Schattenelf - 2 - Das Turnier
vernichten.« Er warf den Stein in die Luft und fing ihn wieder auf. »Mit deiner Fähigkeit zum Mitgefühl hast du im Grunde nie hierher gehört.« Er gab den im Thronsaal stehenden Wachen ein Zeichen, woraufhin sie Jilseponie rechts und links packten.
Herzog Kalas trat ins Zimmer, als sie gerade weggebracht wurde. Er sah sie, nickte ihr zu, vollführte eine knappe, höhnische Verbeugung und trat dann auf Aydrian zu.
»Sie wird bis zum Ende ihrer Tage im Verlies einsitzen?«, fragte er.
»Draußen wartet eine Kutsche auf sie, die sie aus Ursal herausbringen wird«, erwiderte Aydrian. Als Kalas daraufhin empört zu einer scharfen Erwiderung ansetzen wollte, bedachte Aydrian ihn mit einem unnachgiebigen Blick.
»Sie stellt keine Bedrohung für uns dar.«
»Ihr solltet sie nicht unterschätzen«, sagte Kalas, während sein Blick von Aydrian zu De’Unnero hinüberwanderte; er hoffte auf die Unterstützung des gefährlichen Mönchs, der Jilseponie mindestens ebenso gut kannte wie er selbst und sie genauso hasste.
Lachend erhob sich Aydrian schwungvoll von seinem Thron, ging entschlossenen Schrittes quer durch den Saal und lief den Flur entlang bis hinaus in den Innenhof des Schlosses, wo Jilseponie soeben im Begriff war, in die mit einem Verdeck versehene Kutsche zu steigen, deren Lenker und Gespann abfahrbereit warteten.
»Leb wohl, Mutter«, sagte Aydrian, den Kopf zu ihr hineinsteckend.
Jilseponie warf ihm einen traurigen Blick zu, und er wusste, dass sie am liebsten mit ihm geredet, ihn zur Vernunft gebracht hätte. Aber sie schwieg. Was hätte sie auch sagen können, um ihn umzustimmen?
»Sieh zu, dass du dich hier nie wieder blicken lässt und mir niemals irgendwelchen Ärger machst«, warnte Aydrian sie.
»Du wirst schon bald von Prinz Midalis hören«, erwiderte Jilseponie. »Und wenn du verhindern willst, dass –«
»Sollte es zu einem Krieg kommen, wäre mir das gerade recht!«, fiel Aydrian, in dessen Augen ein wütendes Funkeln aufblitzte, ihr ins Wort. »Ich warne dich; ich kann den von König Danube abgebrochenen Prozess jederzeit wieder in die Wege leiten.«
»Was sollte das für einen Sinn haben?«, fragte Jilseponie unsicher.
»Ich kann Constances Geist jederzeit wieder auf den Plan rufen, liebste Mutter«, versicherte ihr Aydrian. »Und sie zwingen auszusagen, was immer mir beliebt. Vielleicht hättest du mich töten sollen, als du noch die Möglichkeit dazu hattest, denn in den nächsten Monaten wirst du dir noch sehr oft wünschen, ich sei tot; aber die Gelegenheit ist ein für alle Mal vorbei.«
»Lang lebe der König«, murmelte Jilseponie.
»König Aydrian Boudabras«, erwiderte Aydrian, sich einen elfischen Zunamen gebend, einen Ausdruck, den Jilseponie mit Sicherheit kannte.
Boudabras. Mahlstrom.
Und in der Tat, mit diesem Augenblick hatte der Mahlstrom eingesetzt.
Das Turnier
Jilseponie, die neue Gemahlin von König Danube, entkommt knapp einem Giftanschlag. An der Spitze ihrer Gegner steht der ehemalige Mönch De’Unnero. Er führt eine heimtückische Waffe gegen Jilseponie ins Feld: ihren Sohn, von dessen Existenz sie nichts weiß und der von den Elfen aufgezogen wurde. In dem jungen Mann, der Aydrian genannt wird, vereinen sich das Kampfgeschick seines Vaters und die magischen Talente seiner Mutter, doch er hat nie die Liebe seiner Eltern erfahren, und er hungert nach Ruhm – um jeden Preis der Welt …
Schattenelf 2
»Wieder führt Salvatore seine Feder so scharf wie ein Schwert in das Gebiet teuflischer Intrigen. Wer die Bücher der Dämonendämmerung noch nicht kennt, findet hier den besten Einstieg, und treue Leser werden die locker anschließende Saga um den Schattenelf sowieso verschlingen.« Troy Denning
»Ein Muss für alle Fantasy-Fans.« Realms of Fantasy
Deutsche Erstveröffentlichung
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