Schattenelf - 2 - Das Turnier
Position, um sich, wenn es so weit war, zur Seite werfen zu können.
Die Lanze schoss auf ihn zu. Er täuschte einen Ausfallschritt nach rechts vor, woraufhin Kalas, der die scheinbar einzige Ausweichmöglichkeit geahnt hatte, die Lanze entsprechend schwenkte.
Doch Aydrian drehte sich sofort zurück und trat mit einem schnellen Schritt unmittelbar vor das heranstürmende Pony. Er wurde gestreift und wäre fast unter die Hufe des Tieres geraten, behielt jedoch so weit den Überblick, um Sturmwind zur Seite zu werfen, als er sich mit einer Hechtrolle vor dem Tier in Sicherheit brachte. Sofort war er wieder auf den Beinen, packte die rechten Zügel des Ponys, stieß sich, als er herumgerissen wurde, mit der geballten Faust vom kräftigen Hals des Tieres ab und entging so irgendwie dessen donnernden Hufen. Ohne in seinem Schwung innezuhalten, brachte sich Aydrian neben dem vorüberstürmenden Tier in Position und sprang.
Zunächst bekam er nur den Sattel zu fassen, dann schlang er den Arm um Herzog Kalas, und schon saß er, den rechten Arm unter des Herzogs Achselhöhle, hinter ihm auf dem Pony.
Aydrian warf Kopf und Oberkörper zurück und zog mit beängstigender Kraft; der Herzog folgte ihm nach hinten und riss dabei so heftig an der Trense, dass das To-gai-Pony sich unter protestierendem Wiehern aufbäumte.
Aydrian kippte hintenüber und glitt vom Pferd, den unter ihm im Schlamm des Turnierplatzes landenden Herzog fest umschlungen.
Während dieser versuchte zu Atem zu kommen, krabbelte Aydrian auf allen vieren davon – oder besser, auf allen dreien, da er seinen pochenden linken Arm fest an die Brust presste –, um Sturmwind wieder aufzuheben.
Als er aufstand und herumfuhr, sah er, dass auch Kalas wieder auf den Beinen war.
»Foul! Foul!, sage ich!«, brüllte der Herzog, riss sich den Helm vom Kopf und deutete auf Aydrian. »Er hat mein Pferd geschlagen!«
Doch davon wollten die Zuschauer nichts hören und scheinbar auch König Danube nicht, denn der Vorwurf entbehrte offensichtlich jeder Grundlage.
Fluchend setzte Kalas seinen Helm wieder auf und winkte seinen Knappen heran, der ihm ein vortreffliches Schwert brachte, plumper zwar als Sturmwind, aber offenbar, nach den eleganten, kreisenden Bewegungen zu urteilen, die Kalas damit vollführte, gut ausbalanciert.
»Ihr werdet Euch noch wünschen, man hätte das Foul anerkannt und Eurem Leiden ein Ende gemacht«, versprach Kalas, als er sich, die Luft mit seinem sirrenden Schwert zerteilend, auf Aydrian stürzte.
Aydrian wich nach hinten aus, als die Klinge ihn pfeifend verfehlte, stieß dann unvermittelt vor, so dass Sturmwind Kalas’ Schild traf, um gleich darauf wieder zurückzuweichen, als Kalas mit einer wuchtigen Rückhand konterte.
Abermals griff der Herzog an, bei jedem Schritt und jedem Hieb brüllend, und die Menge johlte vor Begeisterung.
Doch Aydrian kannte die Wahrheit, auch wenn Kalas nichts davon wusste. Der elfische Schwerttanz, der Bilnelle dasada, war speziell als Gegenmittel gegen diesen Kampfstil aus wirbelnden und kreisenden Hieben entwickelt worden, und obwohl Kalas ihn besser beherrschte als die meisten, vielleicht sogar besser als alle anderen, entdeckte Aydrian wiederholt Lücken in seiner Verteidigung, woraufhin er mit einem blitzschnellen Ausfallschritt nach vorn preschte und das Schild des Herzogs mit seinem Schwert bearbeitete.
Aydrian landete einen wuchtigen Treffer, und Sturmwinds mächtige Klinge verhakte sich unmittelbar unter dem Oberrand des Schildes; als Kalas daraufhin einen Schritt nach hinten machte, durchtrennte es besagten Rand vollständig.
Mit einem Aufschrei schlug der Herzog zu, einmal, zweimal, dreimal, mit jedem Hieb weiter vorrückend und Aydrians Kopf nur knapp – überaus knapp – verfehlend. Ein-, zwei-, dreimal ging, im Einklang mit den Hieben, ein erschrockenes Keuchen durch die Menge.
Die Zuschauer waren überzeugt, dass der Herzog den jungen Ritter endgültig in seiner Gewalt hatte, und Kalas, sein Gesicht ein Ausdruck reinsten Hochmuts, war offenbar absolut sicher, den Vorteil unwiderruflich auf seiner Seite zu haben.
Aydrian ließ die Klinge so nahe an sich heran, dass er hörte, wie sie unmittelbar neben seinem Kopf die Luft zerteilte, erlaubte dem Herzog, immer weiter vorzudrängen, und bewirkte damit, dass es der Menge kollektiv den Atem verschlug.
Er richtete seinen Gedanken in den Serpentin und den Rubin, aktivierte den Schild und setzte sein Schwert in Flammen; anschließend trat er
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