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Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen

Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen

Titel: Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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während dieser Übergangsphase wäre Juraviel gewiss kaum mehr als ein unbeteiligter Beobachter. Vielleicht wären diese Tage in Begleitung einer Person, die mehr mit ihm gemeinsam hatte, erheblich leichter zu ertragen.
    Außerdem hatte Cazzira etwas überaus Anziehendes an sich, trotz ihres stets verdrießlichen Gesichts – oder vielleicht gerade deswegen. Ihre oft leidenschaftliche und aufbrausende Art erinnerte ihn an eine andere Frau aus früheren Zeiten, eine Touel’alfar namens Tuntun, mit der er damals sehr innig befreundet gewesen war. Sogar äußerlich ähnelte Cazzira ihr ein wenig.
    »Dann übernehmt die Führung«, sagte er, was sie auch tat. Kurz darauf betraten Cazzira, Juraviel und Brynn einen schmalen unterirdischen Gang, der sich zu einer größeren und luftigen Höhle weitete. An der Rückwand der Höhle führten zwei Gänge tiefer ins Berginnere; Cazzira fasste beide kurz ins Auge, ehe sie sich schließlich mit einem Nicken für den Linken entschied.
    Kurz darauf hatten sie das letzte Tageslicht hinter sich gelassen, und die drei betraten ein so undurchdringliches Dunkel, dass sie ohne die seltsamen Fackeln nicht einmal mehr die eigene Hand vor Augen hätten sehen können.

8. Eine Versuchung des Glaubens
    »Das Kind wird bereits über ein voll entwickeltes Bewusstsein verfügen«, erklärte Yakim Douan seiner jüngsten Versammlung von Yatols, die meisten von ihnen aus der unmittelbar landeinwärts von Jacintha gelegenen Region. Der Chezru-Häuptling hatte die Einladungslisten für seine Treffen mit äußerstem Bedacht zusammengestellt und sehr ungleiche, oftmals gerade miteinander verfeindete Priester geladen, denn er wollte auf jeden Fall vermeiden, dass sich Geheimbünde bildeten, in denen es ausgerechnet während der Zeit seiner größten Verwundbarkeit zu gären begann. Aus diesem Grund brachte er bei den kleinen Versammlungen, anlässlich derer er gewöhnlich seine traditionelle »Transzendenz-Ansprache« hielt, gegnerische Yatols wie Peridan und De Hamman zusammen, die einander niemals weit genug über den Weg trauen würden, um sich zu einem umstürzlerischen Bündnis zusammenzutun.
    »Aber was bedeutet das denn nun wirklich, Stimme Gottes?«, fragte Yatol Bohl, Oberhaupt einer Gemeinde in der großen Oase Dahdah, neun Tagesreisen westlich von Jacintha. »Wird das Kind bereits Wörter oder gar schon ganze Sätze sprechen können?«
    Yakim musterte Bohl sorgfältig. Mit seinen dreißig Jahren gehörte er zu den jüngsten und ganz gewiss zu den körperlich kräftigsten Yatol-Priestern. Er regierte Dahdah mit eiserner Hand und verlangte von jeder Karawane, die von Westen her nach Jacintha zog – oder von der Hauptstadt in die umgekehrte Richtung –, für Unterkunft und Verpflegung einen geradezu unverschämten Wegezoll. Yatol Grysh hatte bei dem unvermeidlichen Halt auf seinem Rückweg nach Dharyan mit Sicherheit tief in die Tasche greifen müssen.
    »Ein voll entwickeltes Bewusstsein«, wiederholte Yakim. »Das Kind, obschon kaum älter als ein Jahr, wird sich ebenso fließend ausdrücken können wie Ihr oder ich. Das Kind wird mit unseren Sitten und Gebräuchen vertraut sein, es wird über mich, seinen Vorgänger, Bescheid wissen, und es wird wissen, welches Schicksal ihm bestimmt ist.«
    »Eine einfache Bauersfrau, die darauf aus ist, ihrer Familie eine höhere gesellschaftliche Stellung zu verschaffen, könnte doch gewiss –«
    »Das Kind wird weit mehr über Yatol und die Chezru-Religion wissen, als ein Bauer auch nur zu ahnen vermag«, fiel Yakim dem stets verdrießlichen Bohl ins Wort. »Ihr werdet sehen, Ihr werdet verstehen, und Ihr werdet glauben.«
    »Haltet mich bitte nicht für einen Zweifler, Stimme Gottes«, erwiderte Yatol Bohl mit ausgebreiteten Händen, einer Geste reinster Unschuld.
    Yakim Douan fand die Gebärde schlicht lächerlich. Er wusste natürlich ganz genau, dass Bohl und alle anderen, abgesehen vielleicht von den allerfrömmsten wie diesem armen Trottel Merwan Ma, schwerwiegende Bedenken bezüglich der Prozedur der Transzendenz hegten, der symbolischen Machtübergabe an den nachfolgenden Chezru-Häuptling. Natürlich hatten sie die – wie auch nicht? Zu glauben, dass ein kleines Kind – ein Neugeborenes – erscheinen würde, fließender Sprache mächtig und im Besitz sämtlicher Geheimnisse der weisesten Priester ihrer Religion, war eine Glaubensprüfung, eine Überforderung jeglicher Vernunft, und widersprach jeder Lebenserfahrung.
    Wie gut konnte Yakim

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