Schattenelf - 2 - Das Turnier
einen Schritt zurück, knickte das vordere Bein ein, um unter dem vierten Hieb wegzutauchen, und schnellte gleich darauf kraftvoll wieder hoch, so dass sein brennendes Schwert klirrend gegen Kalas’ sehr viel schwerere Klinge prallte.
Ein flammendes Schwert! Ein solches Spektakel hatte noch niemand den Bewohnern Ursals geboten.
Mittlerweile beherrschte Aydrian das Spiel des Herzogs in geradezu Schwindel erregender Perfektion; er ließ seine Klinge in völligem Einklang mit den Bewegungen des anderen Schwertes kreisen, parierte und griff an. Er war ungeheuer flink auf den Beinen, sprang aber nicht etwa vor und zurück, sondern bewegte sich in kreisenden Bewegungen, die Aydrian und Kalas gleichsam in einem Tanz vereinten. Der junge Krieger gewann kurz die Oberhand, trat mit einem schnellen Schritt seitlich hinter Kalas und schlug Sturmwinds Klinge der Länge nach über Kalas’ gepanzerten Rücken; ein scheppernder Treffer, der jedoch keinen größeren Schaden anrichtete.
Kalas fuhr mit einem mächtigen Schlag herum, und abermals verfielen die beiden in ihren Tanz; mal wirbelten die Klingen oben, mal unten, Sturmwind mit einem Schweif aus Feuer – dann jagte Aydrian, der seinem Auftritt unbedingt einen spektakulären Anstrich geben wollte, seine Energie in kurzen Stößen durch den Graphit in seine Klinge, so dass die Flammen Funken spien, wann immer die Klingen klirrend aufeinander prallten.
Kalas schlug schräg nach unten, Sturmwind parierte den Schlag. Der Herzog zielte mit einem weiteren schrägen Hieb auf Aydrians Bauch, doch Sturmwind beschrieb einen ähnlichen Bogen, perfekt abgestimmt, um auch diesen abzublocken. Dann drängte der Herzog mit seinem Schild nach vorn – woraufhin Aydrian, dessen linker Arm noch immer schmerzte, sich mit zwei schnellen Schritten zurückzog und mit seinem Schwert auf den vorwärts drängenden Schild eindrosch, und zwar mit solcher Wucht, dass der wütende Herzog aufstöhnte.
Kalas wand sich mit einer Drehung heraus, schlug abermals zu, dann noch einmal, doch Sturmwind war jedes Mal zur Stelle und lenkte jeden Hieb zur Seite ab.
Dann überraschte Kalas Aydrian, indem er zum nächsten weit ausholenden Seitenschwung ansetzte, die Bewegung urplötzlich abbrach und stattdessen gerade nach vorne stieß – ein Schachzug, der eher an den Elfenkampfstil erinnerte. Aydrian war schon im Begriff, hinter Sturmwind in Deckung zu gehen, konnte sein Schwert jedoch gerade noch rechtzeitig zurückziehen, um einer ernsthaften Stichverletzung zu entgehen. Stattdessen wurde er nur leicht gestreift, obwohl das plötzliche, ruckartige Herumreißen der Waffe, zu dem er gezwungen war, einen schmerzhaften Stich durch seine Schulter jagte.
»Ihr fangt an, Fehler zu machen«, rief Kalas ihm zu und drängte weiter vor.
»Nein, Ihr«, korrigierte ihn Aydrian, der genau wusste, dass der Augenblick gekommen war, das dramatische Finale einzuleiten.
Bei seinem nächsten Angriff beschrieb Kalas’ Schwert ein paar peitschenschnelle, auf der Seite liegende Achten in der Luft, ein für die ungeübten Zuschauer Schwindel erregendes Schauspiel.
Für Aydrian dagegen eine ausgezeichnete Chance. Kalas’ Schwert schwenkte von Aydrian aus gesehen weit nach rechts hinüber, also wich auch der junge Krieger zu dieser Seite aus.
Schon kam Kalas’ Schwert zurück bis vor seine Mitte, von wo aus er zu einem angetäuschten Stoß ansetzte. Doch Aydrian hatte das kommen sehen, warf sich nach rechts in eine Hechtrolle, kam wieder hoch und fiel dem Herzog in den Rücken.
Unter wütendem Gebrüll fuhr Kalas herum, den Schild weit vor dem Körper, dicht gefolgt von seinem mit voller Wucht geschlagenen Schwert.
Blitzschnell warf sich Aydrian nach vorn und stieß ihm Sturmwind in die Brust, ganz unvermittelt und scheinbar vollkommen mühelos. Sein brennendes Schwert durchbohrte die elegante Rüstung des Herzogs, und Aydrian betonte die dramatische Wirkung noch, indem er die Energie des Graphits vollends freisetzte.
Kalas wurde nach hinten geworfen; zur einen Seite flog in hohem Bogen sein Schwert davon, zur anderen flatternd sein Schild. Der Lichtblitz riss ihm den Helm vom Kopf, und die Riemen seiner Beinschienen explodierten, so dass es ihn aus den Stiefeln hob. Er landete, mehr als fünf Schritte entfernt, auf dem Rücken, die Arme weit von sich gestreckt.
Unter den Zuschauern war es vollkommen still geworden. Aydrian schaute hinüber zur königlichen Tribüne und sah, wie König und Königin sowie alle anderen
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