ. Er faltete die Hände und starrte De’Unnero einen langen Moment an, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.
    »Für dergleichen habe ich keine Zeit«, sagte der Abt nach einer Weile. »Ich bin überrascht und muss zugeben, es freut mich, zu sehen, dass Ihr lebt und hier seid. Ihr müsst verstehen, der Orden würde sich nie dazu herablassen, Euch ein Stimmrecht einzuräumen oder auch nur Gehör zu schenken. Der Orden würde Euch nicht einmal mehr als ganz gewöhnliches Mitglied aufnehmen, obwohl er doch angeblich Versöhnung predigt. Wisst Ihr, dass Jilseponie Königin des Bärenreiches ist? Wisst Ihr, dass sie darüber hinaus auch Oberste Ordensschwester von St. Honce ist und, wie manch einer nach Abt Ohwans ungeklärtem Verlassen der Abtei behauptet, bis zu einem gewissen

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