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Schattenelf - 2 - Das Turnier

Schattenelf - 2 - Das Turnier

Titel: Schattenelf - 2 - Das Turnier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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Erklärung, wegzuschicken. Vielleicht hätte sie alles ans Licht bringen und die Frau in einem öffentlichen Gerichtsverfahren verurteilen lassen sollen. Vielleicht sollte sie das jetzt nachholen.
    Jilseponie musste tief durchatmen, allein schon, um den Gedanken zu Ende zu denken, denn über die Folgen eines solchen Vorgehens war sie sich durchaus im Klaren: die völlige Zerstörung des Hofes in seiner gegenwärtigen Form, gepaart mit schon seit langem schwärender Missgunst seitens mächtiger Großgrundbesitzer und Adliger, die ihren Gemahl bis ans Ende seiner Tage verfolgen konnten.
    »Ich nehme diese Kräuter nicht«, antwortete sie wahrheitsgemäß. »Und ich habe auch niemals wissentlich Substanzen eingenommen, die eine Schwangerschaft verhüten würden.«
    Danube musterte sie eine ganze Weile; im sicheren Gefühl, die Wahrheit gesagt zu haben, zuckte sie nicht mit der Wimper.
    »Liebst du mich?«, fragte Danube plötzlich.
    »Genau deswegen habe ich mein früheres Leben aufgegeben und bin nach Ursal gekommen«, antwortete Jilseponie. »Daran hat sich nichts geändert.«
    Danube musterte sie noch eindringlicher. »Liebst du mich genauso, wie du Elbryan geliebt hast?«
    Jilseponie zuckte innerlich zusammen und erschrak, ihr Atem entwich in einem einzigen, langen Stoßseufzer. Wie konnte er sie das nur fragen! Wie sollte sie die beiden miteinander vergleichen, wo sie doch jetzt an einem völlig anderen Punkt ihres Lebens stand? »Ich habe dich in dieser Sache nie angelogen«, antwortete sie nach einer langen, verlegenen Pause. »Von Anfang an habe ich dir die Unterschiede zwischen –«
    »Erspar mir das«, bat Danube und hob abwehrend die Hand.
    Wäre er aufgestanden und hätte sie geohrfeigt, er hätte Jilseponie nicht heftiger kränken können.
     
    An diesem Abend hatte Herzog Kalas seine schäbigste Kleidung angelegt und sich absichtlich weder rasiert noch besonders sorgfältig gewaschen. Er musste unbedingt einmal fort von Danube und all dem Prunk bei Hofe, und das bedeutete für Kalas einen Abstecher in das Vergnügungsviertel Ursals, in die Gasthäuser, in denen sich das Landvolk traf, um zu tratschen und die Tatsachen ihres jämmerlichen Daseins im Alkohol zu ersäufen. Es war eine seiner heimlichen Vergnügungen, von denen weder Danube noch sonst jemand aus dem Adel etwas wusste, mit Ausnahme Constances, die ihn vor langer Zeit sogar schon bei diesen Unternehmungen begleitet hatte.
    Er betrat das Gasthaus, einen überheblichen Ausdruck im Gesicht, da er sich den zahllosen Bauern hier absolut überlegen fühlte; trotzdem versuchte er, sich so weit unter sie zu mischen, dass gar nicht erst der Verdacht aufkam, er könnte der herrschenden Klasse angehören. Gesenkten Kopfes, die Ohren offen und ohne ein Wort zu sprechen, schob er sich bis zum Tresen vor und bestellte einen Krug Bier; anschließend suchte er sich ein stilles Eckchen, wo er sich behaglich niederließ, um den jüngsten Gerüchten zu lauschen.
    Wie nicht anders zu erwarten, kreisten sie ausnahmslos um Jilseponie; einige tuschelten, sie habe eine Affäre mit dem Chefkoch von Schloss Ursal oder einem anderen Mann – mehr als einmal fiel der Name Roger Flinkfinger, und selbst eine schlüpfrige Anspielung auf Abt Braumin Herde aus Palmaris war zu hören. Dies alles fand natürlich unter reichlich Gelächter und spöttischen Bemerkungen statt.
    Kalas wusste genau, wo alles seinen Anfang genommen hatte. Seit Jilseponie den Fuß auf Ursals Boden gesetzt hatte und sogar schon früher, während der zahllosen Sommer, als Danube die Stadt mit Ziel Palmaris verlassen hatte, was viele der einfachen Bewohner Ursals als Schmähung ihrer Stadt empfanden, hatten Constance und ihre zahlreichen Freunde eine heimliche Verleumdungskampagne gegen sie in Gang gesetzt.
    Aber trotz all der Gerüchte, die aus dem engsten Freundeskreis um Constance bis hinunter in diese Kreise vorgedrungen waren, konnte Kalas kaum glauben, welches Vergnügen das gemeine Volk daran fand, diese Gerüchte zu pflegen und sie in aller Ausführlichkeit zu verbreiten.
    Sie schwelgten geradezu darin, machten ihrer Empörung und ihrem Spott mit unübersehbarer Wonne Luft, verspotteten Jilseponie und äfften sie auf unverschämte Weise nach.
    Kalas vermochte nicht zu leugnen, dass er diesem Gerede mit gemischten Gefühlen begegnete. Einerseits verabscheute er den Wankelmut der Menschen – denn war diese Frau nicht nur einmal zu ihrer verehrten und gefeierten Heldin geworden, sondern sogar

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