Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenelf - 2 - Das Turnier

Schattenelf - 2 - Das Turnier

Titel: Schattenelf - 2 - Das Turnier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
Vom Netzwerk:
Sommer werde ich meinen neunzehnten Geburtstag begehen, und dank meiner Zeit bei den Touel’alfar, dank all der Dinge, die ich von De’Unnero und Sadye lernen konnte, und all dessen, was ich auf meinen Reisen erlebt habe, sind mein Verständnis und meine Kenntnis dieser Gesellschaft und seiner Menschen ausgeprägter als bei meinen Altersgenossen. Deshalb können sie mich auch nicht ausnützen, wie sie glauben. Eher ist es umgekehrt; ich benutze sie, um den Weg zu finden, der mich zu meiner Bestimmung führt. De’Unnero und Olin sind Werkzeuge in meiner Hand; sie werden nach den Zielen innerhalb der Kirche greifen, und ich werde sie bis zuletzt darin unterstützen. Letztendlich aber gebietet der König, und es ist Aydrian, nicht De’Unnero und auch nicht Olin, der für dieses Amt geboren wurde. Bis ich den Thron bestiegen habe, werde ich sie in dem Glauben lassen, sie könnten mich zu ihrem Werkzeug machen, danach jedoch …
    Danach werde ich sie gerade noch so lange dulden, wie ihr Tun meinen eigenen Zielen nicht im Wege steht.
    Ganz amüsant finde ich, dass De’Unnero und Olin im Wesentlichen dieselben Ziele verfolgen. Beide sehen sich als ehrwürdiger Vater einer neu gestalteten Kirche.
    De’Unnero spricht ohne Unterlass davon, dass er Olin als Anwärter auf diesen Posten sieht, um im selben Atemzug zu erklären, er wolle sich auf diese Aufgabe vorbereiten, um nach Olins Tod, den beide schon recht bald erwarten, sein Nachfolger zu werden.
    Ich glaube ihm keinen Moment.
    Seit wir uns das erste Mal begegnet sind, predigt mir De’Unnero Geduld und versichert mir, dass es ein weiter Weg sein wird bis zu unserem Ziel. Dabei weiß ich, dass er alles andere als geduldig ist – genau wie ich. Er hat es verstanden, bis hierhin den richtigen Weg zu wählen, und wird von nun an jeden Schritt sorgfältig abwägen, aber ist das Ziel erst mal in Sicht, kommt das angestrebte Amt in greifbare Nähe, wird sich seine Geduld erschöpft haben, und Abt Olin wird abgeschoben oder vielleicht auch einfach umgebracht werden.
    Denn eins ist völlig ausgeschlossen: dass Marcalo De’Unnero die Schätze, die wir aus Pimaninicuit mitgebracht haben – Unmengen von Säcken voller Edelsteine –, jemals freiwillig teilen wird, um eine Armee aufzustellen, die Olin zu irgendeinem Amt verhilft. In meinem Fall liegen die Dinge wahrscheinlich anders, da De’Unnero meine Inthronisierung für ein einfacheres Unterfangen hält als die Übernahme der Kirche, die sehr viel tiefer als das Königreich von Demokratie und Tradition durchdrungen ist. Mehr als einmal sagte er zu mir: »Mach einen Mann zum König, und das Volk wird ihn akzeptieren, weil es nicht anders kann. Den Thron zu übernehmen, ist sehr viel einfacher, als ihn zu halten.«
    Ich habe mittlerweile eine Menge über die Gesellschaft meines Volkes gelernt, und vor allem habe ich begriffen, warum Lady Dasslerond und die Touel’alfar die Menschen hassen – oder zumindest verachten. All das Chaos, die heimlichen Pläne, von denen jedes Herz durchdrungen ist, und diese mörderische Treulosigkeit!
    Und doch fällt es den Elfen sehr viel leichter, so zu empfinden, wie sie es eben tun, und im Einklang mit ihren angeblich höheren Prinzipien zu handeln, denn ihre Lebenserwartung beträgt mehrere Jahrhunderte. Ihre Geduld gründet allein auf Zeit; erreichen sie ein bestimmtes Ziel nicht in diesem Jahrhundert, so bringen sie die dafür erforderliche Zeit und Geduld bestimmt im nächsten auf. Die Touel’alfar sind außer Stande, die niederschmetternde Wahrheit der menschlichen Existenz zu begreifen: dass das Leben viel zu kurz ist, um Träume zu verwirklichen. Und ebenso wenig begreifen sie, dass es sich lohnen könnte, alles, sogar das Leben selbst, aufs Spiel zu setzen, denn ein solches Risiko könnte einen Elfen sechs Jahrhunderte seines Daseins kosten. Wie hoch ist im Vergleich dazu das Risiko eines Menschen, selbst eines jungen Menschen wie mir? Ein paar Jahrzehnte? Vermutlich gerade mal deren zwei oder drei, wenn man die Zeit nimmt, die man bei guter Gesundheit und voller Vitalität erlebt.
    Es besteht noch ein weiterer grundlegender Unterschied zwischen den Lebensauffassungen der Arten. Ganz ähnlich den Menschen bewahren die Elfen die Erinnerung an ihre toten Helden, aber eben auch an ihre lebenden. Den Menschen ist ein solcher Luxus nicht beschieden; viele, die nach meiner Thronübernahme offen ihre Feindschaft aussprechen, werden mich überleben und mich zeit meines Lebens mit einem

Weitere Kostenlose Bücher