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Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen

Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen

Titel: Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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auf viel direkterem Weg ein neues Oberhaupt der Yatols einzusetzen?
    Ein durchtriebenes Lächeln erschien auf Yakim Douans Gesicht. Die gleiche Magie, die ihm den Schwindel der Transzendenz ermöglichte, würde ihm bald nützliche Informationen liefern.
     
    »Wir sollen jahrelang warten, nur um am Ende enttäuscht zu werden?«, fragte Yatol Bohl ungläubig seinen Gast, Yatol Thei’a’hu. »Ihr könnt dieses Gewäsch über einen des Sprechens unfähigen Säugling doch unmöglich glauben.«
    »Chezru-Häuptling Douan hat uns gebeten, auf unseren Glauben zu vertrauen, und was wäre Glaube ohne Vertrauen?«, erwiderte der andere Yatol, der mehr als ein Jahrzehnt älter war als Bohl und der mit seinen müden Augen, dem arg zur Kahlheit neigenden Schädel und seinem unablässig zitternden Kiefer – eine Krankheit, die er sich vor vielen Jahren zugezogen hatte – ausgemergelt und erschöpft wirkte. »Wie sollen wir an das Paradies glauben, wenn wir es nicht einmal schaffen, an dieses vergleichsweise unbedeutende Wunder zu glauben?«
    »Unbedeutend?«, wiederholte Bohl mit derselben unnachgiebigen Skepsis in der Stimme. »Ein Säugling, der die Lehren Yatols herunterbetet? Ein Säugling? Habt Ihr je auch nur einen Säugling erlebt, der in vollständigen Sätzen gesprochen hätte, ganz zu schweigen so, dass es irgendeinen Sinn ergab?«
    »Ganz recht, unbedeutend«, beharrte Thei’a’hu. »Wenn Yatol das Paradies erschaffen und den Tod überwinden kann, wie könnt Ihr dann daran zweifeln?«
    Bohl lehnte sich in seinem bequemen Sessel zurück, einem vergleichsweise unförmigen, voll gestopften Sack, und nahm einen tiefen Zug aus dem Schlauch, der zu einem mit Wasser gefüllten Zylinder neben ihm führte. »Aber Ihr zweifelt doch selbst daran, trotz all der Argumente, die Ihr anführt. Warum, mein Freund, wärt Ihr sonst hier?«
    Yatol Thei’a’hu ließ sich in seinem formlosen Sessel in ähnlicher Manier nach hinten sinken und betrachtete sein Gegenüber. Bohls Worte entsprachen durchaus der Wahrheit, wie er sich eingestehen musste. Er hatte kein gutes Gefühl bei der bevorstehenden Phase der Transzendenz, und das war seinem Gesicht und seiner Körperhaltung deutlich anzusehen. In Wahrheit hatte Thei’a’hu Yakim Douan nie sonderlich gemocht; insgeheim war er oft anderer Meinung gewesen als er. Obwohl er die unangefochtene Führerschaft des Chezru-Häuptlings akzeptierte und Douans Anordnungen buchstabengetreu befolgte, hatte Douan mehrfach überaus schädliche Entscheidungen gefällt, die Thei’a’hus zwei Wochenreisen südwestlich von Jacintha gelegene Provinz Eh’thu betrafen. Zehn Jahre zuvor hatte Douan das am weitesten nördlich gelegene Gebiet von Thei’a’hus Provinz einfach abgetrennt und Yatol Presh übereignet, der mit den Nomaden der Tossionas-Wüste umherzog, um die oft unbequemen Nomadenkrieger auf diese Weise sesshaft zu machen. Dem Schachzug war nur mäßiger Erfolg beschieden gewesen, denn die Tossionas-Nomaden machten weiterhin genauso viel Ärger wie zuvor, Thei’a’hu aber hatte die Verschiebung der Provinzgrenzen eine wichtige Oase gekostet. Trotz seines ansonsten unerschütterlichen Glaubens hielt es Yatol Thei’a’hu für ziemlich unglaubhaft, dass Douans Entscheidung auf einer göttlichen Eingebung beruhte – denn wie hätte Yatol ein so offensichtlicher Fehler unterlaufen sollen? Dies war das schmerzlichste Beispiel, es gab aber auch noch andere, die an der Vernunft des ansonsten recht einsichtigen Thei’a’hu nagten.
    »Jahrhundertelang haben wir uns in die Transzendenz Yatols gefügt«, begann Thei’a’hu. »Mit dem Tod des Chezru beginnt die Suche nach der nächsten Stimme Gottes, und diese Stimme Gottes wird durch das Wunder frühreifen Wissens und Sprechvermögens identifiziert. So ist es bei uns Brauch, weshalb Chezru Douan uns auch auf die nächste Transzendenz vorbereitet. Was sollen wir Eurer Ansicht nach tun, Yatol Bohl? Sollen wir uns den Titel selbst aneignen? Glaubt Ihr wirklich, die übrigen zweihundert Yatols von Behren würden einer religiösen Palastrevolte tatenlos zusehen?«
    »Ich habe nichts dergleichen vorgeschlagen!«, erwiderte Bohl scharf.
    »Was also dann?«
    »Wir müssen aufmerksam und wachsam sein«, erklärte der junge Yatol voller Leidenschaft. »Und die Suche unbemerkt selbst in die Hand nehmen, bis wir ein Kind gefunden haben, das unseren Bedürfnissen und Wünschen wohlwollend gegenübersteht.«
    »Glaubt Ihr im Ernst, so etwas bei einem

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