Schattenelf - 4 - Feuerzauber
Boden ging.
In diesem Augenblick erkannte sie den Reiter wieder. Sie hatte mit eigenen Augen gesehen, wie er Ashwarawu getötet hatte.
Pagonel hielt genau auf ihn zu, warf sich in eine hohe Hechtrolle, drehte sich in der Luft und trat das in seine Richtung stoßende Schwert zur Seite weg, ehe er dem Krieger seinen zweiten Fuß mit voller Wucht in die Flanke stieß und ihn damit fast aus dem Sattel wuchtete. Der Mystiker setzte sofort nach, drehte sich, bekam den Mann zu fassen und zog sich zu ihm hinauf, um zu verhindern, dass er ihm mit seinem Schwert gefährlich werden konnte.
Aber der Krieger war kein Neuling im Kampf Mann gegen Mann. Was immer Pagonel sich in Brynns Augen an Vorteil verschafft haben mochte, war nahezu augenblicklich wieder dahin, als ein schwerer Panzerhandschuh ihn krachend im Gesicht traf.
Verwirrt von den widersprüchlichen Kommandos während des Handgemenges, bäumte sich das Pferd auf, ehe es mit ausgreifenden Sprüngen genau gegenüber von Brynn und parallel zur Front davonraste.
Dann nahm die tobende Schlacht Brynns ganze Aufmerksamkeit gefangen. Ihr Herz machte einen Freudensprung, denn dank ihres brillanten ersten Streichs waren die Mystiker der Jhesta Tu auf dem besten Wege, die Oberhand zu gewinnen.
Ihr Blick wanderte zurück zum anderen Ende der Front, wo sie Pagonel und den Chezhou-Lei soeben vom Pferd stürzen und hinter einem Felsen zu Boden gehen sah. Obwohl sie fest versprochen hatte, sich aus dem Kampf herauszuhalten, rannte Brynn sofort los, umrundete das Schlachtfeld und machte sich auf die Suche nach ihrem abgestürzten Freund.
Die beiden Männer standen sich auf einem brusthohen, flachen Findling ein gutes Stück abseits des eigentlichen Kampfgeschehens gegenüber.
»Dich kenne ich doch«, sagte der Chezhou-Lei mit einem spöttischen Lächeln, die Augen zu bedrohlich schmalen Schlitzen zusammengekniffen. »Wir sind uns schon einmal begegnet, Mystiker.«
Pagonel, der sich den Arm beim Sturz auf den Felsen schmerzhaft aufgeschürft hatte, trat einen Schritt zurück, hob beide Hände vor die Brust und machte eine knappe, respektvolle Verbeugung. »Ich bin Meister Pagonel«, sagte er. »Ich würde gerne Euren Namen erfahren.«
»Du wirst erst meinen Namen und dann mein Schwert kennen lernen«, versprach ihm sein Gegner. »Ich bin Wan Atenn. Vergiss das nicht, denn meine Augen werden das Letzte sein, was du in diesem Leben siehst!« Mit diesen Worten machte der grimmige Krieger einen Satz nach vorn, riss das Schwert um den Kopf herum und ließ es blitzschnell herabsausen – ein zu kurz geratener Hieb, dem auszuweichen Pagonel keine Mühe hatte –, um es gleich darauf nochmals hochzureißen und nach einem kurzen Vorwärtsschritt zu einem zweiten, überlegteren Hieb anzusetzen, der schräg nach unten auf Pagonels Schulter zielte.
Dank seiner hervorragenden Körperbeherrschung hätte der Mystiker wiederum zurückweichen können, entschied sich dann aber in der Dauer eines Lidschlags gegen diese Vorgehensweise. Er fand seine Lebensenergie, den mächtigen, unaufhaltsamen Strom seines Chi, lenkte ihn in seinen linken Arm und blockte den Hieb ebenso sicher ab, als hätte er einen metallenen Schild verwendet.
Dann ließ er eine rechte Gerade gegen Wan Atenns Brust schnellen. Seine Faust prallte dumpf gegen den Schuppenpanzer, doch hinter seinem Schlag lag kein rechtes Chi, denn Pagonel musste seine ganze Kraft aufbieten, um sich das machtvolle Schwert vom Leib zu halten. Wan Atenn taumelte zwar einen Schritt zurück, war aber nicht wirklich angeschlagen.
Wieder attackierte der Chezhou-Lei voller Ungestüm mit einem diagonalen Schwerthieb. Pagonel schlug einen Salto über die Klinge hinweg und warf sich dann rasch zur Seite, bevor der Krieger für einen tödlichen Rückhandschlag die Richtung wechselte.
Oder zumindest dazu ansetzte.
Sirrend kam Wan Atenns Klinge blitzschnell zurückgeflogen; Pagonel ließ sich unmittelbar vor ihr zu Boden fallen, kam sofort wieder hoch und traktierte seinen Gegner mit einer Abfolge harter Schläge, ehe er als Antwort des überaus gewandten Chezhou-Lei einen linken Haken gegen die Schulter sowie einen Tritt gegen das Knie einstecken musste.
Die beiden gingen in Abwehrhaltung, ehe sie erneut angriffen und zwei kraftvollen Widdern gleich mit den Köpfen gegeneinander prallten. Sie tauschten Hiebe und Tritte aus, bis Wan Atenn ihm mit seinem vortrefflichen Schwert eine Verletzung am Oberarm zufügte. Doch dafür musste dieser einen
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