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Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen

Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen

Titel: Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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allmorgendlichen Schmerzen ertragen, die wenig interessierten Blicke, mit denen ihn die Mädchen seines Harems bedachten, wenn sie glaubten, er sehe nicht hin.
    Erst als der müde Chezru-Häuptling den jungen Merwan Ma durch den langen Flur auf ihn zustürzen sah, das Gesicht leuchtend vor Aufregung, wusste er, dass sein Tag noch sehr viel hektischer werden würde.
    »Stimme Gottes«, keuchte Merwan Ma, als er abrupt vor Yakim stehen blieb.
    Es gelang dem Chezru, seine Schultern zu straffen und dem jungen Mann geradewegs in die Augen zu sehen.
    »Meister Mackaront aus Entel ist hier und wünscht Euch zu sprechen.«
    Meister Mackaront war der persönliche Adjutant von Abt Olin aus St. Bondabruce, eines abellikanischen Mönches von großer Machtfülle und Yakim Douans wichtigste Verbindung zum nördlichen Königreich. Der Chezru-Häuptling war gut beraten, mit dem Anflug eines Lächelns und einem knappen Nicken zu reagieren und sich seine Besorgnis über die Nennung des Namens dieses unerwarteten Besuchers nicht anmerken zu lassen. Falls Mackaront mit weiteren schlechten Neuigkeiten nach Süden gekommen war – etwa über Abt Olins Ableben –, könnte dies einen weiteren Strich durch die so sorgsam durchdachten Pläne für seine Phase der Transzendenz bedeuten.
    »Ich werde ihn im Arbeitszimmer des Sonnenuntergangs empfangen«, erklärte Yakim seinem Leibdiener, ließ ihn stehen und bog in den nächsten Flur ein.
    Als er daraufhin Merwan Ma hastig über den Mosaikboden eilen hörte, hoffte er noch einmal, dass die Nachrichten aus dem Norden nichts Unangenehmes verhießen.
     
    Meister Filladoro Mackaront war unzweifelhaft einer der hässlichsten Männer, denen Yakim Douan jemals begegnet war. Sein Gesicht war mit Narben und Pusteln übersät, und seine knollenartige Nase wirkte so schmerzhaft und wund, dass sie fast zu glühen schien. Unter seinen braunen Augen hingen schwere Tränensäcke, und seine Zähne waren völlig krumm und verstümmelt. Und als ob das alles noch nicht genügte, zierten mehrere gewaltige Warzen seinen Kopf und Hals, eine davon, ein rissiges, schwarzbraunes Mal, sogar die Mitte seiner Stirn.
    »Es ist eine Freude, Euch wiederzusehen, Stimme Gottes aller Yatols«, begrüßte ihn Mackaront mit einer Verbeugung. Er sprach ein fließendes Mohdan, die im Osten Behrens am weitesten verbreitete Sprache.
    Yakim Douan bedeutete ihm, in einem Sessel zu seiner Linken Platz zu nehmen; die beiden Sessel waren zum Fenster hin ausgerichtet, von dem aus man einen herrlichen Blick auf den Sonnenuntergang über den westlichen Ausläufern des Großen Gürtels hatte. Yakim Douan hatte sie absichtlich so platziert, bevor Merwan Ma und Mackaront sich zu ihm gesellt hatten, teils weil er sich gerne die prachtvollen Sonnenuntergänge ansah, hauptsächlich aber, damit er dem hässlichen Mann nicht genau gegenübersitzen musste. Im Grunde genommen war er Mackaront durchaus zugetan, auch wenn er es gewöhnlich vermied, ihm ins Gesicht zu sehen.
    »Bitte berichtet mir, dass mein Freund, Abt Olin, wohlauf ist.«
    »Das ist er tatsächlich, Stimme Gottes«, erwiderte Mackaront. »Abt Olin ist nach wie vor bei Kräften und gesund, und seine Augen sind klar.«
    »Und sein Verstand scharf.«
    »So ist es, Stimme Gottes!«
    Schließlich drehte sich Yakim Douan doch um, um den hässlichen Meister aus St. Bondabruce zu betrachten; dabei fiel ihm auf, dass er wegen seines krummen Gebisses nicht einmal seinen Mund völlig schließen konnte. Nicht zum ersten Mal fragte er sich, ob diese äußerliche Hässlichkeit nicht vielleicht der entscheidende Grund für Filladoro Mackaronts Eintritt in den Abellikaner-Orden gewesen war. Schließlich war bei den Abellikanern jedwede Beziehung zwischen Ordensbrüdern und Frauen verpönt – hauptsächlich, weil die führenden Kräfte in der abellikanischen Kirche sicherstellen wollten, dass keine Witwen oder Nachkommen zurückblieben, die Anspruch auf die Ländereien und Besitztümer des Ordens hätten erheben können. Daher schien es durchaus einleuchtend, dass Mackaronts Ordensbeitritt ihm als Rechtfertigung für die kaum bestreitbare Tatsache diente, dass keine Frau das Bett mit ihm teilen wollte.
    »Warum nennt Ihr mich so?«, fragte Yakim Douan den Abellikaner ziemlich unvermittelt. In seinem Rücken hörte er, wie Merwan Ma angespannt Luft holte.
    Mackaront sah ihn fragend an.
    »In Eurer Religion gelte ich doch wohl kaum als Stimme Gottes, oder?«, fragte der Chezru-Häuptling.

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