Schattenelf - 4 - Feuerzauber
schneller als sie; wir können ihnen entkommen«, antwortete Brynn. Sie richtete ihren Blick nach Westen, zu der fernen Höhenlinie, die das Hochplateau To-gais markierte. Wenn die Armeen im Norden und Süden durch die engen Pässe aus der Steppe herunterstiegen, dann standen die Chancen tatsächlich nicht schlecht, dass sie und Pherol sie in einer leicht verwundbaren Position abfangen konnten.
Sie nickte entschlossen, als ihr dämmerte, dass der Kampf an diesem Tag für sie noch nicht beendet war. Ohnehin musste sie sich noch heute mit Pherol auf den Weg machen, um Pagonel über seine genaue Rolle in der bevorstehenden riskanten Schlacht zu unterrichten.
»Gleich westlich von uns hat eine große Gruppe behrenesischer Flüchtlinge ihr Lager aufgeschlagen«, berichtete kurz darauf eine weitere Kundschafterin, worauf der unmittelbar neben der Frau stehende Tanalk Grenk ein leises, zorniges Knurren von sich gab, das selbst bei Pherol kaum bedrohlicher hätte klingen können.
»Lasst sie in Frieden«, sagte Brynn. Es war ein Befehl, der sich an die Gruppe ihrer manchmal etwas ungestümen Kommandanten richtete. »Sollen sie Yatol Bardoh ruhig über unsere ungefähre Stärke unterrichten.«
»Damit er Avaru Eesa, den sicheren Sieg vor Augen, einfach überrennen kann?«, fragte ein anderer.
»Damit er Avaru Eesa umzingelt, um zu verhindern, dass irgendjemand die Stadt verlassen kann.«
»Euer Riesendrache wird uns kaum alle rechtzeitig nach der gleichen Methode ausfliegen können, mit der er uns vom Hochplateau heruntergebracht hat«, erwiderte jemand mit sorgenvoller Stimme.
Doch Brynns Lächeln wurde nur noch breiter; sie fand, dass es endlich an der Zeit war, etwas zu riskieren und einen Teil der behrenesischen Soldaten in eine offene Feldschlacht zu verwickeln.
Als sich die Abenddämmerung über die Steppe senkte und die Wüste hinter ihnen bereits im Dunkeln lag, entdeckten Brynn und Pherol die endlose Reihe von Fackeln, die sich über einen schmalen, geröllübersäten Weg vom Hochplateau To-gais hinunter in die behrenesische Ebene wand.
»Vermutlich will er die ganze Nacht durchmarschieren, in der Hoffnung, uns auf diese Weise einzuholen«, schrie Brynn dem Drachen zu. »Dieser Bastard Bardoh ist wütend, und diese Wut wird ihm zum Verhängnis werden!«
Pherol verstärkte seinen Flügelschlag, so dass sie, in weitem Bogen von Norden her kommend, in rasendem Tempo am Rand des Hochplateaus dahinjagten.
Brynn lenkte den Drachen genau über die endlose, schmale Marschkolonne. Die Riesenbestie legte sich in die Kurve, glitt Feuer speiend über sie hinweg und verbrannte jeden Behreneser, der nicht fliehen oder sich hinter einem Felsen in Sicherheit bringen konnte. Pherols peitschender Schwanz zertrümmerte das Felsgestein und schleuderte zahllose Männer in den Tod.
Die völlig überraschten Behreneser brauchten viel zu lange, um ihre Bogenschützen oben am Rand des Landbruchs in Stellung zu bringen. Wer mitten auf dem schmalen Pfad erwischt wurde, fand kaum Zeit, in Deckung zu gehen oder Hals über Kopf zu den bereits unten im Wüstensand eingerichteten massiven Verteidigungsstellungen hinunterzuhasten.
In dieser Phase der Verwirrung und des Chaos schlugen Brynn und Pherol mehrfach und mit brutaler Härte zu. Als die Verteidigung sich schließlich zu organisieren begann, Pfeilsalven den Himmel füllten und die gewaltigen Wurfgeschütze ihre tödlichen Geschosse vorbereiteten, lenkte Brynn den Drachen von der Hochebene fort und rief aus vollem Hals hinunter zu den Soldaten: »Avaru Eesa gehört mir!«
Dann schossen sie und Pherol in südlicher Richtung davon, immer entlang der Abbruchkante des Hochplateaus, und wiederholten ihr zerstörerisches Werk bei der zweiten behrenesischen Streitmacht, den Truppen Shauntils. Die Armee unter dem forschen Kommando des gewieften Chezhou-Lei hatte sich jedoch erheblich schneller organisiert und konnte Brynn und Pherol rasch wieder verjagen, ohne dass großer Schaden entstanden wäre und mehr als ein paar vereinzelte Behreneser ihr Leben verloren hätten.
Die junge Hüterin und der Drachen flogen in südlicher Richtung, ehe sie nach Osten abschwenkten, bis allmählich die fernen Lichter der Streitmacht Pagonels in Sicht kamen.
Dort angekommen, setzte der Drachen Brynn ein Stück außerhalb des Lagers ab, worauf die Hüterin ihren Verbündeten einen Besuch abstattete.
»Der Plan erscheint mir ziemlich tollkühn«, erklärte Pagonel, nachdem die Versammlung der
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