Schattenelf - 4 - Feuerzauber
Fausthieb ins Gesicht einstecken, der ihn fast auf den Felsen geschickt hätte.
»Ihr kämpft nicht schlecht«, beglückwünschte ihn Pagonel.
»Spar dir deine unsinnigen Beleidigungen, du Hund!«, brüllte der Chezhou-Lei, ehe er sich abermals voller Ungestüm auf den Jhesta Tu stürzte.
Nach einem weiteren heftigen Handgemenge ließen die beiden voneinander ab, und Pagonel beobachtete leicht verwundert, wie sich ein schiefes Grinsen auf Wan Atenns finsterem Gesicht ausbreitete. Der Chezhou-Lei war schon in der Vorwärtsbewegung, hielt dann aber plötzlich inne.
Pagonel spürte die Bewegung hinter seinem Rücken, und da ihm das Gelände bestens vertraut war, sprang er instinktiv hoch, zog die Beine unter seinen Körper und drehte sich in der Luft herum.
Der Hieb des zweiten, neben dem Felsen hinter Pagonel stehenden Chezhou-Lei verfehlte ihn, aber der Mystiker wusste, dass das von untergeordneter Bedeutung war. Das Ablenkungsmanöver würde dem eindrucksvoll kämpfenden Wan Atenn einen großen Vorteil verschaffen.
Und tatsächlich, kaum war Pagonel gelandet, stürzte Wan Atenn, das Schwert mit beiden Händen über dem Kopf erhoben, auf ihn zu und holte zu einem gewaltigen Hieb aus, den der Mystiker nicht würde abblocken können.
Den sicheren Sieg vor Augen, warf sich der Chezhou-Lei mit einem gewaltigen Schrei nach vorn.
Um gleich darauf von einem wuchtigen, harten Schlag mitten im Gesicht getroffen zu werden, der ihn zur Seite taumeln und kopfüber vom Felsen kippen ließ. Im ersten Moment dachte er an einen Fausthieb, aber noch im Fallen dämmerte ihm, dass er von einem Pfeil getroffen worden war.
»Macht mir jetzt bloß keine Vorwürfe, ich hätte mein Wort nicht gehalten!«, rief Brynn Dharielle, als sie ihr Schwert zog und neben Pagonel auf den Felsen sprang.
»Vorwürfe?«, schrie der Mystiker zurück, der sich bereits auf den nächsten Gegner stürzte und ihn mit einer Serie peitschenschneller Tritte in die Defensive drängte. »Ich wollte mich gerade bei Euch bedanken! Vorhaltungen mache ich Euch erst, wenn das hier alles vorüber ist!«
Der Chezhou-Lei-Krieger machte kehrt und ergriff die Flucht, doch Pagonel setzte ihm sofort nach und verfolgte ihn bis auf das eigentliche Schlachtfeld.
Brynn wollte den beiden schon hinterher, als sie hinter sich eine Bewegung hörte und erkannte, dass Wan Atenn, der Bezwinger Ashwarawus, noch nicht tot war.
Also wartete sie mit dem Rücken zu ihm, um ihn auf den Findling heraufzulocken. Als er kurz darauf zu ihr auf den Felsen sprang, wirbelte sie herum, schlug ihr Schwert hart gegen seine stoßende Klinge und drückte sie zur Seite weg. Dann fiel ihr Blick auf sein Gesicht, auf den noch immer tief in seiner Wange steckenden Pfeil.
»Erkennt Ihr mich wieder?«, fragte sie und nahm die korrekte Grundhaltung des Bi’nelle dasada ein, den vorderen, rechten Fuß senkrecht zum abstützenden linken, den rechten Arm vorgestreckt und am Ellbogen leicht gebeugt, den linken Arm hinter dem Rücken nach oben angewinkelt. Perfekt ausbalanciert.
»Sollte ich das?«, erwiderte der Chezhou-Lei nuschelnd. Seine Stimme war kaum zu verstehen, da er seinen zerfetzten Unterkiefer fast nicht bewegen konnte. »Du bist keine Jhesta Tu, sondern nichts weiter als eine feige Hündin, die nur von weitem schießt.«
»Und von nahem trifft!«, korrigierte Brynn und attackierte mit einer Plötzlichkeit, die den Krieger sichtlich überraschte. Er versuchte noch, sein Schwert vor den Körper zu ziehen, doch es war bereits zu spät. Brynn zwang ihn mit vorgehaltener Klinge einen Schritt zurück.
Wan Atenn versuchte, den Schmerzensschrei in seiner Kehle zu unterdrücken. Am liebsten hätte er der zierlichen Frau noch weitere Beleidigungen an den Kopf geworfen, aber er traute sich nicht mehr zu sprechen, wagte nicht mehr, ihr zu zeigen, wie gründlich sie ihm mit ihrem Stoß den Atem verschlagen hatte.
Er fand sein Gleichgewicht wieder, griff mit urplötzlichem Ungestüm an, ließ sein Schwert in perfektem Bogen von rechts nach links, über seinen Kopf und sogar hinter seinem Rücken kreisen, wechselte es von einer Hand in die andere, stach blitzschnell zu und zog sich ebenso schnell zurück, nur um gleich darauf aus einer anderen Richtung anzugreifen.
Doch mit ihren elegant ausgewogenen Bewegungen, ihrem steten Vor und Zurück, blieb Brynn für ihn unerreichbar. Fast augenblicklich wurde ihr die Überlegenheit ihres Kampfstils bewusst. Trotz seines überragenden Könnens bewegte
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