Schattenelf - 4 - Feuerzauber
Kommandanten sich aufgelöst hatte, damit die Kriegerin und ihr Freund unter vier Augen miteinander sprechen konnten.
»Was immer wir tun, wird zwangsläufig immer tollkühner, jetzt, da die Verfolger sich immer besser organisieren«, erwiderte Brynn. »Chezru-Häuptling Douan wird uns sogar noch sehr viel mehr Truppen auf den Hals hetzen. Ich bin sicher, eine dritte und schließlich auch noch eine vierte Streitmacht wird von Jacintha aus losmarschieren, und irgendwann werden sie uns stellen. Jede einzelne von ihnen wäre imstande, uns vernichtend zu schlagen oder zumindest bis zur Handlungsunfähigkeit zu schwächen.«
Pagonel nickte grimmig. »Du hast von Anfang an gewusst, dass du die Behreneser selbst dann nicht mit Gewalt würdest besiegen können, wenn du ganz To-gai hinter dir scharst.«
Nun war es an Brynn, mit düsterer Miene zu nicken. »Jetzt, da Avaru Eesa gefallen ist, wird Yatol Bardoh in Gewaltmärschen bis vor die zerstörten Tore eilen. Versetzen wir ihm also einen weiteren Stich – und ich bete zu Joek, dass ich dort endlich Gelegenheit erhalte, meine Klinge in das Blut dieses verfluchten Bardoh zu tauchen.«
»Selbst wenn du dafür den großen Krieg aufgeben müsstest, den du vom Zaun gebrochen hast?«
Die Frage ließ Brynn stutzen und setzte ihrem Übereifer einen Dämpfer auf. Sie sah sich genötigt, ihr gegenwärtiges Vorgehen noch einmal zu überdenken.
»Der Plan wird funktionieren«, beharrte sie.
»Musst du unbedingt dieses Risiko eingehen?«
»Es erscheint vertretbar und wird uns außerdem große Vorteile verschaffen.«
»Wirklich große?«
»Ausreichend große«, erwiderte Brynn. »Je mehr Truppen des Chezru-Häuptlings wir aus Jacintha herausziehen, desto schwerer wird uns in Zukunft jeder Sieg fallen. Wir sollten sie daher nehmen, wie sie kommen. Pherol und ich haben auf dem Weg hierher behrenesische Truppen angegriffen, die sich auf dem Rückzug aus To-gai befinden. Viele haben wir nicht töten können, vielleicht gerade mal hundert, aber ich könnte mir denken, dass jetzt noch sehr viel mehr den Wunsch verspüren, aus der Armee zu desertieren. Ihre Toten wurden vollkommen sinnlos geopfert, sie konnten nicht einen Gegner töten, konnten sich nicht rächen. Das ist das Frustrierendste überhaupt, was einem Krieger passieren kann.«
Der Mystiker stimmte ihr mit einem Nicken zu. »Wenn Chezhou-Lei Shauntil sich tatsächlich so ausschließlich auf den Marsch nach Avaru Eesa konzentriert, wie du annimmst, wird er uns vermutlich gar nicht bemerken.«
»Und dann könnte mein Plan …«
»… den Behrenesern tatsächlich einen weiteren empfindlichen Schlag versetzen«, musste Pagonel zugeben. »Aber wir stünden unter enormem Zeitdruck und müssten uns sehr beeilen, noch dazu mit einer wütenden Armee unmittelbar im Nacken.«
»Dank Pherol können wir uns mit Vorräten versorgen, was ihnen verwehrt ist«, beharrte Brynn. »Außerdem sind To-gai-ru zu Pferd schneller als Behreneser. Wie lange wollen sie uns denn verfolgen? Wie schnell werden wir wieder einen ausreichend großen Vorsprung haben, um eine weitere Stadt in Schutt und Asche zu legen?«
»Wie lange würde es dauern, bis Chezru-Häuptling Douan dir weitere dreißigtausend Mann auf den Hals hetzt?«
Die Frage hatte etwas Ernüchterndes. Brynn wusste nur zu gut, dass Douan ohne weiteres dazu fähig wäre.
Trotzdem nickte sie bloß; mit dieser Möglichkeit hatte sie sich längst abgefunden. »Du weißt, was du zu tun hast und wann?«
»Wir werden dort sein«, versprach Pagonel.
Brynn lächelte und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
Kurz darauf waren sie und Pherol bereits wieder auf dem Weg zurück in den Norden. Auf dem Rückflug verzichtete Brynn auf einen Angriff gegen Shauntils Truppen, nachdem sie sich mit einer Reihe von Vorbeiflügen davon überzeugen konnte, dass der Chezhou-Lei-Krieger seine Armee darauf eingestellt hatte, unverzüglich und mit großer Härte zurückzuschlagen. Aber der weniger gut vorbereiteten Armee Yatol Bardohs versetzten sie einen weiteren Schlag; sie stießen aus großer Höhe auf sie herab und zersprengten die letzten Reihen der vom Hochplateau herabsteigenden Soldaten, da Bardoh es offenbar nicht einmal für nötig gehalten hatte, seine bereits unten angekommenen Truppen zusammenzuhalten, um den Nachzüglern Deckung zu geben. Stattdessen hatte er sie ohne Umschweife in Richtung Avaru Eesa reiten lassen.
Pherol machte sich genüsslich über das bereits geschwächte Ende der
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