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Schattenelf - 2 - Das Turnier

Schattenelf - 2 - Das Turnier

Titel: Schattenelf - 2 - Das Turnier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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Grad die Kontrolle übernommen hat? Wisst Ihr auch, dass Avelyn dank zweier von der Kirche anerkannter Wunder auf dem besten Wege ist, ein Heiliger zu werden?«
    De’Unnero hatte den ganzen Vortrag nickend verfolgt, und sein selbstgefälliges Einverständnis schien Olin noch mehr in Rage zu bringen – ein weiteres Zeichen dafür, dass die Verbitterung des alten Mannes sehr tief saß. »Wie sehr hasst Ihr sie eigentlich?«, erkundigte sich De’Unnero mit ruhiger Stimme, woraufhin Olin sich den Rest seines Vertrags sparte und ihn ungläubig anstarrte.
    »Wie sehr?«, drängte De’Unnero. »Fio Bou-raiy verachtet Ihr – habt Ihr immer schon –, und obgleich Ihr kein großer Freund Markwarts wart, wusstet Ihr doch, dass er im Großen und Ganzen Recht hatte; dass die Kirche innerlich verweichlicht war, bevor er etwas unternahm, und dass sie mittlerweile wieder verweichlicht ist. Die frommen Hüter ihrer Schäfchen«, sagte De’Unnero mit triefendem Sarkasmus. »Dies ist der Pfad der Duldsamkeit, der zum Verlust des Glaubens führt. Ein Weg, den wir mit heiligen Stätten für Mörder wie Avelyn säumen und auf dem wir einfältigen Huren wie dieser Jilseponie zu Rang und Namen verhelfen. Macht nicht so ein überraschtes Gesicht, Abt Olin! Ich spreche lediglich aus, was Euch längst bekannt sein dürfte und was Ihr am liebsten lauthals vom Glockenturm von St. Bondabruce verkünden würdet. Wie anders sähe die abellikanische Kirche aus, wenn man Euch, wie es richtig gewesen wäre, zum ehrwürdigen Vater ernannt hätte? Wäre Jilseponie dann jetzt auch Oberste Ordensschwester?«
    »Mit Sicherheit nicht!«, erwiderte Abt Olin mit aller Schärfe und schlug mit den Händen auf den Tisch. »Niemals!«
    »Dann ändern wir es doch«, schlug De’Unnero vor. Sein verschwörerisches Grinsen kehrte zurück. »Nehmen wir uns der gesamten Kirche und des Staates an und führen wir sie wieder zurück auf den rechten Weg.«
    »Und wie?«, fragte der alte Mann skeptisch. »Hat Euer Körper überlebt, Euer Verstand dagegen ist verdorrt? Seid Ihr am Ende gar das Gegenstück zu mir, einem gebrechlichen alten Greis?«
    »Ich bin nicht allein nach Entel gekommen«, erklärte De’Unnero. »Ich reite an der Seite eines jungen Mannes, der das Schwert Elbryans und dessen Bogen mit sich führt und dessen Abstammungslinie unmittelbar bis zum Thron führt. Dabei weiß seine Mutter nicht einmal, dass es ihn gibt.«
    »Was erzählt Ihr da für einen Unsinn?«
    »Ich rede von Jilseponies und Elbryans Sohn, einem jungen Mann, der mit Schwert und magischen Steinen umzugehen weiß«, erklärte De’Unnero.
    »Die Königin hat keinen Sohn«, protestierte Olin.
    »Doch, hat sie«, widersprach De’Unnero. »Jenes Kind, das man verloren glaubte, als sie mit Vater Markwart kämpfte. Der Junge lebt.«
    »Demzufolge habt Ihr die letzten zehn Jahre oder mehr mit ihm verbracht?«, folgerte Olin.
    »Ich habe ihn erst kürzlich entdeckt«, gestand De’Unnero. »Übrigens rein zufällig. Noch nie war ich Zeuge eines sichereren Zeichen Gottes. Dieser Junge, Aydrian, hat mir die Möglichkeit gegeben, zurückzukehren, und darüber hinaus den Beweis, den ich brauchte, um zu wissen, dass mein Kampf nicht vergeblich war und, noch wichtiger, dass ich mich nicht geirrt habe.«
    »Wie könnt Ihr Euch seiner Herkunft so sicher sein?«, fragte Abt Olin, offenbar neugierig geworden.
    »Ich weiß es einfach«, antwortete De’Unnero. »Ich weiß es wegen seiner Gewandtheit im Umgang mit den magischen Steinen und wegen seines Geschicks in der Handhabung des Schwertes. Die Touel’alfar haben ihn bei sich aufgenommen und ausgebildet.«
    »Dann ist er wie sein Vater und alles andere als Euer Verbündeter«, sagte Olin.
    De’Unneros Grinsen zeigte Olin, dass er nicht hätte falscher liegen können.
    »Was schlagt Ihr also vor?«, fragte Olin nach längerem Schweigen. »Wie soll ein unbekanntes Kind Ungewisser Herkunft, das eindeutig nicht von Danubes Blut stammt, uns irgendetwas in die Hand geben, um jene Veränderungen zu bewirken, von denen Ihr soeben spracht? Oder wollt Ihr am Ende nur meine Zeit vergeuden, Marcalo De’Unnero, indem Ihr mir Dinge vorschlagt, die nicht zu verwirklichen sind?«
    De’Unnero zog einen Stuhl heran und verbrachte den Rest des Tages damit, mit Olin in groben Zügen über seine Vorstellung von der Kirche und der Welt zu sprechen, eine Vorstellung, die, wie er wusste, bei dem alten Mann trotz seiner Bedenken und Zweifel auf offene Ohren stoßen

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