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Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen

Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen

Titel: Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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»Schließlich verehren wir unterschiedliche Götter, nicht wahr? Und der Begriff der Größe hat für uns ganz unterschiedliche Bedeutungen, dennoch sprecht Ihr mich mit dem Titel an, der normalerweise meinen Leibdienern und durchreisenden Yatol-Priestern vorbehalten ist. Wollt Ihr etwa zur wahren Religion Yatols konvertieren, Meister Mackaront von den Abellikanern?«
    Die Bemerkung ließ Mackaront die Augen aufreißen, und er begann den Kopf zu schütteln, während sich seine unförmigen Lippen stumm bewegten, so als versuche er, die passenden Worte für eine Erwiderung zu finden.
    »Oder tut Ihr es einfach nur aus Höflichkeit?«, fuhr der Chezru-Häuptling schmunzelnd fort, sodass der arme Mackaront erleichtert aufatmen konnte.
    »Stimme Gottes …«, begann Mackaront zögernd, bevor er sich rasch korrigierte, »Chezru Douan, ich wurde, in aller Bescheidenheit, von meinem Meister, Abt Olin von St. Bondabruce, geschickt.«
    Yakim Douan unternahm nicht einmal den Versuch, sein Schmunzeln zu verbergen. Es gefiel ihm, wie Kriecher vom Zuschnitt Mackaronts immer dann auf standesübliche Förmlichkeiten zurückgriffen, wenn sie in die Enge getrieben wurden.
    »Es war nicht meine Absicht, Euch zu beleidigen«, fuhr Mackaront fort. »Nicht im Entferntesten. Ich bringe Euch lediglich den Eurem Rang entsprechenden Respekt entgegen und benutze die Titel, die Ihr bei Eurem Volk verdient habt.«
    »Verdient?«, erwiderte Yakim Douan amüsiert. »Ich bekleide dieses Amt kraft meiner Geburt. Verdienste haben damit nichts zu tun, schließlich wurde dies alles von Yatol, von Gott persönlich, so verfügt. Begreift Ihr das etwa nicht?«
    Meister Mackaronts Gesichtsausdruck hätte kaum verblüffter sein können. Selbstverständlich war ihm diese Argumentation bekannt, schließlich war er ein versierter Kenner der Sitten und Gebräuche der Yatols. Was ihm in diesem Moment jedoch die Sprache verschlug, war die Hartnäckigkeit des Chezru, sein Ton und überhaupt die ganze Richtung dieser Fragerei – Yakim Douan musste doch wissen, dass er mit diesem Gespräch alle Grenzen überschritt.
    »Ich bin nicht berechtigt, die jeweiligen Glaubensgrundsätze und Stärken unserer Religionen zu diskutieren, Chezru Douan«, entgegnete Meister Mackaront nach ein paar unbehaglichen Augenblicken.
    Yakim Douans Lachen bewog ihn, sich abwehrend in seinen Sessel zurückzulehnen.
    »Auf eine solche Debatte solltet Ihr Euch auch unter keinen Umständen einlassen«, sagte er gut gelaunt. »Mir persönlich käme es niemals in den Sinn; dafür sind unsere Welten viel zu verschieden, Meister Mackaront. Abt Olin und ich wissen das bereits seit vielen Jahren, und diese Gewissheit bildet seit Jahrzehnten die Grundlage meiner Freundschaft zu ihm. Wir akzeptieren, mit Demut und Respekt, den Glauben des jeweils anderen, auch wenn ich weiß, dass er sich irrt – wie Ihr auch.«
    Mackaront runzelte die Stirn, während Yakim Douan jede seiner Regungen verfolgte, um sich behutsam, Schritt für Schritt, auf diesem trügerischen Pfad voranzutasten. Er wusste selbst nicht genau, wieso er sich ausgerechnet heute zu diesem Kurs entschlossen hatte. Es war eine beinahe wortwörtliche Wiederholung des Gesprächs, das er mit dem jungen Abt Olin unmittelbar nach dessen Übernahme der Leitung von St. Bondabruce geführt hatte, eine notwendige Klarstellung, bevor die beiden Männer für eine aufrichtige Freundschaft bereit waren.
    In diesem Moment dämmerte Yakim Douan, dass er ganz instinktiv reagierte. Als er von Mackaronts Besuch erfahren hatte, hatte er im ersten Augenblick geglaubt, Olin sei womöglich gestorben. Somit hatte er sich instinktiv zu diesem unerwarteten Gespräch verleiten lassen, ein Gespräch, das durchaus in eine Freundschaft mit Meister Mackaront, Abt Olins möglichem Nachfolger, münden konnte. Für Yakim Douan konnte es nur von Vorteil sein, wenn Meister Mackaront von St. Bondabruce zu einem besseren Verständnis und einer höheren Wertschätzung der Yatol-Religion gelangte.
    »Ich weiß, dass Ihr irrt, weil ich die Stimme des Gottes Yatol bin«, erläuterte der Chezru-Häuptling. »Ebenso wie Euer ehrwürdiger Vater Agronguerre weiß, dass ich … dass wir«, dabei schloss er Merwan Ma mit einer Handbewegung ein, »in unserem Glauben irren«, fügte Yakim Douan achselzuckend hinzu, so als spiele all dies eigentlich keine Rolle. »Euer Abt Olin versteht das. Uns beiden ist klar geworden, dass wir uns – trotz aller Glaubensdifferenzen – in unseren

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