Schattenelf - 2 - Das Turnier
eine Mischung aus kindischem Schmollen und der arroganten Miene eines Siegers.
De’Unnero und Sadye lachten ihn aus, allerdings auf eine Art, die ihn einlud, sich ihnen anzuschließen.
»Immer mit der Ruhe«, sagte De’Unnero. »Die Saat wird bald aufgehen. Und jetzt ins Bett mit dir; wir sollten alle schlafen gehen. Ich muss noch vor Morgengrauen zu Abt Olins Gesandten aufbrechen. Ich denke, sie werden das Turnier mit großer Freude und Erleichterung verfolgt haben.«
»Und anschließend?«, fragte Sadye.
»Nun, anschließend werde ich selbstverständlich an König Danubes Hof zurückkehren«, antwortete De’Unnero. »Aber zuerst werde ich mir den Herzog vornehmen, der, bereits gestorben, wieder ins Reich der Lebenden zurückgeholt wurde, noch dazu von dem Mann, der ihn getötet hat. Es dürfte interessant sein zu sehen, wie ihm diese überraschende und unerwartete Wendung der Ereignisse bekommen ist. Sehr interessant sogar.«
Aydrian ließ die Unterhaltung damit auf sich beruhen, denn natürlich war ihm klar, wie wichtig es war, Herzog Kalas für ihre Sache zu gewinnen. War der Augenblick des Umsturzes erst einmal gekommen, würde der Kontakt zu Herzog Targon Bree Kalas ihre Machtübernahme in Ursal und den oberen Kommandoebenen der königlichen Armee sicherstellen. Wie immer sie auch vorgingen, alle Beteiligten waren sich darüber im Klaren, dass dieser Umsturz nicht ohne Blutvergießen vonstatten gehen würde, selbst wenn König Danube ihnen den Gefallen tat und eines natürlichen Todes starb. Mit Kalas auf ihrer Seite würde das Blutvergießen jedoch erst beginnen, wenn sich Aydrian und seine Kampfgefährten bereits einen Vorteil verschafft hatten, den ihnen keiner mehr nehmen konnte.
Das Einzige, was Aydrian jetzt noch Sorge bereitete, war, dass seine Arbeit größtenteils erledigt war. Vermutlich würde er gezwungen sein, die nächsten Wochen untätig hier herumzusitzen, und das auch nur, wenn er Glück hatte. Wenn nicht, konnte es sich monate- wenn nicht jahrelang hinziehen.
Nein, jahrelang ganz sicher nicht, entschied Aydrian. Er war mit seiner Geduld nahezu am Ende; sobald sie endgültig erschöpft war, würde er alle erforderlichen Hebel in Bewegung setzen, um seine Inthronisierung zu erreichen.
Im Übrigen saß er gar nicht zwangsläufig in der Villa fest, überlegte er, mit der Hand über den Brustharnisch seiner Rüstung und den dort eingelassenen Seelenstein streichend.
Am nächsten Tag machte sich De’Unnero nicht, wie beabsichtigt, auf die Suche nach Herzog Kalas, denn als er in der eleganten Aufmachung des Brutus von Oredale bei Hofe erschien, musste er feststellen, dass dieser seine Agenten überall im Schloss und in ganz Ursal hatte ausschwärmen lassen, um mehr über diesen rätselhaften Tai’maqwilloq in Erfahrung zu bringen.
Da er annehmen konnte, dass Herzog Kalas ihn noch früh genug aufsuchen würde, setzte De’Unnero sein Werk, Unzufriedenheit über die Königin zu säen, mit Hilfe der anderen Adligen bei Hofe fort – was nicht besonders schwierig war.
Draußen im Garten lief er unerwartet einer seiner möglichen Verbündeten über den Weg, die still für sich ein wenig abseits saß.
»Brutus von Oredale, ganz zu Euren Diensten, Lady Pemblebury«, begrüßte er sie und machte Anstalten, sich zu ihr zu setzen.
Constance Pemblebury sah zu ihm auf; erst jetzt erkannte De’Unnero, welch verheerende Auswirkungen die Rückkehr der Königin bei dieser Frau hinterlassen hatte. Ihr blondes Haar schien allen Glanz verloren zu haben, es wirkte kraftlos und matt. Ihre Haut war kreideweiß und spröde, und unter den Augen hatte sie tiefdunkle Ränder. Die Augen waren am verräterischsten; kein Leuchten war in ihnen zu erkennen, kein Funkeln. Sie wirkten leblos.
De’Unnero kannte diesen toten Blick, den er meist in den Augen von Todkranken im Moment ihrer endgültigen Selbstaufgabe gesehen hatte.
»Kenne ich Euch?«, erwiderte Constance und tastete mit zittriger Hand nach einem Glas Wein.
»Das nicht, aber natürlich habe ich schon von Euch gehört, von Lady Pemblebury, der großen Dame Ursals!«, versuchte De’Unnero sie ein wenig aufzumuntern.
Constance lachte ihm ins Gesicht. »Ihr meint wohl diese dumme Kuh, die stets nur ihre Pflicht tat und anschließend verstoßen wurde«, erwiderte sie und wandte den Blick ab.
Ihre Antwort hatte nichts Geziertes; nichts deutete darauf hin, dass sie Komplimente hören wollte.
De’Unnero beschloss, einen neuen Anlauf zu
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