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Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen

Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen

Titel: Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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Douan diese Zweifel nachempfinden! Er erinnerte sich noch sehr gut an die Zeit vor vielen hundert Jahren, als er zum ersten Mal von der Prozedur der Transzendenz erfahren hatte. Da wurden die Dinge noch ganz anders gehandhabt, denn es war nicht etwa der Chezru-Häuptling selbst, der diese Rede hielt. Nein, damals starb der Chezru-Häuptling oft ganz unerwartet, woraufhin die Führer der Chezru-Religion die Suche in Gang setzten.
    Damals, vor all den Jahrhunderten, als er noch selbst an der Suche teilgenommen hatte, war Yakim Douan nur unwesentlich älter gewesen als Bohl jetzt. Er erinnerte sich noch sehr gut, wie ihn der Gedanke, schon bald Zeuge eines Wunders zu werden, mit Ungeduld und einer geradezu überschäumenden Freude erfüllt hatte; er hatte darin eine Bestätigung seines Glaubens gesehen, nach der sich jeder sehnt, ob er es nun zugibt oder nicht. Wenig später hatte man das gesegnete Kind gefunden, und Yakim Douan war voller Vorfreude und in Erwartung äußerster Glückseligkeit eingetreten, um das Wunderkind in Augenschein zu nehmen.
    Vorgefunden hatte er einen Säugling – nicht etwa einen gesegneten Säugling oder ein Yatols Wort verkündendes Wunderkind, sondern ein ganz normales Baby.
    Die Oberhäupter der Chezru, deren Namen ihm längst entfallen waren, hatten ihm und den anderen Yatols damals von den »Wundern« berichtet, die sie das Kind hatten vollbringen sehen, von den Worten, die sie diesen plappernden Säugling hatten sprechen hören, und nicht wenige der anderen Yatols hatten diese Erklärung als hinreichenden Beweis dafür akzeptiert, dass dies tatsächlich das ersehnte Wunderkind war, die neue Stimme des Gottes Yatol.
    Aber Yakim Douan hatte sich nicht täuschen lassen. Instinktiv hatte er begriffen, dass dieser Säugling nichts weiter war als eine Marionette, mit deren Hilfe sich die Oberhäupter der Yatol-Priester die Herrschaft über die Religion und damit über ganz Behren bis ans Ende ihrer Tage sichern konnten.
    Er hatte es einfach gewusst.
    Deshalb waren ihm auch die Zweifel und Ängste, die Yatols wie Bohl jetzt, in der Zeit der nahenden Krise, gewiss verspürten, nur zu geläufig. Wenn es ihm gelänge, sie lange genug auf die Folter zu spannen und sie bis nach der Geburt in Schach zu halten, bis der unumstößliche Beweis sichtbar vor ihnen lag, dass ihr Glaube begründet und dieses auserwählte Kind tatsächlich die Stimme Gottes war, dann könnten Männer wie Bohl für seine nächste Inkarnation zu sehr wertvollen Verbündeten werden.
    »Als ich auserwählt wurde, wusste ich genauso viel über die Wahrheit Yatols wie heute«, erklärte er der versammelten Priesterschar. »Ich konnte die Verse der Schicklichkeit ebenso gut aufsagen wie jetzt …« Er lachte kurz auf. »Nein, sogar besser, denn mein körperlicher Verfall hatte noch nicht eingesetzt, und mein Erinnerungsvermögen pflegte noch nicht auszusetzen, wie es das jetzt gelegentlich tut.«
    Die für den Chezru-Häuptling völlig untypischen Anwandlungen von Humor verleiteten die versammelten zehn Yatols zu amüsiertem Gelächter – mit Ausnahme Yatol Bohls, der dasaß, Douan mit seinen Blicken durchbohrte und sich offenkundig ein sehr genaues Bild von ihm zu machen versuchte.
    Yakim widerstand der Versuchung, ihn wegen dieses Blicks zu rügen, und beschränkte sich darauf, ihn entwaffnend anzulächeln.
    »Als Menschen und vernunftbegabte Wesen habt Ihr selbstverständlich Zweifel«, fuhr er fort, und als sich daraufhin ein allgemeines Gemurmel des Protests erhob, wandte Yakim nur den Blick ab und hob abwehrend die Hände. »Eine vollkommen verständliche Reaktion, meine Lieben, denn der Glaube lässt sich mit Vernunft nicht fassen. Wer von Euch hier hat das Paradies im künftigen Leben gesehen?« Er wartete einen Augenblick, um den versammelten Yatols Gelegenheit zu geben, einander fragend anzusehen. »Nein, die Seele kann man weder sehen noch hören. In Eurem gegenwärtigen Seinszustand bleibt Euch nach dem Tod nur eine leere, leblose Hülle, weshalb Euch die Vernunft sagt, dass der Tod das Ende allen Bewusstseins ist. Aber ich weiß es besser, und ich sage Euch, diese Phase der Transzendenz wird auch Euch die Augen dafür öffnen, dass sich hinter dieser Existenz mehr verbirgt, als uns die Sinne unseres Körpers offenbaren können. Wenn Ihr die wiedergeborene Stimme Gottes vor Euch seht, wenn Ihr sie die Worte der Wahrheit sprechen hört, werdet Ihr verstehen, und Ihr werdet zufrieden sein. Fürchtet die Zweifel nicht,

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