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Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen

Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen

Titel: Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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schlug abermals die Augen nieder. »Jawohl, Stimme Gottes.«
    »Und was die Übrigen von Euch anbelangt, kommt endlich zur Vernunft!«, fuhr Yakim Douan fort. »In jeder Gesellschaft gibt es unangenehme Unvermeidbarkeiten, wie man an den Piraten unmittelbar vor unserer Küste sieht. Wir sind gewiss bemüht, diese Unerfreulichkeiten zu verringern, aber es wäre bestimmt auch kein Fehler, von ihnen zu profitieren. Und was Euch betrifft, Yatol Grysh«, wandte er sich an den Yatol aus dem am weitesten nordwestlich gelegenen Gebiet Behrens, der im Schatten der mächtigen Berge und der Hochebene entlang des Grenzgebietes zu To-gai in der mächtigen behrenesischen Stadt Dharyan residierte. Grysh, ein kahlköpfiger, grobschlächtiger Mann mit schläfrigen Augen und auffallend wenig Kinn, fungierte praktisch als Yakim Douans oberster Verwaltungsbeamter über die eroberten To-gai-ru. Der eigentliche Eroberer, Yatol Tohen Bardoh, war mit solcher Brutalität vorgegangen, dass Douan gezwungen gewesen war, ihn aus der Steppe abzuziehen. Selbstverständlich lebten auch noch andere Yatol-Priester in To-gai, aber entweder handelte es sich dabei um schnell aufgestiegene, ehrgeizige junge Männer, die man vom Rang eines einfachen Geistlichen zum Yatol befördert und in die Steppe geschickt hatte, oder aber sie waren von to-gai-ruscher Abstammung und Verräter an ihrem eigenen Volk, denen der Chezru-Häuptling aus eben diesem Grund nicht trauen konnte. Blieb Grysh, ein gerissener und oft gefühllos agierender Mann, die perfekte Kombination, um die wilden To-gai-ru zu beherrschen.
    »Wenn mich nicht alles täuscht, gibt es unmittelbar westlich Eures Einflussbereiches zahlreiche Banditen, die die Gegend unsicher machen?«, fragte Yakim den schwergewichtigen Mann.
    Yatol Grysh zwinkerte schläfrig mit den Augen, lächelte und bestätigte dies mit einem Nicken.
    »Findet Ihr etwa keinen Weg, deren ständig wachsende Einnahmequellen anzuzapfen?«, fragte Yakim Douan listig.
    Yatol Grysh, ohne Zweifel der dreisteste und am meisten von sich selbst eingenommene aller Versammelten – mit Ausnahme Yakim Douans, versteht sich –, lächelte nur und nickte abermals, ein Verhalten, das den anderen am Tisch Sitzenden das eine oder andere amüsierte Lachen entlockte.
    »Unvermeidbarkeiten«, sagte Yakim Douan an alle gerichtet »In unserer Welt ist Perfektion unerreichbar. So lautet die Lehre Yatols. Perfektion kann nur in einem Dasein jenseits dieser Welt alles Sterblichen erlangt werden. Wir wissen das; deshalb dürfen wir ein solches Verhalten zwar nicht öffentlich billigen, denn damit würden wir einen Machtverlust riskieren, aber ich möchte jeden Yatol ausdrücklich beglückwünschen, der klug genug ist, diese Unerfreulichkeiten in einen Gewinn umzumünzen.«
    Er schloss mit einem auffordernden Blick hinüber zu Yatol De Hamman.
    »Ganz recht, Stimme Gottes«, beeilte sich der gedemütigte Priester zu erwidern, und obwohl er einen missbilligenden, sogar verärgerten Blick zu Yatol Peridan hinüberwarf, schlug er gehorsam die Augen nieder, sodass Yakim Douan hoffen konnte, die ärgerliche Angelegenheit sei damit erledigt.
    Wie sehr war Douan darauf angewiesen! Wenn sich die Rivalität zwischen De Hamman und Peridan weiter zuspitzte, würde sie vermutlich genau dann ihren Höhepunkt erreichen, wenn der Rat der Yatols die Macht über die gesamte Kirche innehatte – und nicht Yakim Douan, denn der befände sich dann im Bauch einer Frau oder im Körper eines kleinen Kindes. De Hammans und Peridans Stimmen hätten in dieser Ratsversammlung zweifellos großes Gewicht, mehr als die aller anderen, und wenn die beiden sich bekriegten, würde in der Kirche, die Yakim Douan im Alter von zehn Jahren erbte, völliges Chaos herrschen.
    Falls er dann überhaupt noch in der Lage wäre, die Kirche zu erben, denn diese Diadochenkämpfe konnten leicht das Ende jener Tradition bedeuten, die einen solchen Übergang erst möglich machte.
    Kurz darauf verließ ein erschöpfter Yakim Douan die zerstrittene Versammlung, zufrieden, dass es ihm, wenigstens fürs Erste, gelungen war, die Bestie noch einmal in die Schranken zu weisen. Er würde die Lektion, die er den beiden aufmüpfigen Yatols erteilt hatte, noch etliche Male wiederholen müssen, dessen war er sicher. Wenn es ihm nicht gelang, einen zumindest nach außen hin verbindlichen Kompromiss zu finden, wäre er gezwungen, seine sterbliche Hülle vorerst zu behalten – und müsste auch weiterhin die

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