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Schattenelf - 2 - Das Turnier

Schattenelf - 2 - Das Turnier

Titel: Schattenelf - 2 - Das Turnier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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zweimal? Hatte sie nicht, um den Preis einer großen persönlichen Tragödie, einen glorreichen Sieg gegen den korrupten Abt Markwart errungen? Und noch viel wichtiger und beeindruckender, hatte Jilseponie in jenen entsetzlichen Jahren der Rotfleckenpest der Welt nicht den Weg zur Erlösung gezeigt? Oder genauer, glaubte dies das Landvolk etwa nicht von ganzem Herzen? Und doch hockten sie hier und schwatzten bösartig, und zwar, wie Kalas sich stillschweigend eingestehen musste, nicht durch Jilseponies Schuld. Einen Vorwurf allerdings musste man der Frau vielleicht doch machen: den Vorwurf frecher Selbstüberschätzung und unbegründeten Stolzes; des Irrglaubens, sie könne sich über ihren niederen Rang erheben und sich unter die Menschen edler Abstammung mischen. Jilseponie stammte aus keiner Adelsfamilie und war sich dessen sehr wohl bewusst; warum hatte sie dann zugestimmt, als Königin an Danubes Hof zu kommen? Wie konnte sie es wagen, so zu tun, als sei sie etwas, das sie ganz offensichtlich nicht war?
    Herzog Kalas nahm einen tiefen Schluck von seinem Bier, schob den Krug dann über den Tisch zu einem Schankmädchen und bat sie, ihm noch einen zu bringen. So wie er die Quelle dieses bäuerlichen Spotts mit gemischten Gefühlen betrachtete, so hegte er auch gemischte Gefühle, was die möglichen Folgen betraf. Als Adliger an Danubes Hof hätte er am liebsten sein Schwert gezogen und jeden dieser Bauern niedergestreckt, der die Frechheit besaß, auf diese Weise über die Mächtigen zu reden.
    Trotzdem tat es Kalas nicht Leid, zu sehen, wie Jilseponie zum Ziel ihres Gespötts wurde, zu sehen, wie diese Leute sich gierig auf jedes Gerücht stürzten, obwohl es vielleicht nicht den geringsten greifbaren Beweis dafür gab. Sollten sie diese Frau, die seine Freundin Constance so verletzt hatte, ruhig durch den Schmutz ihres bäuerlichen Tratsches ziehen; sollten sie ihr ruhig all die Kränkungen heimzahlen, die sie Danubes Hof schon durch ihre bloße Anwesenheit zugefügt hatte! Und was Danubes sinkenden Stern anbelangte – hatte er sich das alles nicht selbst zuzuschreiben, indem er Kalas’ Rat und den vieler anderer in den Wind geschlagen und eine Bäuerin geheiratet hatte?
    In diesem Moment kam sein zweites Bier; er leerte es in einem Zug, nahm sich dann, als das Schankmädchen bereits wieder gehen wollte, ein drittes von dessen Tablett, trank dieses ebenfalls aus und bedeutete dem jungen Ding, ihm ein weiteres zu bringen.
    Er brauchte das berauschende Getränk. Was immer Kalas an Rechtfertigungen vorbringen mochte, es gab noch einen anderen Grund, auch wenn Herzog Kalas dies niemals eingestehen würde, weder sich selbst noch einem anderen: Jilseponie hatte, damals vor vielen Jahren in Palmaris, bevor sie ihre Affäre mit König Danube begann, seine Annäherungsversuche zurückgewiesen.
    Danube hatte, genau wie Jilseponie, eine falsche Entscheidung getroffen, und nun war der gesamte Hof deswegen in Aufruhr. »Was für ein mieses Gesöff; gerade gut genug für den primitiven Geschmack von Bauern«, brummte der Herzog, seine Stimme voller Sarkasmus und Zorn. »Wie passend für eine Königin.«
     
    Sie saß im abgedunkelten Zimmer und starrte auf den undurchsichtigen Vorhang, der ihr den Blick auf die Außenwelt versperrte. Vorhin noch hatte sie Merwick und Torrence dort draußen fechten und streiten gehört, doch jetzt waren sie längst gegangen, zweifellos um ihre neuen Freunde zu treffen, die sie seit ihrem Umzug nach Yorkeytown gefunden hatten.
    Constance hatte keine neuen Freunde gefunden, und eigentlich lief ihr schon bei der Vorstellung ein Schauer über den Rücken. Sie sah fürchterlich aus und war sich dessen bewusst – wie hätte sie sich da unter die gesellschaftliche Elite Yorkeytowns mischen sollen?
    Dort draußen, hinter dem Fenster, war es bereits Mittag; trotzdem trug Constance noch immer ihr einfaches Nachtkleid, und obwohl es nicht offensichtlich verschmutzt war, hatte sie es doch seit drei Tagen nicht gewechselt. Wie hatte sie so schnell so tief sinken können? Sie hatte Königin des Bärenreiches werden wollen und sich anschließend in eine Position gebracht, die ihr wahrscheinlich den Rang der Königinmutter eingetragen hätte. Und jetzt saß sie hier, von ihrer verhassten Widersacherin aus Ursal verbannt, während Jilseponie sie mit den Indizien ihres Verbrechens unter Druck setzte, als könnte sie ihr mit des Todes eigener Sichelklinge drohen.
    »Sie hat gegen mich intrigiert«, murmelte

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