Schattenelf - 4 - Feuerzauber
zuwandte.
»Gleich hier oben zwischen seinen Schultern«, wies die Doc’alfar sie an. Brynn warf ihr einen ungläubigen Blick zu, dann hievte sie erst das eine und dann das andere Bein über Pherols kräftige Schultern und ließ sich unter tatkräftiger Hilfe der beiden Elfen schließlich auf der Bestie in Menschengestalt in eine sitzende Stellung gleiten.
Fast augenblicklich begann Pherol seine äußere Gestalt zu verändern und zu wachsen, so dass Brynn, obwohl der Drache sich auf die Vorderbeine fallen ließ, dem Erdboden keinen Zoll näher kam. Cazzira sprang hinter ihr auf die zusehends größer werdende Bestie.
Augenblicke später sah Brynn sich plötzlich rittlings auf einem ausgewachsenen Drachen sitzen, die Beine fest um seinen Hals geklammert.
»Wie sollen wir …«, stammelte Brynn. »Was …«
»Zum Plaudern ist jetzt wirklich nicht der rechte Augenblick!«, rief Juraviel ihr vom Boden aus zu, ehe er ihr den Bogen reichte und dann selbst absprang und sich von seinen winzigen Flügeln hinter der noch immer völlig verdutzten Hüterin neben Cazzira tragen ließ. »Man hat eine ziemlich große Streitmacht gegen deine Freunde aufgeboten. Wenn niemand ihnen hilft, sind sie mit Sicherheit verloren.«
»Geht tapferen Herzens in den Tod und versucht noch einen Chezhou-Lei ins Jenseits mitzunehmen!«, rief Pagonel seinen Kriegern zu, als der aus Hunderten von erfahrenen Soldaten bestehende Halbkreis sich immer enger um sie zusammenzog.
Die Soldaten aus Jacintha, Speere und Schwerter über ihren Köpfen erhoben, wollten sich gerade mit einem Schlachtruf in den Kampf stürzen, als ihr vielstimmiges Geschrei von einer einzigen Stimme übertönt wurde, einem mächtigen Gebrüll, wie man es in der Welt Koronas noch nie gehört hatte.
Pherol, der Drache, stürzte herab auf die Reihen aus behrenesischen Soldaten, die sich zwischen die Mystiker und die rettenden Stufen zu ihrer Bergfeste geschoben hatten, und verwandelte viele von ihnen mit seinem heißen Atem in lebende Fackeln.
Brynn, das flammende Schwert himmelwärts gereckt, saß rittlings auf seinem Hals, dahinter Juraviel, der unermüdlich mit seinem Bogen schießend einen entsetzten Soldaten nach dem anderen niederstreckte.
Wer von den behrenesischen Angreifern nicht aus schierem Entsetzen wie angewurzelt stehen blieb, brach aus der Formation aus und ergriff Hals über Kopf die Flucht. Pagonel und Meister Cheyes erschien es in diesem Augenblick wenig ratsam, sich über die unerwartete Wendung zu wundern. Sie scharten ihre Krieger um sich und wiesen sie an, die Verwundeten einzusammeln und Richtung Treppe zu laufen. Anschließend ließen sich die beiden hinter ihre sich absetzenden Kämpfer zurückfallen, bereit, sich jedem Soldaten oder Chezhou-Lei in den Weg zustellen, der sie verfolgte.
Doch niemand kam. Der Zorn des Drachen, dieses Feuer speiende schaurig-schöne Ungetüm mit Namen Pherol, hatte die Behreneser in die Flucht geschlagen.
Der Drache legte sich in eine steile Kurve, griff erneut an und dezimierte die Soldaten mit einem weiteren Feuerstoß ein zweites Mal. Dann packte er einen Mann mit einer seiner harten Krallen, hob ihn vom Boden auf und zermalmte ihn, ehe er mit seinem alles vernichtenden Schwanz ein paar seiner Kameraden zur Seite wischte.
Es war der Beginn eines Tages voller Schrecken für die flüchtenden Behreneser, die von der übermächtigen Bestie und den drei Reitern auf ihrem Rücken unerbittlich verfolgt wurden.
Einigen Soldaten gelang die Flucht vom eigentlichen Schlachtfeld, doch Pherol setzte ihnen rasch nach, bis schließlich auch die bestürzten, von den grimmigen Chezhou-Lei zusammengetriebenen Dörfler das Chaos und den Drachen bemerkten und vor Entsetzen schreiend die Flucht ergriffen.
»Nicht die Dorfbewohner!«, riefen erst Juraviel und Cazzira und schließlich auch Brynn dem Drachen immer wieder zu. Brynn konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Bestie eine ganze Weile brauchte, bis sie es über sich brachte, von dem allzu verlockenden Anblick der in Scharen flüchtenden Menschen abzulassen.
»Flieg einfach über sie hinweg, aber tu ihnen nichts!«, wies Juraviel ihn an, ehe er Brynn zurief: »Erklär ihnen, wer du bist. Sag ihnen, sie sollen den Mut nicht verlieren, denn Brynn Dharielle, der Drache von To-gai, sei gekommen, um sie zu befreien!«
Damit war die Legende geboren.
Nachdem sie den flüchtenden Dorfbewohnern ihre Freiheitsbotschaft zugerufen hatte, gab sie dem riesigen Drachen
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