Schattenelf - 2 - Das Turnier
geschickt im Umgang mit dem Schwert und der heiligen Magie der Steine, wie es scheint«, bemerkte er.
»Wo er den Umgang mit der Steinen gelernt hat, kann man wohl nur raten«, erwiderte Kalas, dessen stahlgraue Augen zu schmalen Schlitzen wurden; ein unmissverständlicher Hinweis an De’Unnero, dass es Kalas’ Ansicht nach wohl die Königin gewesen war, die den jungen Krieger darin unterrichtet hatte.
De’Unnero lachte amüsiert in sich hinein. Seiner Ansicht nach war der Herzog im Begriff, sich in Vermutungen zu verstricken, die immer wieder vorwurfsvoll auf Jilseponie hinwiesen. »Er hat es von einem Volk gelernt, das Ihr Euch nicht einmal ansatzweise vorstellen könnt«, erwiderte er geheimnisvoll.
»Dieser Nachtfalke«, sagte Kalas. »Ist er der junge Krieger, von dem Ihr mir am Tag unseres Ausritts erzählt habt? Von dem die Gerüchte behaupten, er sei Königin Jilseponies Liebhaber? Beim Wohl der Krone, ich will es wissen!«
De’Unnero lachte noch immer amüsiert, obwohl Kalas’ Unmut zusehends wuchs. Er zögerte einen Moment, um sich zu überlegen, wie er weiter vorgehen sollte. Keinesfalls musste er jetzt sofort eine Entscheidung fällen und war auch nicht gezwungen, irgendwelche Andeutungen zu machen, die Kalas in eine bestimmte Richtung wiesen – denn der Mann war offensichtlich außer sich und führte seinen ganzen Ärger auf Königin Jilseponie zurück.
De’Unnero konnte nicht widerstehen; es machte einfach zu viel Spaß.
»Wenn Nachtfalke tatsächlich Königin Jilseponies Liebhaber wäre, dann wäre das weit schlimmer, als Ihr Euch vorstellen könnt«, sagte er.
Kalas sprang auf. »Was wisst Ihr über ihn?«, fuhr er De’Unnero an. »Ich will es wissen, und zwar jede Einzelheit …«
»Bitte, nehmt doch wieder Platz, Herzog Kalas«, versuchte De’Unnero ihn zu beruhigen. »Tai’maqwilloq ist nicht der Liebhaber der Königin.«
Kalas wollte schon auf ihn zugehen, doch die letzte Bemerkung traf ihn wie ein Schlag, und so setzte er sich tatsächlich wieder hin.
»Und er hat Euch auch nicht mir fairen Mitteln besiegt«, fuhr De’Unnero fort. »Er hat dazu Magie benutzt – sowohl in seiner Rüstung als auch in seinem Schwert. Ohne die …« Er zuckte mit den Achseln und überließ es Kalas’ Ego, die entsprechenden Schlüsse daraus zu ziehen.
»Ihr scheint viel über ihn zu wissen«, sagte der Herzog misstrauisch.
»Mehr als Ihr Euch vorstellen könnt«, erwiderte De’Unnero. »Ich bin zu einem großen Teil für seine Ausbildung verantwortlich.« Bei diesen Worten griff er an sein Ohr und nahm den störenden Ohrring ab. »Seit ich die Wahrheit über ihn weiß, gibt es für mich nichts Wichtigeres als seine angemessene Vorbereitung.«
»Ihr redet noch immer um den heißen Brei herum«, knurrte Kalas ihn an. »Ihr strapaziert meine Geduld.«
Statt einer Antwort nahm De’Unnero seine Augenklappe ab, lehnte sich zurück und bedachte den sichtlich verwirrten Kalas mit einem durchdringenden Blick. »Erkennt Ihr mich etwa nicht wieder?«, fragte er. »Wir waren einmal Verbündete.«
Kalas schüttelte den Kopf; er verzog das Gesicht, aber ob aus Verwirrung darüber, dass er De’Unnero nicht wiedererkannte, oder gerade weil er es tat, vermochte De’Unnero nicht zu sagen.
»Verbündete ist vielleicht nicht ganz der richtige Ausdruck«, beeilte sich De’Unnero zu erklären. »Obwohl wir damals gemeinsam gegen die Rebellen am Barbakan gekämpft haben.«
Herzog Kalas war wie vom Donner gerührt. Der Adlige saß einfach nur da, den Mund schlaff geöffnet, die Augen starr. »Marcalo De’Unnero«, flüsterte er.
»Eben der«, sagte De’Unnero. »Und ich versichere Euch, mein lieber Herzog, ich bin weder Euer Feind noch der des Königs. Eure Königin ist es, die ich verabscheue, und zwar von ganzem Herzen; sie und den Orden, dem sie dient, einen Orden, der in seinem Bestreben, Eurem Freund, dem König, die weltliche Macht zu entreißen, innerlich verweichlicht ist.«
»Ich sollte Euch auf der Stelle niederstrecken!«, schrie der Herzog.
»Solltet Ihr es versuchen, würde ich Euch, im Gegensatz zu meinem Schützling, nicht von den Toten wiederauferstehen lassen«, erwiderte De’Unnero. Er schüttelte den Kopf, rutschte auf seinem Stuhl nach vorn und hob die Stimme. »Doch Schluss mit diesen Albernheiten. Gekommen bin ich jedenfalls als Euer Verbündeter, ganz sicher nicht als Euer Feind.«
»Wovon redet Ihr eigentlich?«, herrschte der Herzog ihn an. »Was soll der Unfug? Wer ist
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