Schattenelf - 4 - Feuerzauber
dafür war er dankbar. Sie hatten Zweifel gesät; vielleicht würde die Saat Wurzeln schlagen und aufgehen und der Tyrannenherrschaft Douans ein Ende machen.
Pagonel blieb jetzt nur noch eins zu tun.
Er konzentrierte sich erneut, nahm seine Kraft zusammen, versammelte jede Unze seiner Lebensenergie in einem einzigen, in sich ruhenden Punkt und wappnete sich für die Entladung.
Behutsam streckte er seine Fühler aus, in der Hoffnung, der Chezhou-Lei würde noch warten und ihm jenen winzigen Augenblick zugestehen, den er benötigte.
Schon spürte er, wie die Verbindung zu dem Hämatit hergestellt wurde, den Yakim Douan in der Hand hielt.
»Ich muss unseren Feinden allerdings Respekt zollen für ihre gerissene Kriegslist«, sagte Douan soeben lachend.
Pagonel nahm seine ganze Lebensenergie zusammen, schlug die Augen auf, ließ seine Arme in einem unvermittelten Bewegungsausbruch kreisen und schickte den Energieball zur anderen Seite hinüber, wo dieser sich des Hämatits bemächtigte, tief in ihn eindrang und ihn mit der reinen, unverfälschten Energie des Chi überflutete.
Den Jhesta Tu waren die Geheimnisse der Edelsteine bereits seit geraumer Zeit bekannt. Schon früh hatten sie herausgefunden, dass die in ihnen enthaltene Energie im Wesentlichen dieselbe Energie war, die auch ihr Chi ausmachte, dieselbe Energie, die das gesamte Universum durchdrang. Die Kraft eines Edelsteins hing von der in seinem Innern enthaltenen Energie ab, und diese Energie war endlich.
Der Hämatit drüben auf der anderen Seite des Saales zerplatzte, seine Splitter stoben auseinander, trafen den überraschten Yakim Douan und warfen ihn zu Boden.
Erste Stimmen wurden laut, die den Tod des Mystikers forderten. Doch bevor der Chezhou-Lei dieser Forderung nachkommen konnte, schrie Mado Wadon ihn an, er solle den Gefangenen am Leben lassen und ihn ins Verlies bringen.
Andere Wachen erhielten Befehl, den verwundeten Douan fortzutragen und auf ein bequemes Lager zu betten. Der Chezru-Häuptling, noch halb bei Bewusstsein, leistete ihnen anfangs heftigen Widerstand und versuchte verzweifelt, Splitter seines kostbaren Seelensteins aufzuklauben, irgendein größeres Stück des verzauberten Steins, das es ihm erlauben würde, sich in ihn zu versenken.
»Stimme Gottes?«, fragte jemand schlicht. Als er den Kopf hob, sah er Mado Wadon und einige andere, unter ihnen Yatol De Hamman, ungläubig auf ihn herabschauen.
»Er könnte noch einmal explodieren«, versuchte er sich wenig überzeugend zu rechtfertigen.
»Gewiss, Stimme Gottes«, sagte Mado Wadon. »Geht jetzt mit den Soldaten. Ihr seid verletzt, und wir haben nun erst einmal dafür zu sorgen, dass Chom Deiru wieder sicher ist.«
Yakim Douan nickte mehrfach und versuchte, irgendeine Täuschungsstrategie zu entwickeln, die er verfolgen konnte, um das Risiko möglichst gering zu halten. Außerdem musste er natürlich unbedingt einen Weg finden, einen neuen Seelenstein in seinen Besitz zu bringen. Olin würde ihm gewiss helfen. Ja, und anschließend würde er ihn die nächsten Jahre geheim halten, bis alles sich wieder beruhigt hatte, bis er so weit wiederhergestellt war, um einen neuen Versuch der Transzendenz zu wagen.
Natürlich würde all das in vierzig oder fünfzig Jahren keine Rolle mehr spielen, wenn sämtliche Zeugen des heutigen Tages das Zeitliche gesegnet hatten und längst unter der Erde lagen und kein Mensch sich mehr an Merwan Mas Namen erinnerte!
Dieser Narr Merwan Ma!
Wenig später lag die Stimme Gottes irgendwo in Chom Deiru bequem in einem Bett, während draußen vor der Tür Posten Wache hielten. Seine Verletzungen, kaum mehr als ein paar harmlose Schnittwunden und Blutergüsse, waren längst nicht so schwer wie befürchtet, und die ersten Yatols, die gekommen waren, um ihm ihre Aufwartung zu machen, hatten ihr großes Bedauern darüber ausgesprochen, dass derart üble Verschwörer wie Merwan Ma und dieser Jhesta Tu überhaupt in den Palast hatten eindringen können.
»Wo befindet sich dieser Jhesta Tu zurzeit?«, fragte Douan Mado Wadon.
»Er ist tot, Stimme Gottes«, erwiderte der Yatol. »So wie Ihr es befohlen habt. Obwohl es für uns alle eine große Freude gewesen wäre, ihn in aller Öffentlichkeit vor dem Palast verbrennen zu sehen.«
»Zu gefährlich«, sagte Douan.
»Selbstverständlich, Stimme Gottes«, erwiderte Mado Wadon mit einer Verbeugung. »Ruht Euch jetzt etwas aus. Soeben erreichen uns die ersten Berichte von der Schlacht um Dharyan.«
»Der
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