Schattenelf - 4 - Feuerzauber
konnte Pagonels Gründe, ihr die Teilnahme an der Schlacht zu verbieten, durchaus verstehen, und teilweise gab sie ihm sogar Recht. Im Grunde sah sie es ähnlich, auch wenn ihr das jetzt, da sie ihre erst vor kurzem hinzugewonnenen Freunde in eine ernste Gefahr marschieren sah, kaum ein Trost sein konnte.
Also beschloss die eigensinnige junge Frau, dasselbe junge Mädchen, das auch die strikten Anordnungen der Touel’alfar so oft zu umgehen gewusst hatte, Pagonels Befehl wörtlich zu nehmen. Es war nicht ihr Kampf, aber das hieß noch lange nicht, dass sie nicht zuschauen durfte. Mit gesenktem Kopf und nach außen hin zutiefst betrübt, wartete sie, bis die Mystiker nach einer Weile außer Sicht waren, dann schnappte sie sich Bogen, Schwert und Kampfausrüstung, lief zur Treppe und eilte ihnen den langen, weiten Weg hinterher.
Kaum hatte sie sich dem Grund des geröllübersäten Tales genähert, sah Brynn die beiden Parteien ihre Kampfstellungen einnehmen. Sofort drängte sich ihr der Eindruck auf, dass ihre Freunde tatsächlich gewaltig im Nachteil waren, denn die Jhesta Tu standen, jeder mit einem langen Speer bewaffnet, auf breiter Front in gleichmäßigen Abständen nebeneinander, während die im Gegensatz zu ihnen gepanzerten Chezhou-Lei bedrohlich gegenüber Aufstellung genommen hatten, obendrein zu Pferd. Was mochte Pagonel nur bewogen haben, seinen Todfeinden den gewaltigen Vorteil einzuräumen, die Schlacht beritten zu bestreiten?
Schon lagen Brynn ein paar erlesene Flüche auf der Zunge, aber dann blieben ihr die Worte in der Kehle stecken, als das Donnern des Sturmangriffs der Chezhou-Lei losbrach und einhundert kräftige Hengste den Grund des Tals erzittern ließen. Wie auf ein Kommando ließen sich die Jhesta Tu in eine hockende Abwehrhaltung fallen und richteten ihre Speere aus.
Brynn zuckte innerlich zusammen und biss sich ängstlich auf die Unterlippe. Für jeden halbwegs geschickten Reiter wäre es eine Kleinigkeit, mit seinem Ross außer Reichweite der Speere zu bleiben oder ihnen mit einer Finte auszuweichen, das Pferd plötzlich zu verreißen und den auf der Stelle verharrenden Mystiker einfach über den Haufen zu reiten.
Schon stürmten die Chezhou-Lei heran, ihre legendären Schwerter aus gefalztem Metall hoch über den Köpfen erhoben.
Brynn war so erschrocken, dass sie um ein Haar die Augen geschlossen und das Schauspiel der Mystiker der Jhesta Tu verpasst hätte, die, wiederum scheinbar einem einzigen Kommando gehorchend, ihre Speere blitzschnell herumdrehten, mit der Spitze unmittelbar vor den heranpreschenden Pferden fest in den steinigen Boden rammten und absprangen, um sich von den sich unter ihrem Gewicht biegenden, dann wieder streckenden Schäften über die erste Angriffswelle schnellen zu lassen.
Es gelang nur wenigen Chezhou-Lei, ihre nach vorn gereckten Schwerter noch hochzureißen, und dann meist ohne große Wirkung. Einige reagierten schnell genug, um ihre Pferde zu verreißen und den heranfließenden, tretenden Mystikern auszuweichen, die meisten jedoch wurden von den Jhesta Tu buchstäblich mitten ins Gesicht getroffen, und innerhalb weniger chaotischer Augenblicke war der Grund des Tals mit Mystikern der Jhesta Tu und gestürzten Chezhou-Lei-Kriegern übersät, während überall reiterlose Pferde umherirrten.
Dann waren beide Parteien wieder auf den Beinen und stürzten sich mit wildem Ungestüm in den Kampf Mann gegen Mann. Das Aufblitzen von einhundert Klingen, das verwirrende Durcheinander aus einhundert fliegenden Fäusten, ebenso vielen Tritten sowie der gleichen Anzahl stoßender Speere ließ Brynn rasch jeden Überblick verlieren. Sie konzentrierte sich auf einen kleineren Frontabschnitt und erspähte mitten im Gedränge Pagonel.
Er hatte seinen Gegner vom Pferd gestoßen und sich so geschickt von dem vorbeistürmenden Pferd heruntergleiten lassen, dass er mit dem Knie genau auf der Kehle des am Boden liegenden Mannes gelandet war. Sofort war er wieder auf den Beinen, trat mit einer blitzschnellen Bewegung nach einem anderen Chezhou-Lei, der sich soeben wieder aufrichten wollte, und streckte ihn endgültig zu Boden. Dann rannte er plötzlich los und überließ den zweiten gefallenen Krieger einem seiner Ordensbrüder, da ein anderer Mystiker etwas abseits in arge Bedrängnis geraten war.
Brynn zuckte ebenso zusammen wie Pagonel, als der Mann, vom Schwert eines nicht aus dem Sattel geworfenen Reiters gefällt, in einer hellroten Gischt seines eigenen Blutes zu
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